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Die Tore von Fès: Eine historische, gesellschaftliche und politische Erzählung - Bab Chorafa

Seite 6 von 13: Bab Chorafa

Bab Chorafa

Bab Chorafa (Arabisch: باب الشرفاء) blieb für die Bewohner der Adwat al-Qarawiyyin lange Zeit der wichtigste Zugang zu den nordöstlichen Gebieten der Stadt, bis im Jahr 1913 das Bab Boujloud erbaut wurde. Der Name des Tors Bab Chorafa ist eng mit der benachbarten Kasbah verbunden, die ihrerseits unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt ist: Bab Chorafa, Kasbah an-Nouwar und Kasbah Filala. Über die genaue Entstehungsgeschichte dieser Festung ist bislang wenig bekannt. Es herrscht Uneinigkeit darüber, wann sie als Teil der Verteidigungsanlagen rund um den Boujloud-Platz errichtet wurde. Doch aufgrund ihrer architektonischen Merkmale und der kunstvollen Gestaltung ihres Torbogens, der dem Meriniden-Tor im äußeren Mauerwerk von Chellah in Rabat ähnelt, lässt sich vermuten, dass ihr Bau in die Epoche der Meriniden zurückreicht.

Trotz der beeindruckenden Erscheinung des Kasbah-Tores, das von zwei massiven Türmen flankiert und von hohen Mauern umgeben ist, erfährt es nur wenig Aufmerksamkeit seitens Forscher und Besucher der Stadt. Dies mag sowohl an der unklaren historischen Bedeutung als auch an seiner Lage in einem wenig einladenden, von einfachen Märkten geprägten Viertel liegen. Zur rechten Seite des Tores befindet sich ein improvisierter Obst- und Gemüsemarkt mit einigen Lebensmittelläden. Früher gab es hier moderne Getreidemühlen. Zur linken Seite führt ein Durchgang, an dem sich einfache Cafés sowie Läden zur Reparatur defekter Haushaltsgeräte befinden. Vor dem Tor erstreckt sich ein Platz, auf dem jeden Abend ein Flohmarkt für Gebrauchtwaren und günstige Artikel stattfindet. In unmittelbarer Nähe liegt zudem der große Markt für Secondhand-Kleidung, bekannt als Juteya Boujloud.

Das Bab Chorafa bildet damit nicht nur ein historisches Tor zur Stadt, sondern auch ein wichtiges Bindeglied zu den wirtschaftlichen und alltäglichen Aktivitäten dieses lebendigen Stadtviertels.

In der Kasbah lebt heute eine Mischung aus verarmten Nachkommen ehemaliger Soldatenfamilien, die einst im Dienst der Sultane standen, sowie Migranten aus den südöstlichen Regionen Marokkos, die sich in Fès niedergelassen haben. Der kurze Weg zur linken Seite der Kasbah führt zum Bab Chorafa, über dessen Baugeschichte die Quellen ebenfalls nur wenig Auskunft geben. Vermutlich stammt das Tor entweder aus der Zeit der Almohaden oder der Alawiden-Dynastie, da es in seiner architektonischen Gestaltung dem nahegelegenen Bab Mahrouq ähnelt. Beide Tore dienten als zusätzliche Ausgänge für den nördlichen Teil der Stadt.

Da das Bab Chorafa heute nicht mehr als Durchgangstor zur Außenwelt genutzt wird, wurde es von der marokkanischen Kulturbehörde restauriert. Ein Versuch, das Tor als kulturellen Veranstaltungsraum für Ausstellungen zu etablieren - ähnlich dem Bab ar-Rouah in Rabat - scheiterte jedoch, aus Gründen, die wohl nur der Kulturbehörde selbst bekannt sind.

Folgende Tore werden in diesem Artikel beschrieben: Bab Ftouh - Bab L‘Khoukha - Bab Sidi Boujida - Bab Gissa - Bab Chorafa - Bab Mahrouk - Bab Boujloud - Bab L‘Khmis, Bab Sagma - Bab Dekkakin - Bab s-Semmarin - Bab Jyaf - Bab Amr - Bab L‘Hdid - Bab Jdid - Bab L‘Hamra - Bab Sid L'Awwad. Zurück zu Seite 1.

 

Bab Mahrouq
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