Baiʿa (Treueeid) als Schlüssel zur marokkanischen Herrschaftsstabilität
Zu den grundlegenden Merkmalen des Regierungssystems in Marokko gehört die Stabilität der Herrschaft. Diese Stabilität ist eng mit einer Reihe historischer Gegebenheiten verknüpft, die sich seit der Einführung des Islam und der darauffolgenden Abfolge von Dynastien und Herrscherfamilien in Marokko entwickelt haben.
Die spezifische Form des Regierungssystems, die auf der Baiʿa (ungefähre Übersetzung: Treueeid) gemäß den bekannten Rechtsvorschriften des islamischen Rechts und den von islamischen Gelehrten als „Sultansrecht“ bezeichneten Regelungen basiert, hat neben den übrigen historischen Faktoren erheblich zu dieser Stabilität beigetragen. Diese Faktoren prägen die allgemeinen und besonderen Umstände jeder Phase der marokkanischen Geschichte, angefangen von der islamischen Eroberung bis hin zur Zeit des Protektorats.
Besonderheiten der verschiedenen Treueeide |
Mit dem Übergang in die Phase nach dem Protektorat trat Marokko in eine Ära ein, in der es trotz vielfältiger Bemühungen, die Regierungsmechanismen zu modernisieren und weiterzuentwickeln, an seinen historischen Wurzeln festhielt. Dieses Erbe bildet das Kapital, das Marokkos Geschichte mit seiner Gegenwart verbindet.
Mein Anliegen in diesem Beitrag ist es, diese historischen Wurzeln und ihre Entfaltungen näher zu beleuchten, insbesondere in Bezug auf einen zentralen Aspekt, bei dem Form und Inhalt des Regierungssystems eine untrennbare Einheit bilden. Dieser Aspekt ermöglicht es, die Essenz des Regierungssystems in einem zusammenfassenden Konzept zu greifen, bedarf jedoch einer Vielzahl wissenschaftlicher Herangehensweisen.