Familienreise durch Südmarokko - 5. Tag M´hamid
5. Tag M´hamid
In Zagora kaufen wir Turbantücher für unseren Wüstentrip
Morgens um 10 steht L´Hassan in der Eingangshalle des Sirocco: Er begleitet uns in das Wüstencamp Le Petit Prince, in das wir heute auf Kamelen reiten, um eine Nacht unter den Sternen der Sahara zu erleben. Die Kinder sind genauso gespannt wie wir Erwachsenen. Die Tour startet in M´Hamid, dem „Tor zur Wüste“. Es liegt 90 km südlich von Zagora – und dort fahren wir jetzt hin. Die gut ausgebaute Straße führt durch das Vallee du Dra und bietet wunderschöne Bilder: Links und Rechts flankiert von entfernten Bergketten, die mit ihrem horizontalen Streifenmuster an einen aufgeschnittenen Baumkuchen erinnern. Oben sind sie plan, als habe jemand mit einem Hobel alle Unebenheiten beseitigt. Am Fuß der Berge ein Palmensaum, davor ein weites Feld aus Geröll und roter Erde. Die Steine zerbröseln, je weiter wir nach Süden kommen. Wir halten in einer kleinen Stadt auf der Strecke und kaufen auf dem Markt für alle große Tücher, knallblau für Leon und Vincent, hellblau für Ebby und weiß für mich. L´Hassan zeigt uns, wie man sie um den Kopf wickelt und feststeckt, so dass Mund und Nase geschützt sind.
Sieht cool aus und fühlt sich gut an; der Chergui bläst heftig und die Sonne brennt. Kurz vor M´Hamid kurven wir durch Dünen und Palmenoasen. Der Himmel ist nicht mehr blau, sondern weiß und diesig. Am Ortseingang parken wir vor dem Haus von Cherg-Expedition, dem Unternehmen, das die Tour organisiert. Von hier aus sollen wir sechs Kilometer durch Oasen und Dünen in das Wüstencamp reiten. Allal wartet neben dem Haus mit zwei Dromedaren und zwei Eseln. Wir packen unsere kleinen Rucksäcke auf den Rücken, und los geht‘s: Den Kopf eingepackt wie die Tuaregs, steigen Vincent und Ebby zuerst auf die Dromedare. Die knien ruhig im Sand, kauen vor sich hin und lassen sich bereitwillig besteigen.
Das Camp Le Petit Prince. Hier findet von das Sahara Kultur- und Musikfestival statt
Der harte Sattel ist mit bunten Decken abgefedert, sodass das Reiten nicht im Schritt scheuert. Allal sagt irgendetwas, die Tiere erheben sich unter lautem Blöken und setzen sich langsam in Bewegung. Leon und ich reiten auf den Eseln; das ist erheblich unruhiger, aber schneller. Etwa eine Stunde lang reiten wir durch Dörfer in Oasen, über die Dünen, und jetzt sind wir wirklich in der Wüste: Um uns herum ist nichts als Sand, nur vereinzelt wachsen Grüppchen von Palmen oder Tamarisken. Der Wind legt sich etwas, die Sonne gibt ein atemberaubendes Bild frei: Unterschiedlich hohe Dünen formen eine sanfte Hügellandschaft mit eingeschliffenem Wellenmuster. Das warme Braun des Sandes leuchtet in der Nachmittagssonne, die lange schwarze Schatten malt. Das Camp ist in Sicht: Le petit Prince ist etwa so groß wie ein halbes Fußballfeld: Kreisförmig angeordnete Biwakzelte begrenzen ein planes Areal. Die Hälfte sind Schlafzelte mit dunkelbraunen Decken als Dach und einem Teppich als Eingangstür. Ein Viertel des Kreises ist zur Mitte hin offen, mit vielen Teppichen ausgelegt, niedrigen Tischen und dicken Kissen.
Ein weiteres Viertel besteht aus einer gemauerten Küche, einem großen Restaurantbereich, Waschraum und WCs. Wüstenführer Abdou wartet schon auf uns, bringt Tee und erzählt von seiner Heimat. Er strahlt viel Ruhe aus und man spürt, wie sehr er die Wüste liebt. Fern von allen Ablenkungen der Zivilisation tickt die Zeit hier anders: „Hier kann man den inneren Zähler auf Null stellen“, sagt Abdou. Wie wahr! Um 18 Uhr wird es dunkel, wir genießen den unendlichen Sternenhimmel über den Silhouetten der Dünen. Abdou und L´Hassan kochen uns eine leckere Tagine mit Pflaumen, Sesam und Rosinen. Gute Nacht in der Wüste!