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Zurück zu den Wurzeln: eine Autorenlesung von Jalid Sehouli

Aus Anlass der 60 Jahrfeier der Unterzeichnung des Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Marokko am 21. Mai 1963 kam Prof. Dr. Jalid Sehouli, Direktor der Klinik für Gynäkologie der Charité, aus Berlin in die Landeshauptstadt Düsseldorf, allerdings nicht in seiner Funktion als Arzt, sondern als Schriftsteller, um aus seinem Buch "Marrakesch" vorzulesen.

Großer Saal des Bürgerhauses Salzmannbau, Foto: Eberhard HahneMan muss wissen, dass Prof. Sehouli ein Multitalent ist, jemand, der in vielen Töpfen rührt. Er macht neben seinen vielen Aufgaben als Klinikleiter noch Radio (Podcast WeißBunt), schreibt Kochbücher, Ratgeber und Belletristik, doziert, berät, lanciert, macht Filme (Portrait R. Virchow), baut Häuser und - ach ja - seine große Familie mit einer lieben Frau und vier Kindern steht ganz oben auf seiner Aktivliste. Wie er selbst sagt, braucht er das Eine, um das Andere gut zu machen. Und etwas gut zu machen, ist sein unbedingtes Ziel. Sehouli sucht die Kreativität des Schreibens, des Films, der Musik, um die nüchterne Wissenschaftlichkeit seiner Tätigkeit als Arzt zu kompensieren.

Im großen Saal des Bürgerhauses Salzmannbau in Düsseldorf wurden die Stühle knapp, als Samy Charchira, Organisator und Moderator der Veranstaltungsreihe 60 Jahre Marokkanische Migration in Deutschland, Jalid Sehouli vorstellte.

Bevor jedoch die Lesung begann, lieferte der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh (SPD) zum Thema Integration und Miteinander einen launigen Prolog. Seinen persönlichen Marokkobezug, so verriet er, sei einer Verliebtheit in eine Marokkanerin in früheren Tagen zu verdanken.

Jalid Sehouli und die Geschichte des L'Berrad (Teekanne), Foto: Eberhard HahneDer Professor zauberte als Einstieg in seine Lesung aus den Tiefen seiner zerbeulten Arzttasche eine große, silberne „Hand der Fatima“ und eine Teekanne hervor. Beides Dinge, die ihm sehr viel bedeuten, wie er betonte. Die Hand der Fatima liegt immer auf seinem Arbeitstisch, ist immer in seiner Nähe, als Glücksbringer und Symbol der Demut. Die Teekanne hat seine Mutter bei der Migration aus Tanger mitgebracht und ist eine wichtige Erinnerung an die vor zwei Jahren Verstorbene.

Als Berliner Junge in Wedding aufgewachsen, entdeckt er seine marokkanischen Wurzeln erst in Marrakesch und nicht etwa in Tanger, von wo seine Eltern in den 1960er Jahren aus politischen Gründen flüchten mussten. Vielleicht ist es die südliche Leichtigkeit oder auch die Kultur der Amazighen, der Mix aus Weltläufigkeit und Traditionspflege, was ihn so an Marrakesch fasziniert. So sehr, dass er zusammen mit seiner Frau zurzeit einen Riad in der Altstadt renoviert.

Die Auseinandersetzung als Autor mit seinen Buchthemen ist eine Art Selbstfindungsprozess für Sehouli. So war das schon 2012 geschriebene Buch Marrakesch Bestandteil einer Suche nach seinen Wurzeln und sich selbst.

Jalid Sehouli, Samy Charchira, Organisator und Moderator sowie Mounir Lougmani, Redaktionsmitglied von marokko.comSehouli las im angenehmen Duktus Abschnitte aus seinem Buch Marrakesch, die er wie ein Märchenerzähler jeweils mit dem Mantra: „…und die Sonne in Marrakesch und überall woanders geht unter, und die Sonne in Marrakesch und überall woanders geht wieder auf…“ einleitete und beendete, um der ukrainischen Konzertpianistin Afilia Khalilova die Bühne zu überlassen.

So floss der Abend kurzweilig dahin und endete mit einer Fragerunde aus dem Publikum. Selbst das vollständig vertretende Redaktionsteam von marokko.com kaufte sich im Anschluss an die Lesung sein Buch Marrakesch, um sich von der von Sehouli so gefühlvoll beschriebenen Magie der roten Stadt bezaubern zu lassen.

Jalid Sehouli und Samy Charchira, Foto: Eberhard Hahnemarokko.com freut sich bereits auf eine Lesung aus Sehouli‘s Buch „Tanger, und von Tanger fahren die Boote nach irgendwo“.

Siehe auch folgende spannende YouTube-Videos:

Die Veranstaltung wurde von Samy Charchira und dem Förderverein für kommunale entwicklungspolitische Zusammenarbeit Düsseldorf-Marrakesch organisiert.

Infos über Eberhard Hahne* finden Sie hier