Zum Hauptinhalt springen

Djabal Saghro: Wandern im Wüstengebirge

Das Djabal-Saghro-Massiv zieht sich als östliche Fortsetzung des Anti-Atlas 200 km vom Drâa-Tal bis zum Ziz im Süden Marokkos. Das Wüstengebirge mit seinen faszinierenden Felsformationen ist ein Paradies für Wanderer.

Djabal Saghro: Wandern im Wüstengebirge, Foto: Astrid Daerr

  Buchcover Suedmarokko
   Leseprobe aus „Südmarokko - Marrakesch, Agadir, Essaouira“, Reise Know-How Verlag Rump

Das Djabal-Saghro-Massiv fasziniert durch die Klarheit von Formen und Farben: bizarr erodierte Felsen, Steine und Kiesel in Schwarzbraun, die in unvergleichlicher Weise mit dem kristallblauen Himmel kontrastieren. Das hohe geologische Alter von 200 bis 500 Millionen Jahren zieht zudem Geologen, Fossiliensammler und Naturliebhaber an. Besonders bekannt ist das Bab’n’Ali, das „Tor von Ali“: zwei markante Felstürme inmitten der imposanten Bergkulisse nördlich von Nekob.

Das Gebirgsmassiv ist eine der unwirtlichsten Regionen des Landes mit nur durchschnittlich 200 mm Regenfall im Jahr. Im Frühjahr zieren ein paar gelbe, weiße und blaue Farbflecke die Hänge dieser dunklen Steinwüste. Knorrige Wacholderbäume – die einzigen Bäume in dieser Höhe – neigen sich in Windrichtung. Die karge Bergwelt ist Lebensraum der Berber vom Volk der Aït Atta. Sie betreiben bescheidene Landwirtschaft in den tief eingeschnittenen, grünen Tälern. Auf ihren Feldern gedeihen Weizen, Gerste, Henna, Mandel- und Walnussbäume. Ihre traditionelle Lebensgrundlage ist die Wechselweidewirtschaft. Im Winter weiden die Aït Atta ihre Ziegen und Schafe in der Sahara südlich der Berge, im Frühjahr treiben sie die Tiere auf die Hänge des Djabal Saghro, nach deren Abweidung ziehen sie schließlich in den Hohen Atlas, der nach der Schneeschmelze neue Weidegründe bietet.

Djabal Saghro: Wandern im Wüstengebirge, Foto: Astrid DaerrIn vier Tagen können Wanderer mit etwas Kondition das Massiv durch eine Reihe fantastischer Schluchten hindurch, vorbei an imposanten Felstürmen und -spitzen, ursprünglichen Berberdörfern und über mehrere Gipfel von mehr als 2000 Metern Höhe, durchqueren. Das Trekking startet am Nordrand des Djabal Saghro in Tagdilt (südlich von Boumalne du Dadès) oder von Süden in Handour (nördlich von Nekob).

Im Frühjahr kann es nachts noch empfindlich kalt werden, mit Temperaturen nahe an der Nullgradgrenze. Tagsüber herrschen dafür angenehme 25 bis 35 Grad, während es im Sommer bis zu 45 Grad heiß wird. Am romantischsten ist die Übernachtung in Zelten unter dem klaren Sternenhimmel. Es ist aber auch möglich, in Gîte d’étapes – von Berberfamilien geführten, einfachen Unterkünften in den Oasen - unterzukommen (Schlafsack mitbringen).

Djabal Saghro: Wandern im Wüstengebirge, Foto: Astrid DaerrWer sein Gepäck nicht selbst tragen möchte, kann in Boumalne oder Nekob bei dem dortigen Bureau des guides et accompagnateurs Mulitreiber mit ihren Tieren anmieten. Ein marokkanischer Bergführer sollte auf jeden Fall angeheuert werden, da die Wege nicht markiert sind und die Orientierung auf den weit verzweigten Pfaden schwerfällt. Ein Bergführer kostet pro Tag ca. 600 DH, dazu kommen die Kosten für Maultiere und Mulitreiber (ca. 150 DH pro Tag), sodass mit Kosten von 80-100 Euro pro Tag (für die gesamte Gruppe) zu rechnen ist.

Djabal Saghro: Wandern im Wüstengebirge, Foto: Astrid DaerrEtappen der Djabal Saghro-Durchquerung

  • 1. Tag: Tagdilt (1670 m, südlich von Boumalne du Dadès) – Tizi-n-Tazoughat (2200 m) – Tizi-n-Iferd (2500 m) – Almoun-n-Ouarg (2200 m). Gehzeit ca. 7 Std., 900 Höhenmeter Aufstieg, 300 Höhenmeter Abstieg.

  • 2. Tag: Almoun-n-Ouarg – Kouaouch (2592 m) – Igli (1730 m). Gehzeit ca. 7 Std., 400 Höhenmeter Aufstieg, 900 Höhenmeter Abstieg.

  • 3. Tag: Igli – Afourar-Schlucht (1440 m) – Bab’n’Ali (1380 m). Gehzeit ca. 4 Std., 350 Höhenmeter Abstieg.

  • 4. Tag: Bab’n’Ali – Irhazzoun (1300 m) – Handour (1200 m, 15 km nördlich von Nekob). Gehzeit ca. 7 Std., 150 Höhenmeter Aufstieg, 250 Höhenmeter Abstieg.

Unterkunft und Versorgung

Gîte d’étape in Tagdilt: einfache, aber saubere Unterkunft des herzlichen Brahim Bourig mit seiner Familie (Gîte de Bourig, Mobil 0661 77 67 08 oder 0673 18 13 69, N 31°15,088’, W 05°51,504’, zwei Salons mit Matratzen, heiße Dusche, Essen auf Bestellung).

Beim Lagerplatz in Igli gibt es Duschen, Softdrinks und Schokoriegel.

Beim Bab’n’Ali stehen ein Shop mit Getränken und die ordentliche, einfache Auberge Tazlout (Tel. 0524 93 97 40, Mobil 0661 68 81 70) für Mountainbiker und Trekker zur Verfügung.

Auch am Endpunkt des Trekkings in Handour (nahe Nekob) gibt es eine nette, saubere Gîte d’étape.

In einigen Dörfern kann man bei Berberfamilien einen Tee trinken und evtl. Wasserflaschen kaufen, ansonsten muss das Proviant selbst mitgebracht werden.

Bab'n'Ali: Wanderung in der Afourer-Schlucht

Djabal Saghro: Wandern im Wüstengebirge, Foto: Astrid DaerrIn der Felslandschaft rund um das Bab’n’Ali kann man tolle Wanderungen unternehmen, z.B. durch einen schmalen Bacheinschnitt hinauf zu einem Aussichtspunkt bei den Türmen (N 31°03,461’, W 05°48,242’) oder in die wunderschöne Afourar-Schlucht. Die Wanderung in die Afourar-Schlucht beginnt an der Piste im Flussbett unterhalb des Bab’n’Ali (N 31°03, 150’, W 05°47,438’). Von dort marschiert man das Oued flussaufwärts. Das Tal verengt sich zu einem kleinen Canyon, ab und zu muss man über Felsblöcke klettern. Nach etwa einer Stunde weitet sich das Tal wieder etwas und man erreicht einen ebenen Zeltplatz unterhalb einer Fahrpiste (von Trekkingtouristen bei der Djabal-Saghro-Durchquerung genutzt, N 31°03,931’, W 05° 47,926’). Von hier kann man entweder die Schlucht weiter aufwärts zu Wasserbecken (Badegelegenheit, z.B. bei N 31° 04,354’, W 05°48,349’) wandern oder zunächst entlang der Piste (links) und dann durch ein kleines Seitental in Richtung Süden (über den oben genannten Aussichtspunkt) zurück zu den Felstürmen des Bab’n’Ali. 

Nekob: Kasbahs und Oasengärten

Djabal Saghro: Wandern im Wüstengebirge, Foto: Astrid DaerrNekob ist das Tor zum Djabal Saghro-Gebirge. Der Ort (ca. 4000 Einwohner) auf 1050 m Höhe erstreckt sich entlang eines wunderbaren, großen Palmenhains mit Oasengärten südlich des Massivs. Nur die Hauptgeschäftsstraße (Post, Bank mit Geldautomat, Grand-Taxi-Haltestelle, Tankstelle, Apotheke, Straßenrestaurants) ist asphaltiert, durch die staubigen Nebengassen kann man zwischen den alten Lehmgemäuern hindurch zum Palmenhain hinunter spazieren. Der große, interessante Wochenmarkt findet sonntags statt. Von der Hauptstraße nicht sofort ersichtlich sind die vielen mächtigen Kasbahs im Ort – insgesamt angeblich 42, die meisten noch bewohnt und zum Teil sehr authentisch renoviert. In Nekob kann man gut ein paar ruhige Tage in einem der stilvollen Kasbah-Hotels verbringen, die Umgebung erkunden und sich mit den sehr freundlichen Menschen (Berber von der Stammeskonföderation der Aït Atta) austauschen.

Der Ort eignet sich besonders als Ausgangspunkt für Wander- und Trekkingtouren, ob als Rundtour oder Tagesausflug. Bei einer Tagestour in den westlich angrenzenden Gebirgszug Amoun begibt sich der Wanderer auf Neuland. Auch mit dem Fahrrad oder Auto kann man viele Ausflugsziele ansteuern.

Das karge, erdgeschichtlich uralte Massiv des Djabal Saghro nördlich von Nekob kann man bei einem fünftägigen, sehr lohnenswerten Trekking nach Boumalne du Dadès zu Fuß durchqueren. Es lohnt sich aber auch ein Tagesausflug zur Felsformation Bab’n’Ali. Das Massiv ist nicht nur ein Paradies für Wanderer, sondern auch für Mineralien- und Fossiliensammler.

Unterkunft

Auberge/Camping Bassou, von Tazzarine kommend am Ortsende rechts abbiegen (beschildert, am Abzweig zum Tizi-n-Tazazert und Boumalne du Dadès/Tinerhir), ca. 5 km inmitten der Wüste, Mobil 0658 38 52 91, www.aubergebassou.com. Diese nette Herberge (Zimmer mit Heizung/AC) des freundlichen französisch-marokkanischen Paares Brigitte und Brahim ist die beste Wahl für Camper (mit Strom) und umweltbewusste Traveller. Die Anlage ist aus Naturmaterialen gebaut, Gemüse und Obst stammen aus dem eigenen Garten. Aus ökologischen Gründen fehlt ein Pool. Organisation von Trekkingtouren im Djabal Saghro, gutes Essen, WLAN.

Kasbah Aït-Atta, am westlichen Ortsrand, Mobil 0629 91 93 94. Schöne Zimmer in einer Kasbah am Rande der Palmeraie, toller Blick von der Dachterrasse. Zaid und Aisha kümmern sich rührend um die Gäste. Zaid ist Bergführer und organisiert Touren in den Djabal Saghro.

Kasbah Aït Omar (je nach Ausstattung), Tel. 0524 83 99 81, www.hotel-aitomar. de, N 30°52,442’, W 05°51,773’. Die wunderschöne, verschachtelte Kasbah wurde von den Globetrottern Dr. Jutta Frieß und Hartmut Dahnelt gemeinsam mit einheimischen Handwerkern in jahrelanger Arbeit liebevoll renoviert und zum Hotel umgebaut. Vor Ort kümmert sich Manager Ali aufmerksam um die Gäste. Von den oberen Etagen und der Dachterrasse bietet sich ein traumhafter Ausblick auf die Palmen­oase und die Berge. Es gibt neun Apartments (davon eines behindertengerecht) und zwei Einzelzimmer mit Bad, Klimaanlage und Fußbodenheizung (!), außerdem eine eigene Ferienwohnung (für max. 8 Pers.) und zwei weitere DZ für bis zu 4 Pers. im unteren Teil beim ummauerten Parkplatz. Im Restaurant werden neben marokkanischen auch vegetarischen Gerichten aus frischen saisonalen Lebensmitteln zubereitet. Pool, Fitness- und Yogaraum, Hammam, WLAN.

Kasbah Baha Baha, Abzweig einer beschilderten Piste rechts am Ortseingang (200 m), Tel. 0524 30 78 01, 0524 83 97 63, www.kasbahabaha.com. Die alte Familienkasbah wurde von Lahcen und Brahim El-Ouarzizi zu einem sehr stilvollen Hotel umgebaut. Die gesamte Anlage ist liebevoll eingerichtet, mit kleinem ethnografischem Museum (10 DH), Pool und Restaurant. Von der Terrasse hat man einen herrlichen Blick über das ganze Tal. Die sehr hübsch im Berberstil dekorierten Zimmer haben nicht alle ein Bad (sehr saubere Gemeinschaftsduschen/WCs). Auch Übernachtung im Nomadenzelt (mit Matratzen und frischer Bettwäsche).

Kasbah Ennakhile, am Ortsausgang Richtung Tazzarine (1 km) links an der Straße, Tel. 0524 83 97 19, Mobil 0672 64 15 11, www.kasbah-nkob.com. Die familiäre Herberge im Kasbahstil hat fünf hübsche Zimmer (mit Bad) und ein Res­taurant, von der Dachterrasse bietet sich ein toller Ausblick. Der Betreiber Houssaine Benaamer ist sehr freundlich und spricht gut Englisch.

Kasbah Imdoukal, Hinweisschild an der Straße, nahe Kasbah Baha Baha. Das schöne Gästehaus präsentiert sich in traditioneller Lehm­archi­tektur mit Pool im Hof und Restaurant. Es hat 18 Zimmer im Berberstil mit Bad und AC/Heizung.Djabal Saghro: Wandern im Wüstengebirge, Foto: Astrid Daerr

Essen und Trinken

Auf der Terrasse des Café-Restaurants Ennakhile (im gleichnamigen Hotel) am Ortsende (von Tazzarine kommend) sitzt man recht gemütlich unter Palmen – es gibt guten Kaffee und einfache Gerichte. Entlang der Hauptstraße im Zentrum findet man weitere einfache Straßenrestaurants.

Mehr Informationen finden Leser im umfassenden Reiseführer von Astrid und Erika Därr „Südmarokko – Marrakesch, Agadir, Essaouira“, Reise Know-How Verlag Rump, 8. neu bearbeitete und aktualisierte Auflage 2020, https://www.reise-know-how.de/de/produkte/reisefuehrer/suedmarokko-marrakesch-agadir-und-essaouira-48941
   

Sammeltaxis/Busse

Grands Taxis (Sammeltaxis) verkehren in alle Richtungen, u.a. nach Alnif, Rissani und Tansikht (von dort weiter nach Zagora oder Ouarzazate) sowie nach Tazzarine.

Morgens fährt ein CTM-Bus über Tansikht und Agdz (25 DH, ca. 1½ Std.) nach Ouarzazate (50 DH, 2½ Std.) und weiter nach Marrakesch (125 DH, ca. 8 Std. ab Nekob). Von Ouarzazate bzw. Marrakesch kommend nimmt man den Bus nach Tazzarine und steigt in Nekob aus. In Agdz oder Tamsikht kann man auch in einen Bus nach Zagora und weiter nach M’hamid um­steigen.

Bergführer

Von Nekob kann man wunderschöne Ausflüge ins Djabal-Saghro-Massiv unternehmen (vgl. „Trekking im Djabal Saghro“) oder das Gebirge auf einem mehrtägigen Trekking von Nord nach Süd durchqueren. Das Bureau des guides en montagne an der Haupstraße in Nekob vermittelt lizensierte Wanderführer (Tel. 0667 48 75 09). Empfehlenswert ist z.B. der sehr gut englisch sprechende Bergführer und Geograf Hammou Maarir (Mobil 0673 51 94 35, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Mehr über Asrid Därr erfahren Sie hier