Die Tore von Fès: Eine historische, gesellschaftliche und politische Erzählung - Bab Boujloud
Bab Boujloud
Bab Boujloud (Arabisch: باب بوجلود) ist das bekannteste und zugleich schönste Tor von Fès und gilt als das zweitprächtigste Stadttor Marokkos, nach dem berühmten Bab al-Mansur al-Alj in Meknès. Trotz seiner späten Entstehung im Vergleich zu den anderen Toren der Stadt ist es heute das Wahrzeichen von Fès und ziert zahlreiche Darstellungen der Stadt.
Das Tor besteht aus einem imposanten Hauptportal, das mit marokkanisch-andalusischen Zellij-Fliesen verziert ist: Auf der Außenseite in leuchtendem Blau - der Farbe von Fès - und auf der Innenseite in Grün, der Farbe des Islam. Flankiert wird das Hauptportal von zwei kleineren, im selben Stil gestalteten Torbögen, was dem Bau eine harmonische Dreigliederung verleiht. Die architektonische Gestaltung folgt den traditionellen Prinzipien der marokkanischen Baukunst.
Die Herkunft des Namens Bab Boujloud, das an der nordwestlichen Seite der Altstadt im Stadtteil al-Qarawiyyin liegt, gibt Anlass zu unterschiedlichen Deutungen. Eine weit verbreitete Theorie besagt, dass das Tor ursprünglich Bab Abi al-Junud („Tor der Soldaten“) genannt wurde, da es zu einem großen Platz führt, auf dem Soldaten der Almoraviden, Almohaden und Meriniden vor ihrem Aufbruch zu militärischen Feldzügen, insbesondere nach Al-Andalus, versammelt wurden.
Interessanterweise wird dieser Name jedoch in den klassischen historischen Quellen nicht erwähnt. Stattdessen findet sich der Name Boujloud erstmals in Pachturkunden der Qarawiyyin-Moschee aus der Zeit des alawitischen Sultans Mūlāy Ismāʿīl.
Heute ist der Name Bab Boujloud die gebräuchlichste und bekannteste Bezeichnung für dieses eindrucksvolle Stadttor, das als eines der Hauptzugangstore zur historischen Altstadt dient.
Einer Erzählung zufolge, ist der Name Bab Boujloud auf eine Gerberei zurückgeht, die sich neben der Kasbah Boujloud am Rand des Flusses befand, der aus den Gärten von Jinan as-Sabil fließt. Auch wird der Name mit Bab al-Majlis in Verbindung gebracht, da das Tor auf Initiative des ersten Stadtrates von Fès errichtet wurde. Wie in einem französischen Text mit dem Titel „Die ewige und geheimnisvolle Stadt Fès“ erwähnt wird: „Der Stadtrat kaufte einen Stall von Scherif Mūlāy at-Ṭāhir al-Alawī, und die Gemeinde sah sich gezwungen, drei Handelsgeschäfte des Hubous[iii] abzureißen. Nach sehr zähen Verhandlungen wurde der Stall gekauft... Der Hubous stimmte dem Abriss zu, unter der Bedingung, dass nach dem Bau des Tores neue Räumlichkeiten im gleichen Bereich zur Verfügung gestellt werden...“
Der Bau des Tors begann im Jahr 1913 und wurde 1915 - in der Zeit als General Lyautey in Fès stationiert war - abgeschlossen. Die Franzosen bezeichneten es als Bab al-Umma (Tor der Nation). Auch wurde es als das französische Tor bezeichnet, weil es nach der Einführung des französischen Protektorats in Marokko erbaut wurde.
Dieses Tor, das von den Franzosen errichtet wurde, erregte den Unmut der Fès-Bewohner gegenüber der französischen Kolonialherrschaft. Es wurde von den Einheimischen als Bab an-Nassara (Tor der Christen) bezeichnet, und viele weigerten sich, unter seinem Bogen hindurch zu gehen. Einige Gelehrte von Fès erklärten sogar: „Wer hindurch geht, ist ein Ungläubiger.“ Dies zwang die Franzosen, das Bab al-Kasbah, das sich links von diesem Tor auf der äußeren Seite befindet, zu schließen, da es von den Menschen als alternative Durchgangsmöglichkeit genutzt wurde. Im Laufe der Zeit begannen die Menschen doch, das Tor zu benutzen und gaben ihm den Namen Bab Boujloud.
Der Name Bab Boujloud bezieht sich im Übrigen auf drei Tore, die alle in der gleichen Region dicht beieinander liegen. Direkt links von Bab Boujloud befindet sich ein altes Tor, dessen Bauzeit laut einigen Quellen ins 12. Jahrhundert datiert wird, während andere Quellen es auf das 9. Jahrhundert zurückführen. Es wird auch als das Tor der Kasbah al-Mourabitin bezeichnet, da es den Zugang zur Kasbah Filala und zur Ṭal‘a al-Kbira darstellt. Es erhielt zudem den Namen Bab al-Maṭmar, in Bezug auf die Getreidespeicher der Mourabitin und Almohaden außerhalb der Stadt.
Ein drittes Tor, das ebenfalls den Namen Bab Boujloud trägt, befindet sich am Ende des Platzes Boujloud, wo die Straße nach Sidi Moujbir und Fès al-Jadida beginnt. Dieses Tor, das sich in der Nähe von Bab as-Chems befindet, wurde von einer italienischen Mission in den 1880er Jahren im europäischen Stil errichtet, passend zur Architektur von Bab al-Makina. Es erhielt ebenfalls den Namen Bab Boujloud. Im Jahr 1916 wurde es dann von General Lyautey umgebaut, um es in Einklang mit der restlichen Architektur der Stadtmauern zu bringen.
Bab Boujloud öffnet sich zu mehreren historischen Wahrzeichen, wie der Kasbah Boujloud der Mourabitin und später der Almohaden, der Kasbah Filala oder Kasbah an-Nouwar, den Gärten Jnan as-Sabil, der Sekundarschule von Moulay Idris und dem Platz Boujloud, der einst ein Zentrum für die Volksunterhaltung und Straßenkunst war, mit Geschichtenerzählern, Akrobaten und Musikern. Zudem gilt es als der Hauptzugang zur Medina, Stadtteils Adwat al-Qairawan.
Folgende Tore werden in diesem Artikel beschrieben: Bab Ftouh - Bab L‘Khoukha - Bab Sidi Boujida - Bab Gissa - Bab Chorafa - Bab Mahrouk - Bab Boujloud - Bab L‘Khmis, Bab Sagma - Bab Dekkakin - Bab s-Semmarin - Bab Jyaf - Bab Amr - Bab L‘Hdid - Bab Jdid - Bab L‘Hamra - Bab Sid L'Awwad. Zurück auf Seite 1. |