Die Tore von Fès: Eine historische, gesellschaftliche und politische Erzählung - Bab Mahrouq
Bab Mahrouq
Bab Mahrouk (Arabisch: باب المحروق, Tor des Verbrannten“). Rechts neben dem Bab Chorafa, in Richtung Westen, erhebt sich Bab Mahrouq, eines der bedeutendsten Stadttore von Fès, das sowohl geschichtlich als auch architektonisch von herausragender Bedeutung ist. Es erhielt seine Bezeichnung durch eine Praxis aus vergangenen Zeiten, als hier die Leichen von hingerichteten Verbrechern verbrannt oder deren Köpfe zur Abschreckung ausgestellt wurden. Es diente lange Zeit als Haupteingang für Reisende und Karawanen, die aus den westlichen Regionen nach Fès kamen.
Das Tor beeindruckt durch seine monumentale Bauweise mit einem breiten Hufeisenbogen, der von mächtigen Türmen flankiert wird. Seine strategische Lage machte es über Jahrhunderte zu einem der wichtigsten Zugangspunkte zur Stadt und zugleich zu einem militärisch bedeutenden Verteidigungswerk. Das Bab al-Mahrouq führt auf eine große Freifläche außerhalb der Stadtmauer, die als Sammelpunkt für Märkte, militärische Paraden und öffentliche Hinrichtungen genutzt wurde.
Obwohl es heute keine militärische Funktion mehr erfüllt, bleibt das Tor ein wichtiges Wahrzeichen der Stadt. Es markiert den Übergang von der historischen Altstadt zur Außenwelt und ist ein beliebter Ausgangspunkt für Besucher, die die umliegenden Hügel und das offene Land erkunden möchten.
Ein weiteres historisches Ereignis, das unweit des Bab al-Mahrouq stattfand, ist die Verbrennung des Leichnams des großen andalusischen Gelehrten Lisān ad-Dīn Ibn al-Khatīb (1313–1374). Obwohl dieses Ereignis nichts mit der Namensgebung des Tores zu tun hat, bleibt es doch ein düsteres Kapitel der Geschichte von Fès. Ibn al-Khatīb, ein herausragender Intellektueller, Politiker und Literat seiner Zeit, wurde von seinen Feinden und Neidern der Ketzerei, des Unglaubens und der Beleidigung des Propheten bezichtigt. Diese Anschuldigungen führten dazu, dass er im Gefängnis erdrosselt wurde. Nach seiner Beerdigung wurde sein Leichnam wieder aus dem Grab geholt und öffentlich verbrannt - ein tragisches Schicksal, das den Machtkämpfen jener Epoche geschuldet war.
Nicht weit vom Bab al-Mahrouq entfernt befindet sich das Grab eines weiteren herausragenden Gelehrten, des großen malikitischen Rechtsgelehrten Abū Bakr ibn al-ʿArabī al-Maʿāfirī. Nach seiner Rückkehr aus dem Osten reiste Ibn al-ʿArabī von Al-Andalus nach Marrakesch, um dem Almohaden-Kalifen Abd al-Muʾmin die Treue zu schwören. Auf seiner Rückreise in seine Heimatstadt Sevilla erkrankte er jedoch schwer und verstarb. Er wurde außerhalb von Fès beigesetzt – etwa sechzig Jahre vor dem Bau des heutigen Tores.
Das letzte bekannte öffentliche Exekutionsereignis am Bab al-Mahrouq war die Hinrichtung des berüchtigten Rebellen gegen die Alawiden-Dynastie, Dschilāli az-Zarhūnī, bekannt als Bou Hmara, im Jahr 1909. Dieser Aufstand fand während der Herrschaft des Sultans Abd al-Ḥafīẓ ibn al-Ḥasan statt. Bou Hmara wurde zunächst gefangen genommen und anschließend öffentlich am Tor hingerichtet, womit eine der blutigsten Episoden des Widerstands gegen die alawitische Monarchie ihr Ende fand.
Folgende Tore werden in diesem Artikel beschrieben: Bab Ftouh - Bab L‘Khoukha - Bab Sidi Boujida - Bab Gissa - Bab Chorafa - Bab Mahrouk - Bab Boujloud - Bab L‘Khmis, Bab Sagma - Bab Dekkakin - Bab s-Semmarin - Bab Jyaf - Bab Amr - Bab L‘Hdid - Bab Jdid - Bab L‘Hamra - Bab Sid L'Awwad. Zurück auf Seite 1. |