Al-Qarawiyyin: Ein lebendiges Erbe des Wissens und der Solidarität
Die al-Qarawiyyin-Universität erstrahlt als Leuchtturm des Wissens, eine Bastion des Lernens und der Erleuchtung, deren Geschichte tief in die Vergangenheit Nordafrikas reicht. Ihre Gründung vor über einem Jahrtausend durch Fatima al-Fihriya markierte den Beginn einer Ära des intellektuellen Aufblühens und des kulturellen Austauschs, die bis heute nachhallt.
Ein Blick hinter die historischen Mauern dieser ehrwürdigen Institution enthüllt ein faszinierendes Geflecht aus sozialer Solidarität, wirtschaftlicher Innovation und kulturellem Erbe, das weit über ihre akademischen Leistungen hinausreicht. Idriss Al-Jay lässt uns in die verborgenen Geschichten und die vielschichtige Bedeutung der al-Qarawiyyin-Universität eintauchen, deren Einfluss die Grenzen der Zeit und des Raumes überschreitet.
Al-Qarawiyyin-Universität wurde während der Herrschaft von Yahya, einem der Söhne von Idris I, gegründet. Das war 100 Jahre vor der Al-Azhar-Universität in Kairo, 300 Jahre vor der ältesten europäischen Universität in Bologna, 341 Jahre vor der Sorbonne und Oxford. „Die älteste Hochschule der Welt, liegt nicht in Europa, wie wir dachten, sondern in Afrika, in Fes, der Hauptstadt von Marokko", bemerkte der russische Orientalist Bandali Saliba al-Jawzi. Fatima al-Fihriya (800 bis 880) war die Gründerin der al-Qarawiyyin. Sie wurde in Qairawan (Tunesien) geboren und zog später mit ihrer Familie nach Fès. Al-Qarawiyyin wurde im Jahr 859 erbaut und besteht nicht nur aus der großen Moschee, sondern auch auf die 16 ihr angeschlossenen Medersas wie die Medersa Al Bounaniya, Medersa Al Mesbahia, Medersa Ras Scherrateen und Medersa Attarin.
Al-Qarawiyyin hat einen bedeutenden wissenschaftlichen Ruf erlangt. Dieser wurde jedoch oft von den sozialen und wirtschaftlichen Aspekten überschattet. Bei Erwähnung ihres Namens wird unweigerlich ihre historische Bedeutung im wissenschaftlichen Bereich und die Bekanntheit derjenigen, die dort studiert oder gelehrt haben, hervorgehoben, darunter Persönlichkeiten aus Nordafrika, Andalusien, dem Nahen Osten und dem Westen. Die Namen dieser Gelehrten finden sich in zahlreichen Büchern, Artikeln und Studien wieder.
Ähnlich wie heutzutage europäische Studenten Universitäten besuchen, um Wissen zu erlangen, kamen auch Studenten aus Europa mit dem gleichen Ziel an die Universität al-Qarawiyyin. Ohne historische Aufzeichnungen von Schülern wie Gerbert von Aurillac, der später als Papst Sylvester II. bekannt wurde, wären diese Informationen verloren gegangen. Wir würden dann nicht wissen, dass er einer von vielen Hunderten von Schülern war, die ihre wissenschaftliche Ausbildung an der al-Qarawiyyin genossen. Papst Sylvester II. war der einzige Papst, der Arabisch lernte und die muslimischen Wissenschaften beherrschte. Europa verdankt ihm die Einführung der arabischen Ziffern, der Arithmetik, der Mathematik, der Astrologie und der Astronomie. Sein Interesse an den arabischen Zahlen drückte er in einem Brief an Kaiser Otto III. folgendermaßen aus: „Ich vergleiche sie [die Null] mit den einfachen Ziffern der Zehn [1 bis 9]. Sie nimmt an Wert zu, wenn man links von ihr eine dieser Ziffern anordnet.“
Die heutige Übereinstimmung zwischen islamischem und europäischem Recht ist kein Zufall. „Wenn die griechische Zivilisation eine Zivilisation der Vernunft war und die moderne Zivilisation eine Zivilisation der materiellen Wissenschaften ist, so ist die islamische Zivilisation eine Zivilisation der Jurisprudenz“, sagt Mohammed Abed Al Jabri.
Keine Zivilisation vor der islamischen hat je ein Gesetz mit solcher Präzision entwickelt, das das materielle und geistige Leben der Menschen von der Wiege bis zur Bahre regelt. Die Universität al-Qarawiyyin zählte Menschen aus allen Bereichen des Lebens zu ihren Schülern, darunter der jüdische Gelehrte Mosche ben Maimon, von dem die Juden sagen: "Nach dem Propheten Moses kam niemand an Wissen, außer Moses", gemeint ist chen von der Wiege bis zur Bahre regelt. Die Universität Al-Qarawiyyin zählte Menschen aus allen Bereichen des Lebens zu ihren Schülern, darunter der jüdische Gelehrte Mosche ben Maimon, von dem die Juden sagen: "Nach dem Propheten Moses kam niemand an Wissen, außer Moses", gemeint ist Maimonides.
Unter den zahlreichen Namen der Gelehrten und Philosophen der Al-Qarawiyyin findet man Namen wie Ibn Baddscha, Ibn Arabi, Ibn Zuhr, Abd ar-Rahman Ibn Chaldun, Ibn al-Khatib bis hin zu Abd al-Karim al-Khatabi.
Al-Qarawiyyin hat viele Facetten, die oft in Reiseführern nicht ausführlich beschrieben werden. Diese Reiseführer bieten in der Regel langweilige Informationen wie die Anzahl der Tore (14), der Säulen (260) oder die Kapazität der Gläubigen, die sie aufnehmen kann (bis zu 20.000).
Die Marokkaner und Saudi-Arabien
Die religiöse und politische Geschichte der Marokkaner ist eng mit der Stadt Medina in Saudi-Arabien verbunden. Ihre Rechtslehre basiert auf den Lehren des Imams von Medina. Malik Ibn Anas, während ihre Koranrezitation von Imam Warsh stammt, einem Rezitator aus Medina, und von Idris I., dem Gründer des ersten unabhängigen Staates in Marokko. Dies geschah unabhängig vom Kalifat der Abbasiden in Bagdad und dem Umayyaden-Kalifat in Andalusien.
Tore der al-Qarawiyyin
Im Laufe der Geschichte und unter den verschiedenen Dynastien, die Marokko regierten, hat das Gebäude zahlreiche Veränderungen erfahren. Dies spiegelt sich in den Fassaden der 17(!) heutigen Tore wider.
Die meisten dieser Tore erzählen Geschichten von Ereignissen und Situationen, die in oder um das Monument herum stattgefunden haben, sei es bei gesellschaftlichen oder offiziellen Anlässen "Bab al-Hufat (Tor der Barfüßer), Bab al-Muwattiqin (Tor der Notare), Bab al-Shama'een (Tor der Wachshändler), Bab al-Warraqin (Tor der Papiermacher), Bab al-Salihin (Tor der Frommen), Bab al-Natta'een (Tor der Lederhändler), Bab al-Khulafa (Tor der Kalifen), Bab Majlis al-Qada‘ (Tor des Justizrates), Bab al-Ferkha (Tor des Schlosses), Bab al-Hududi (Tor der Gesetze), Bab al-Khaloua (Tor des Rückzugs), Bab al-Salihin al-scharqi (östliches Tor der Frommen), Bab Ben Hayoun (Tor Ben Hayoun), Bab Ben Omar (Tor Ben Omar), Bab al-Saba (Tor der Unterführung), Bab al-Khessa (Tor des Brunnens), Bab al-Sefr al-Chamali (Nördliches Messing-Tor)":
Bab al-Hufat (Tor der Barfüßer)
Bab al-Hufat zählt zu den ältesten Toren der al-Qarawiyyin und dokumentiert die langjährige Bindung der Unterprivilegierten an diese Institution seit ihrer Gründung. Es ist benannt nach den Menschen, die keine Schuhe tragen und durch dieses Tor gehen sollten, um ihre Füße in einem rechteckigen Waschbecken, das mit Blei überzogen ist, zu reinigen. Denn auch denjenigen, die barfuß sind, steht das Recht zu, durch dieses Tor das wissenschaftliche Gebäude zu betreten, sei es, um am Gottesdienst teilzunehmen oder den Vorlesungen zu lauschen.
Die al-Qarawiyyin symbolisiert grundlegend soziale Solidarität. Auf der rechten Seite dieses Tores, neben einem Brunnen, der allen Bewohnern des Stadtviertels "Boutouil" zur Verfügung stand, befand sich eine Töpferwerkstatt. Diese diente als Wohltätigkeitsorganisation für Kinder oder Bedienstete, unabhängig davon, ob sie in Handwerksbetrieben oder in Privathaushalten arbeiteten. Wenn eines ihrer Gefäße zerbrach, erhielten sie von der Werkstatt ein neues, bezahlt von den Mitteln der al-Qarawiyyin, um zu verhindern, dass sie von ihren Eltern oder Lehrern bestraft wurden. In Fes gab es eine Vielzahl solcher Einrichtungen.
Bab al-Muwattiqin (Tor der Notare)
Dieses Tor zählt zu den ältesten in der Stadt und wird auch als "Tor der Zeugen" bezeichnet, da hier Urkunden und gerichtliche Bescheinigungen ausgestellt wurden. Die Straße, in der sich dieses Tor befindet, beherbergte Notare, um den Bürgern nahe zu sein.
Bab al-Shama'een (Tor der Wachshändler)
Dieses Tor stammt aus der Regierungszeit von Ali Ibn Yusuf Ibn Tashfin. Es ist das Haupttor der al-Qarawiyyin-Moschee und trägt verschiedene Namen. Es wird als Bab al-Najjarin bezeichnet, wie vom Autor von Al-Istibsar erwähnt wird. Es ist auch als Bab al-Shahid (Tor des Märtyrers) bekannt, in Erinnerung an das Martyrium von Imam Abd al-Wahid al-Wanscharissi (1475-1548), der die Bewegung anführte, die sich weigerte, Treue zum Saadi Sultanate (1510-1659) zu schwören.
Aufgrund des Marktes gegenüber dem Tor, auf dem einige Geschäfte Kerzen und Trockenfrüchte anboten, erhielt es den Namen Bab al-Shama'een. Interessanterweise hat sich das Angebot bis heute nicht wesentlich verändert. In diesem Bereich befindet sich auch der astronomische Turm, der mechanische Wasseruhren und Instrumente zur Beobachtung der Sterne und zur Bestimmung des Planetenzyklus beherbergte
Bab al-Warraqin (Tor der Papiermacher)
Das Tor ist auch als Tor der Buchmacher bekannt, da die Geschäfte davor alle dem Verkauf von Schreibpapier, Büchern oder deren Vervielfältigung gewidmet waren. Die Buch- und Papierindustrie gelangte im 12. Jahrhundert aus dem Osten über Tripolis nach Fes und ließ sich in der Nähe der al-Qarawiyyin nieder, von wo aus sie nach Europa gelangte.
Hassan al-Wazzan erwähnt, dass es dreißig Geschäfte gab, die sich auf den Verkauf von Büchern spezialisiert hatten. Dieses Tor wurde auch als Bab al-Adoul (Tor der Notare) bezeichnet, weil die Geschäfte, die früher dem Verkauf von Büchern dienten, später zu Notariaten wurden.
Gegenüber Bab al-Warraqin befanden sich soziale Einrichtungen der al-Qarawiyyin, darunter eine Wohnstätte, die für begabte Studenten als Unterkunft diente. Hier wurden auch Fundsachen, die während der Woche gefunden wurden, deponiert. Nach dem Gebet am Freitag wurden sie dann in Bab al-Salihin ausgerufen.
Bab al-Salihin (Tor der Frommen)
Dieses Tor erhielt seinen Namen, nachdem bemerkt wurde, dass viele Gottesmänner durch dieses Tor eintraten, wenn sie von der westlichen Seite nach al-Qarawiyyin kamen, während sie, wenn sie von der östlichen Seite kamen, durch ein gegenüberliegendes Tor eintraten.
In seinem Buch "al-Qarawiyyin" schreibt Dr. Abdelhadi Tazi: „Ich habe keine Erklärung dafür!“.
Bab al-Natta'een (Tor der Lederhändler)
Das Tor öffnet sich zum Ledermarkt, da Leder ein bedeutendes Produkt für die Buchindustrie ist. In der arabischen Sprache werden daher große und wertvolle Bücher als "Mujallad: Band" oder "Mujalladat: Bände" bezeichnet, was vom Wort "Leder" abgeleitet ist.
Bab al-Nattaeein wird auch als "Bab al-Sbitriyin" bezeichnet, ein Name, den die Andalusier aus dem spanischen Wort „Zapatero“ (Schuhmacher) abgeleitet hatten. Diese Bezeichnung wird auf die Tatsache zurückgeführt, dass im Laufe der Zeit Schuhmacher im Bereich des Tors ansässig wurden. Es wird auch "das Obere Messing Tor" genannt, weil es eines der drei Tore der al-Qarawiyyin ist, das mit Messing überzogen ist.
Bab al-Khulafa (Tor der Kalifen)
Dieses Tor wurde gegen Ende der Dynastie der Almoraviden im Jahr 1137 eröffnet und ist als Tor der königlichen Dekrete bekannt. Nur die Kalifen und ihr Gefolge hatten für das Freitagsgebet Zugang zu diesem Tor, wo der Kalif traditionell mit Datteln und Milch empfangen wurde. Der Name "Tor der Kalifen" wurde gewählt, da es direkt zu einer kleinen Kammer führte, in der der Kalif auf das Freitagsgebet wartete. Das Tor hat sein Pendant in der Großen Moschee von Cordoba.
Bab Majlis al-Qada‘ (Tor des Justizrates)
Bab Majlis al-Qada‘ (Tor des Justizrates) verdankt seinen Namen dem früheren Sitz des Richters, der sich links vom Tor befand. Es zählt zu den letzten architektonischen Werken des Almoraviden-Staates nach der Erweiterung der Moschee. Es wird auch als "Bab al-Kutub", Tor der Bücher, bezeichnet, da hier täglich ein Markt für den Verkauf und Austausch von Büchern stattfand.
Es ist auch als „Tor zur Begräbnismoschee“ bekannt, da es zur Begräbnismoschee führt, die sich in der Nähe der al-Qarawiyyin befindet. Die Begräbnismoschee wurde errichtet, um die juristische Debatte darüber zu lösen, ob die Toten vor der Bestattung gereinigt werden sollten oder nicht. In Marokko gibt es nur wenige Begräbnismoscheen, und im Orient sind sie fast unbekannt, mit Ausnahme der Begräbnismoschee von Damaskus. Sevilla soll ebenfalls eine Begräbnismoschee gehabt haben, so Abd al-Majid ibn Abdun.
Bab al-Ferkha (Tor des Schlosses)
Es handelt sich um ein kleines Tor, das von den Gehilfen der Moschee bei Bedarf als Hintereingang genutzt wurde. Es befindet sich unter einem Schuppen zwischen zwei Häusern, der als "al-Sabat" bekannt ist und auch als das "Tor des Identitätsschutzes" bezeichnet wird. Dieses Tor wurde mit Rücksicht auf die Sensibilität der Menschen genutzt und diente als versteckter Zugang für Prozessbeteiligte, sowohl Männer als auch Frauen, um beispielsweise einen Eid abzulegen.
Bab al-Hududi (Tor der Gesetze)
Hinter der Schatzkammer von al-Qarawiyyin, die mit der Moschee verbunden ist, liegt ein Bereich, der 1349 von Abu Inan Faris erbaut wurde. Das Untergeschoss dieser Bibliothek spielte vor seinem Umbau eine wichtige wirtschaftliche und banktechnische Rolle.
Die erste Einrichtung, die den heutigen internationalen Banken ähnelte, entstand hier. Im 12. Jahrhundert richtete die Verwaltung von al-Qarawiyyin die weltweit erste Schatzkammer ein, da die Institution über beträchtlichen Reichtum verfügte, der von Gläubigen gespendet wurde und mit staatlichen Finanzen konkurrierte.
Die älteste noch heute aktive Bank der Welt ist die "Monte dei Paschi di Siena" in Italien, gegründet 1472. Ihr folgten die Staatsbank von Venedig 1587 und die Bank von Amsterdam 1609. Alle dienten dazu, Einlagen zu sichern.
Die Idee, einen Tresor zu errichten, um wertvolle Schätze aufzubewahren, entstand aus dieser Notwendigkeit. Der Tresor befand sich unter dem später errichteten Säulengang, der die Bibliothek umgibt. Die Schatzkammer war mit einer soliden Konstruktion ausgestattet, und jede Tür war mit drei Schlüsseln versehen, die drei Beauftragten zugewiesen waren, um sicherzustellen, dass sie nur in Anwesenheit aller drei geöffnet werden konnten.
Im Inneren der Schatzkammer befanden sich gut gefertigte Kästen und Schlösser, in denen das Geld der Moscheeverwalter aufbewahrt wurde. Aufgrund ihrer hohen Sicherheit vertrauten Kaufleute und Geldverleiher dieser Schatzkammer ihre Einlagen an.
In unmittelbarer Nähe der al-Qarawiyyin in "Darb al-R‘ton" befand sich „Dar al-Afiya [Haus der Erholung]“, ein voll ausgestattetes Haus, in dem arme Frischvermählte, die sich keine Hochzeit leisten konnten, bis zu zwei Wochen lang kostenlos unterkommen konnten. Abd al-Malik bin Hayoun (gest. 1202) stiftete in „Adwa al-Qarawiyyin“ zwei solcher Häuser, zwei weitere gab es in „Adwa al-Andalus“. [Fes bestand aus 2 „Städten“, Arabsich Adwa].
Bab al-Khaloua (Tor des Rückzugs)
Dieses Tor, das über alle anderen Außentore der al-Qarawiyyin hinausragt, erfordert das Erklimmen von neun Stufen, um erreicht zu werden. Es trägt den Namen "Bab al-Khaloua" aufgrund seiner Nähe zu einer Leseecke, die während der Expansion der Almoraviden errichtet wurde.
Gegenüber diesem Tor liegt das "Dar al-Nissa", ein Frauenhaus, das ausschließlich Frauen vorbehalten war, die vor häuslicher Gewalt flohen. Es wurde von einer Frau geleitet, und die Frauen, die hier Zuflucht suchten, verließen es erst, wenn ihre Ehemänner sich gerichtlich verpflichteten, keine Gewalt mehr anzuwenden.
Alle Kosten dieser Einrichtung wurden von den Mitteln der al-Qarawiyyin getragen. Dieses Frauenhaus ist mehrere Hundert Jahre älter als das älteste europäische Frauenhaus.
Bab al-Salihin Al-scharqi (Östliches Tor der Frommen)
Das Tor befindet sich schräg gegenüber dem "Bab al-Awliaa [Gottesfreunde]". Wenn man sich in westlicher Richtung bewegt, gelangt man zum Hof der Großen Thuraya [Kronleuchte]. Dr. Abdelhadi Al-Tazi berichtete, dass er alte juristische Dokumente untersucht hatte, die auf die Zeit von Sultan Moulay Ismail zurückgehen. Aus diesen Dokumenten geht hervor, dass das Tor schon immer diesen Namen trug. Eine alternative Bezeichnung für das Tor ist "Bab Sba‘a Louyat [Tor der 7 Kurven]", was auf die nahe gelegene Gasse "Sba‘a Louyat" zurückzuführen ist.
Bab Ben Hayoun (Tor Ben Hayoun)
Die Gasse gegenüber ist nach dem andalusischen Philanthropen Abdelmalek Ben Hayoun benannt und trägt noch heute diesen Namen. Hier befand sich ein Hammam, das insbesondere den Schülern und Lehrern der umliegenden Schulen als Reinigungsstätte diente.
Abdelmalek Ben Hayoun war bekannt für seine humanitären Taten, darunter die Übertragung von zwei Dritteln seines Besitzes an die Armen während Zeiten hoher Preise, um sie zu unterstützen, mit den steigenden Kosten zurechtzukommen. Nach seinem Tod vermachte er zwei Drittel seines Vermögens den Gefangenen und ein Drittel den Armen.
In dieser Gasse steht bis heute ein Haus, in dem Ahmed al-Maqqari Tlemceni (1578-1631) lebte, der Autor des berühmten Buches "Nafh al-Tayyib“.
Gegenüber diesem Tor liegt die Abdul Majid Karawanserei, benannt nach dem Gelehrten Abdul Majid al-Badissi, der dort lebte. Diese Karawanserei erfüllte eine wichtige soziale Funktion. Es war für Frauen bestimmt, die Milch gaben. Sie wurden damit beauftragt, Babys zu stillen, deren Mütter entweder früh verstorben waren oder aus anderen Gründen nicht in der Lage waren, ihre Kinder zu stillen. Diese Frauen erhielten eine Vergütung, die von der al-Qarawiyyin gezahlt und von zwei Notaren dokumentiert wurde.
Bab Ben Omar (Tor Ben Omar)
Das Tor stammt aus der Zeit der Almohaden, das während der Herrschaft der Meriniden restauriert wurde. Es trägt den Namen des Schreiners Ben Omar, der maßgeblich an seiner Konstruktion beteiligt war und einen Großteil seiner Arbeit diesem Tor gewidmet hat.
Bab al-Saba (Tor der Unterführung)
Bab al-Saba ist ein eher unauffälliges Tor, das den Eingang auf der Nordseite der Moschee markiert. Es ist ausschließlich für Frauen reserviert und befindet sich über einem Lagerhaus, vor dem Haus der Imame.
Bab al-Khessa (Tor des Brunnens)
Bab al-Khessa gehört zu den älteren Toren und stammt aus einer Zeit vor dem Bau des Brunnens, der erst 1203 während der Herrschaft der Dynastie Zenati errichtet wurde.
Bab al-Sefr al-Chamali (Nördliches Messing-Tor)
Das Nördliche Messing-Tor verdankt seinen Namen der Messingverkleidung, die es ziert. Es ist auch als „Tor der Blinden“ bekannt, da es oft von blinden Bettlern frequentiert wird.
Eine weitere Bezeichnung für dieses Tor ist das "Bab al Ward, das Rosen-Tor". Diese Bezeichnung hat ihren Ursprung in einem Vorfall, bei dem ein Mann sein Pferd am Tor band. Als er zurückkehrte, bemerkte er, dass sich mehrere Menschen um das Pferd versammelt hatten und die Hinterlassenschaften des Tieres anprangerten. Der Besitzer versprach daraufhin, das Tor wiederaufzubauen. Als Zeichen der Buße und als Ehrung für die Moschee beschloss er, statt normalem Wasser Rosenwasser für den Mörtel zu verwenden. Seitdem wird das Tor auch als das "Rosen-Tor" bezeichnet.
Autor Idriss Al-Jay*
Übersetzung aus dem Arabischen:
F. Filali und I. Al-Jay