27. Festival der sakralen Musik in Fes.
Symphonie der Sinne: Ein Wiedersehen nach vier Jahren
Nach einer vierjährigen Pause fand lang ersehnt eine Fortsetzung des inzwischen legendären Weltfestivals für sakrale Musik in der marokkanischen Königsstadt Fes statt. Wenn auch in reduzierter Version, waren die Inszenierungen und die Auswahl der Künstler von hohem Niveau,
Der Auftakt der 27. Ausgabe des Festivals für spirituelle Musik fand am Abend des 24. Mai im Bab (Tor) Makina, dem ehemaligen Paradeplatz der Sultane, statt . Die Eröffnung der mittlerweile 27. Ausgabe des weltweit einmaligen Festivals wurde von HRH Prinzessin Lalla Hasnaa, der Schwester der Königs Mohamed 6, begeleitet.
Es ist 20:30 Uhr am Bab Makina. Eine Menschenschlange wartet geduldig darauf, Zugang zu diesem mythischen Ort zu erhalten, an dem wie schon in der Vergangenheit die Eröffnungszeremonie des Festivals stattfindet. Unter dem Motto „Die Suche nach dem Geist von Al Andalous“ bringt diese farbenfrohe 27. Ausgabe Musiker aller Herkunft zusammen. Sie sind gekommen, um die Grenzen der Kulturen aufzulösen und eine Einigkeit, einen Weltfrieden in der Musik zu zelebrieren, was gerade in den aktuellen, unruhigen Zeite von besonderer Bedeutung ist.
Gegründet wurde das Festival 1994 von dem Philanthropen und Sufigelehrten Faouzi Skali als Reaktion auf den Irakkrieg gegründet. Er wollte einen kultur- und religionsübergreifenen weltweiten Frieden in der Musik zelebrieren. Skali glaubte, dass Musik als universelle Sprache die Macht hat, mit Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und Kulturen zu kommunizieren. Er begeisterte internationale Künstler wie Björk, Ravi Shankar, Joan Baez, Petty Smith, Paco de Lucia u.v.a für seine Idee.
Von einem blumengeschmückten Ehrenplatz aus verfolgte Prinzessin Lalla Hasnaa das Eröffnungskonzert in Begleitung von Mohamed Mehdi Bensaïd, dem Minister für Jugend, Kultur und Kommunikation, Fatima Zahra Ammour, der Ministerin für Tourismus, Handwerk und Sozialwirtschaft.
Hommage an Zyriab
Mit den melodischen Klängen der Neyflöte eröffnete der Künstler Rabie El Katti, den Abend mit dem Thema „Zyriab oder die fünfte Saite“. Mit einer atemberaubenden Inszenierung von Alain Weber, dem künstlerischen Leiter des Festivals, war diese Show eine Hommage an Abou Al Hassan Ali Ibn Nafi, alias Zyriab. einem Sufi-Dichter, Sänger und Musiker kurdischer Herkunft. Getragen vom Erzähltext von Rabie El Katti und den Melodien von Musikern aus Usbekistan, Iran, Syrien, Indien, Spanien, Ägypten, Italien, Armenien, Frankreich und Marokko nahm die Show das Publikum mit auf eine sinnliche Reise in die Welten der Spiritualität und Schönheit. Eine Schönheit, die durch die meisterhafte Szenografie von Alain Weber unterstrichen wurde.
Die Höhepunkte des Abends
Während der gut ein stündigen Show präsentierten die internationalen Künstler Fusionen, die wieder einmal bewiesen, dass Musik eine universelle Sprache ist .
So verschmolz die warme Stimme von Sanaa Marahati mit den spanischen Melodien der Sängerin Anaïs Oliveras, um das Publikum in das andalusische Epos zu entführen.
Der Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Gruppe Haldous aus Oulmes, die einen großartigen musikalischen Part präsentierte, gemischt mit den Liedern des Madalena-Ensembles aus Frankreich. Ein Moment, der Musikliebhabern noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Am Ende dieses Abends stellte der Präsident des Festivals, Abderrafie Zouine, das neue Konzept „Fès Young Talent Prize“ vor, das in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Esprit de Fes“ organisiert wurde. HRH Lalla Hasnaa überreichte die Preise an die jungen Gewinner. So gingen die Violin- und Kanun-Preise an Khadija Amiri, Omar Benhayoun Sadafi, Yassir Tajmouati und Meryem Chekrada. Anschließend posierte Ihre Königliche Hoheit für ein Erinnerungsfoto mit den Künstlern.
Fazit: Die folgenden Konzerte, drei am Tag, fanden im Park Jnan Sbil oder auf dem Platz des Bab el Makina statt - leider ohne die Vielfalt der wunderbaren Veranstaltungsorte der vergangenen Festivals. Es fehlten die Konzerte in den bezaubernden Stadtpaläste der Medina, in dem Judenviertel Mellah, im Museum Dar Batha oder im Dar Ardil. Auch verzichte man dieses Jahr auf die kostenlosen, großen Konzerte auf dem Place Boujoulde. Dies war für die Bewohner der Medina immer ein besonderes Highlight gewesen. Die musikalischen Schwerpunkte lagen im Orient, von Marokko bis Indien, es fehlte an der bislang gewohnten Internationalität der Musiker. Die Eintrittspreise von 20,- bis 60,- Euro waren für marokkanische Verhältnisse recht hoch angesetzt. In der Vergangenheit begleiteten Symposien und Workshops das musikalische Programm. Auch hier wurde gespart.
Alles in Allem, war das diesjährige Festival ein mäßig gelungener Neustart nach der Coronapause. Es bleibt zu hoffen, dass das Weltfestival der sakralen Musik in den nächsten Ausgaben wieder zu seiner alten Größe zurückfindet.
Allerdings versöhnt der Austragungsort, die Altstadt von Fes, 1982 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, mit den Unzulänglichkeiten des diesjährigen Festivals. Sie bildet einen unvergleichlichen Rahmen und ergänzt das musikalische Erlebnis des Festivals zu einer Symphonie der Sinne.
"Diese Idee eines harmonischen Andalusiens, in dem die Schönheit der Natur, der Sterne, genährt durch das Wissen der Alten und der alten Beduinenpoesie, wo die heiligen Texte der Thora, der Bibel und des Korans nebeneinander standen, ist der letzte Zufluchtsort einer Vision des Daseins angesichts u.a. der ökologischen Herausforderungen unserer Zeit."