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Reisebericht: 2 Wochen Essaouira - und zurück nach Essaouira

Seite 5 von 6: und zurück nach Essaouira

Montag:

Nach dem Aufstehen brechen wir am frühen Vormittag noch einmal nach Norden entlang der Küstenstraße auf. Wir passieren "den traurigen Strand" und gelangen nach ca. 15 km an eine riesige Bucht mit scheinbar idealen Surfbedingungen. Nachdem der Besitzer des kleinen Kaffees oberhalb der Straße Geld für seinen Schotterparkplatz verlangt (unter der Woche war eine Rast noch kostenlos) parken wir schließlich direkt am Straßenrand und steigen an den Strand hinab. Wenig Leute und der feine Sand sind die absoluten Highlights dieses Strandes, zum Surfen und Baden mit Kindern ist er jedoch absolut nicht zu empfehlen, da ich noch nirgendwo auf der Welt eine so starke Strömung erlebt habe. In 10 Minuten wird man von einem Ende der Bucht bis fast aufs offene Meer am anderen Ende getrieben. Die Strömung ist so stark, dass man sie selbst in den auslaufenden Wellen noch deutlich spürt.

Abends sind wir bei unserem Vermieter Chirif zum Kuskusessen eingeladen. Wie sich das gehört bringen wir ein Gastgeschenk bestehend aus Schokolade und Keksen mit und lassen uns von ihm in die Tischbräuche der Marokkaner einweisen. Dazu wird mit der Hand in das Kuskus in der Mitte des Tischs gegriffen, die Hand umgedreht und durch eine Bewegung der Hände, die dem Bewegen von Yin-Yan-Kugeln gleicht ein Bällchen geformt, dass dann zum Mund geführt wird. Zum Glück bietet uns Chirif auch Teller und Besteck an, so dass keiner hungrig nach Hause geht. Entsprechend den Sitten nehmen wir das Essen nicht im Beisein seiner Frau zu uns, aber auch nach dem Essen bleiben wir mit Chirif alleine und so bietet sich keine Gelegenheit sich bei ihr für das vorzügliche Essen zu bedanken.

Montag und Dienstag der zweiten Woche verbringen wir am Strand in Sidi Kouki, finden endlich die Zufahrt nach Cap Sim und besuchen noch mehrmals die Medina von Essaouira. Nach dem wir die ganze Medina verzweifelt nach einem Brillen Etui aus Holz abgesucht haben geben wir zwei Etuis bei einem Holzkünstler in Arbeit. Obwohl die gängigen Stiftetuis selten mehr als 40 DH kosten sind wir bereit 100 DH pro Etui zu bezahlen. Der Künstler ist sehr nett und scheint sein Handwerk zu verstehen, da er sehr schöne Arbeiten in seinem Atelier ausgestellt hat. Zuerst verlangt er eine Anzahlung und erzählt uns von Kunden die Auftragsarbeiten nicht abholen, doch dann geht es auch ohne Probleme.

Mittwoch:

wird zum schönsten Surftag unseres Urlaubs. Die Wellen sind in Sidi Kouki meterhoch und unsere Freunde machen einen Kamelausritt. Auch das Wetter spielt mit und so entstehen an diesem Tag sehr schöne Fotos mit einsamen Kamelen am Strand und einer Sonne die im Meer versinkt. Außerdem beobachten wir am Strand zwei Fischer die ihr Netz vorbereiten und kommen mit einem 18-jährigen Marokkaner ins Gespräch, dem ich mein Surfbrett leihe, wenn ich nicht gerade im Wasser bin. Später bringt er uns 3 arabische Buchstaben bei (j,ch,chr - oder so ähnlich) und wir fragen ihn besonders über das Verhältnis zwischen Mann und Frau in Marokko aus. Er erklärt uns, dass man in Marokko 4 Frauen haben kann, allerdings nur, wenn man es sich auch leisten kann, da alle 4 Frauen den Anspruch auf Gleichbehandlung haben. Wir verstehen dies zunächst nicht ganz aber er schildert uns das an einem sehr praktischen Beispiel: "Wenn Du eine Frau hast, musst Du 1 Paar Schuhe kaufen. Wenn Du 4 hast, musst Du 4 Paar Schuhe kaufen -das ist sehr teuer." Wenn ihm ein Mädchen gefällt (wobei uns nicht so klar geworden ist wo er sie denn eigentlich vorab treffen kann) muss er zu seinen Eltern gehen und diese kontaktieren die Eltern des Mädchens und vereinbaren die Hochzeit. So in etwa habe ich es zumindest in meinem gebrochenem französisch verstanden. Als wir ihn fragen was denn passiert, wenn das Mädchen nicht will lacht er und sagt, dass alle Mädchen in Marokko schnell heiraten wollen. Außerdem weicht er darauf aus, dass er das Mädchen ja zunächst einmal erst treffen und kennenlernen kann. Er erzählt uns auch etwas über seine Schule und den Unterricht, die Ferien und den Beruf seines Vaters, der Fischer ist und wohl sehr gut verdient, sich aber trotzdem nur eine Frau "hält". Er selbst will einmal Schiffsmechaniker werden, eine Arbeit die in Marokko gut bezahlt wird.

Donnerstag:

ist der letzte Tag vor unserer Abreise. Wir verbringen den Vormittag in Essaouiras Medina und werde arg von unserem Holzkünstler enttäuscht, der einfach auf uns gepfiffen hat. Ich glaube es war Thomas der sich bereits in diesem Forum über die Zuverlässigkeit von Zusagen geäußert hat -uns hat es auf jeden Fall getroffen: wenn nicht heute, dann morgen, oder vielleicht übermorgen, das ist dann in einem Tag oder Monat - aber vielleicht auch erst im nächsten Jahr - Inschallah.

Wir verbringen noch einige Stunden mit der Suche nach einem passenden Stifteetui, dass uns eine andere Werkstatt in ein Brillenetui umarbeiten könnte, werden dabei verhöhnt (wir arbeiten ab 50 Stück aufwärts) aber treffen auch wieder sehr nette Menschen, die um eine Lösung bemüht sind uns aber in der kurzen noch verbleibenden Zeit nicht helfen können. Schließlich kaufen wir noch ein paar sehr schöne Lampen (einfach ein Muss) aus Ziegenhaut und Eisen und probieren noch ein zweites Mal unser Glück mit der Anfertigung einer Speziallampe bis zum Abend, passend zu einer Wandlampe die wir uns ausgesucht haben. Außerdem treffen wir noch einen sehr netten und jungen Gewürzhändler der mir als Berbe Czech sehr günstig echten Safran verkauft 8DH/gr und dem ich versprechen Muss ein T-Shirt und ein tschechisches Rezept zu schicken.

Den Nachmittag verbringen wir wieder in Sidi Kouki, ich surfe noch ein Bisschen, obwohl die Wellen heute nicht mehr viel hergeben und abends machen wir noch einen 2 stündigen Ausritt auf Pferden entlang des Strands. Dabei entdecken wir hinter dem Strand von Sidi Kouki (Richtung Süden) noch einen zweiten riesigen Strandabschnitt, der für Leute die Ruhe suchen wie geschaffen scheint. Allerdings ist mit dem Auto nur der Anfang zu erreichen, da der Zufahrtsweg aus irgendwelchen uns nicht ersichtlichen Gründen mit einem Erd- und Geröllhaufen versperrt wurde. Eine besondere Begegnung habe ich an diesem Tag auch noch: bei einem Strandspaziergang treffe ich auf einem etwas abgelegenen Strandabschnitt einen ca. 40-jährigen Araber der mit 4 komplett verhüllten(!) Frauen im Meer badet. Ich grüße freundlich aber halte höflich Abstand, werde von ihm aber sofort auf meine Herkunft angesprochen und in ein nettes Gespräch verwickelt. Es sind diese Kleinen freundlichen Gesten, die mir im Zusammenhang mit Marokko immer in Erinnerung bleiben werden.

Abends schließen wir unseren Urlaub mit einem letzten Spaziergang durch die Medina ab, glauben wieder versetzt worden zu sein da der Lampenhändler inzwischen geschlossen hat und treffen ihn durch Zufall auf der Straße. Er hat die Lampe tatsächlich angefertigt und so haben wir zum Schluss doch noch ein persönliches Andenken in Form einer Kerzenlampe, die in arabische Zierschrift die Worte "Freiheit" und "Frieden" trägt.

Zuletzt Essen wir noch einen sehr leckeren Fisch in einem der Restaurants am Hauptplatz, bekommen aber um halb zwölf im wahrsten Sinne des Wortes die Stühle unter dem Hintern weggezogen, weil die Kellner früh aufstehen müssen, wie man uns sagt.

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