Reiseführer-Landkarte J12: Zwischen Natur und historischer Spurensuche

Wenige Kilometer vor den Toren der Stadt Agadir bieten zahlreiche lohnenswerte Ziele Abwechslung vom reinen Badeurlaub. Wir folgen heute der N1 nach Norden um im Geopark Anza ehrfürchtig vor fast 85 Millionen Jahre alten Dinosaurier-Abdrücken zu stehen.

Durch Zufall im Jahr 2014 entdeckt, findet selbst ein Laie vorzugsweise bei Ebbe die Spuren zweier Gattungen: die Theropoden bewegten sich auf zwei Beinen mit drei Zehen fort, dazwischen hinterließen die Pterosaurier - fliegende Reptilien - ihre Abdrücke im Kalkstein. Samir, ein leidenschaftlicher Kenner des Gebietes ist immer vor Ort, spült hilfsbereit den Sand aus den Spuren, erklärt geschichtliche Hintergründe, demonstriert gern in einer ballettreifen Vorführung die Landung der Flugsaurier. Nebenbei formt er aus feuchtem Sand im Handumdrehen einen kleinen Dino.

Beeindruckt von diesem historischen Exkurs rollen wir wieder Richtung Agadir, biegen aber östlich von Agadir Oufella auf eine kleine Straße ab, die uns nach knapp 10 Kilometern zu einer heißen Quelle führt. Unter Arganbäumen entdecken wir einen idyllischen Picknickplatz an dem 46°C warmes Wasser in ein Becken sprudelt. An Wochenenden ein beliebter Treffpunkt marokkanischer Familien, verlockt der Ort in der Woche zu einer erholsamen Pause im Schatten.

Weiter schlängeln wir uns am nördlichen Stadtrand von Agadir über schmale Straßen, bis wir auf die P1006 stoßen, die uns nach etwa 15 Kilometern zu Saadiergräbern führt.

Um deren Bedeutung zu erfassen, ist ein kleiner geschichtlicher Rückblick notwendig. Eine der Nachfolgedynastien der Almohaden waren die ursprünglich im Draa-Tal um Zagora und Tamegroute ansässigen Saadier. 1521 nahmen sie Marrakech ein und weiteten ihre Herrschaft von dort Richtung Norden aus.

Am Fuße des Hohen Atlas im kleinen Dorf Timezguida befindet sich eine fast tausendjährige Moschee mit Koranschule in außergewöhnlicher Architektur. Auf dem dazugehörenden Friedhof liegen sterbliche Überreste von Toten, die unter Saadier-Führung gegen die portugiesische Besatzung von Founty (Agadir) gekämpft haben. Zwei der Gräber sind mit speziellen Ornamenten verziert, die darauf schließen lassen, dass es sich dabei um Grabstellen von Saadier-Fürsten handelt. Die in strahlendem Weiß getünchte Moschee und Friedhofsmauer sind allein schon von außen eine Augenweide, noch tiefer wird der Eindruck, wenn der Imam Zutritt zu ihrem Inneren gewährt. Die blankgewetzten Holzpfeiler, die das Dach tragen, zeugen tatsächlich von einer sehr langen Vergangenheit.

Um die Seele baumeln zu lassen, Eindrücke zu verarbeiten, steigen wir von hier direkt ins Tal ab. Unten angelangt empfangen uns auf Stein gemalte rote und grüne Wegmarkierungen entlang eines kleinen Wasserlaufes. Wir folgen ihnen.

Wir erreichen ein malerisches Tal, in dem jeder Naturliebhaber auf seine Kosten kommt. Munter plätschert ein kleiner Bach neben dem Weg. Weiter oben speist er eine Wasserrinne, die in ein Becken mündet. Erklimmt man die abenteuerliche Stiege dort hoch, erwartet einen ein herrlicher Überblick über das Tal. Wir steigen flussaufwärts, der rot markierte Weg führt steil den Hang hinauf, wir entscheiden uns für die sanftere Variante. Plötzlich bleiben wir stehen, bücken uns verwundert - tatsächlich, direkt am Weg entdecken wir in großen Felsblöcken unzählige Versteinerungen von Muscheln. Beim genauen Hinsehen begleiten sie uns ein ganzes Stück am Weg entlang. Immer neue Felsformationen begeistern uns, dazwischen duften wilde Kräuter. Das Tal wird schmaler und nun führt auch unser Pfad hinauf auf eine Hochebene, auf der wir Reste verstreut liegender Gebäude entdecken. Sicher werden sie noch von Hirten benutzt, wenn diese ihre Tiere auf den umliegenden Weideflächen grasen lassen.

Wir überqueren die Hochebene und finden auf der anderen Seite den rot markierten Weg, der uns in steilen Zickzackkurven wieder Richtung Tal führt. So schnell können wir uns aber von den ständig wechselnden faszinierenden Panoramablicken nicht trennen, legen öfter eine Pause ein. Der steile Pfad fordert unsere Aufmerksamkeit doch so sehr, dass es wenig ratsam erscheint, sich beim Laufen umzuschauen. Im Nachhinein beglückwünschen wir uns, nicht diesen Aufstieg gewählt zu haben!

Zufrieden schlendern wir zum Auto zurück und verwerfen schnell unsere Idee, dem Crocopark vor der Rückkehr nach Agadir noch einen Besuch abzustatten. Zu intensiv waren die Erlebnisse des heutigen Tages, um sie mit noch mehr Eindrücken zu überfrachten. So heben wir uns diesen Besuch für einen späteren Zeitpunkt auf.
 

Bereits in dieser Serie erschienen:

Aufgrund des Verlagswechsels wurden neue ISBN-Nummern vergeben. Hier die Übersicht:

GPS Waypoints Marokko - Morocco - Maroc: Alte ISBN 9783931099176
Neue ISBN 9783943752359

Stadtplan Agadir - Cityplan: Alte ISBN 9783931099299
Neue ISBN 9783943752366

J12: Agadir • Taghazout • Imouzzer + Cityplan Agadir, 2019: alte SBN: 9783931099282 
Neue ISBN 9783943752373

K13: Tafraoute nord - Tizourgane – Igherm: Alte ISBN 9783931099275
Neue ISBN 9783943752380

K14: Tafraoute • Amtoudi • Aït Mansour • Tanalt • 1:120.000, 2023: alte ISBN: 9783931099411 
Neue ISBN 9783943752397

K15: Amtoudi • Fam El Hisn • Ifrane • Taghjijt, 2022, ISBN: alte 9783931099329
Neue ISBN 9783943752649

L11: Asni • Imlil • Oukaïmeden • Setti-Fatma + Wanderkarte Toubkal &Lac d`Ifni, 2021: alte ISBN: 9783931099305
Neue ISBN 9783943752656

L14: Tata - Akka - Tadakoust - Jbel Bani: Alte ISBN 9783931099428
Neue ISBN 9783943752663

M11 Aït-Ben-Haddou • Ouarzazate • Skoura + Straße der Kasbahs I, 2022: alte ISBN 9783931099312
Neue ISBN 9783943752670

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