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Suq al-Attarin: Magie der Märkte des „Orients“

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Die Märkte des Orients tragen einen Zauber in sich, der an die Erzählungen von Tausendundeiner Nacht erinnert. Ihre bloße Erwähnung ruft Bilder herauf von Karawanen, die über die Seidenstraße zogen, beladen mit kostbaren Stoffen, duftenden Gewürzen und kunstvollen Manuskripten. Ebenso finden sich die Spuren jener Karawanen, die aus den Wüsten Afrikas kamen, bepackt mit Elfenbein, Gold und Fellen, auf ihrem langen Weg zum Mittelmeer. Und dann sind da jene Karawanen, die aus den Randgebieten der afrikanischen Wüstenküste - aus Kawa und Timbuktu - zurückkehren.

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Besonders in Fès, dem pulsierenden Handelsherz des Westens, verbinden sich die Wege der Karawanen. Die Märkte hier sind nicht nur Orte des Handels, sondern auch Knotenpunkte sozialer, religiöser und wirtschaftlicher Dimensionen, die über Nordafrika hinaus bis in das östliche Mittelmeer strahlen. In den verwinkelten Gassen, umrahmt von handgefertigten Waren und üppigen Düften, offenbart sich ein Schauspiel der Sinne. Die Märkte überfluten den Besucher mit Farben, Aromen und einer Lebendigkeit, die ihresgleichen sucht. Weihrauch, Parfüm und Gewürze erfüllen die Luft, während sich die Stände wie ein lebendiges Mauerwerk aneinanderreihen.

Im Zentrum dieser lebendigen Ströme liegt der Suq al-Attarin, das Herz des Gewürzhandels. Mit seinen vierzehn Seiteneingängen und zwei Haupttoren verbindet er die verschiedenen Märkte der Stadt. Seine Lage am Handelskomplex der Qissariya und nahe der Al-Qarawiyyin-Moschee verleiht ihm zusätzliche Bedeutung. Einst gab es dort eine eigene Wasserstelle, das Maristan Sidi Frej, das unter der Herrschaft der Meriniden-Dynastie errichtet wurde. Die Zugänge zum Suq al-Attarin führen zu angrenzenden Märkten wie dem Suq al-Bali und dem Suq as-Sellham, bekannt für seine traditionellen Umhänge.

Auch Suq ad-Diwan, ein ehemaliges Zentrum für kostbare Waren, war nicht nur ein Ort des Handels, sondern auch ein Platz mit kultureller und religiöser Bedeutung. Die gleichnamige Moschee ad-Diwan bot Gläubigen die Möglichkeit, das Freitagsgebet nachzuholen, falls sie es an der Qarawiyyin-Moschee verpasst hatten. In den verwinkelten Gassen liegt zudem Suq as-Sagha, einst Zentrum der Goldschmiede, der sich später zum Großhandelsmarkt wandelte, insbesondere für Tee und Zucker.

Zwischen diesen Märkten erhebt sich die Moschee Iyaḍ, eine Moschee, die nach dem Gelehrten Qaḍi Iyaḍ benannt wurde. Dieser lehrte während der Almohaden-Dynastie in Fès und hinterließ Werke, die den Osten mit dem Wissen des Westens verbanden. Ebenso bedeutend ist Madrassat al-Attarin, gegründet 1325 n. Chr., die einst ein Zentrum der Sprachwissenschaft war und als eine der architektonisch schönsten Schulen der Meriniden gilt.

Suq al-Attarin selbst ist eine lebendige Erinnerung an alte Zeiten: ein Labyrinth aus Parfümhändlern, Gewürzständen und Apotheken, die ihre Waren kunstvoll ausstellen. Historische Quellen berichten von seiner Blütezeit, als Händler aus aller Welt hier ihre Schätze anboten. Heute jedoch mischen sich moderne Konsumgüter unter die traditionellen Waren, und die einst betörenden Düfte werden zunehmend durch Importe ersetzt. Dennoch bleibt Suq al-Attarin ein Zeugnis der Handelsgeschichte Fès, ein Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen.

 

Fès - Das Herz des Handels im Nordwesten Afrikas
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