Herausforderungen des Lebens oder der Ewige Kampf Gut gegen Böse
Als Antwort auf die oft gestellte Frage eines Bekannten, warum wir auf dieser Welt sind, sage ich ihm: „Ich bin auf die Welt gekommen, um ihr die Stirn zu bieten.“ Und das meine ich auch so. Ich bin überzeugt, dass wir nicht hier sind, um die uns gegebene Zeit nur zu genießen, um zu essen, zu kopulieren und zu sterben.
Im Gegenteil: Wir sind hier, um über das bloße Erleben hinauszugehen, um den Herausforderungen und Situationen des Lebens zu trotzen, um zu kämpfen, zu verlieren, oft zu verlieren, um zu fallen, wieder aufzustehen, zu klettern, zu schwanken, aber nicht in dem zu verharren, was manche für den Sinn des Lebens halten - nämlich im oberflächlichen Vergnügen. Dieses flache Vergnügen, das uns in falsche Bequemlichkeit wiegt, uns betäubt und geistig träge macht.
Leben bedeutet, sein Dasein ständig neu zu gestalten. Es bedeutet, es immer wieder neu zu formen und ihm durch ständige Erneuerung neue Konturen zu verleihen. Leben bedeutet, dass man sich bemüht, sich selbst zu übertreffen, indem man das Beste in sich selbst entfaltet. Denn am Ende dieses Weges zählt wirklich nur das, was wir an Schönem, Gutem und Richtigem getan haben. Alles andere ist nur Eitelkeit. Doch die überwältigende Mehrheit der Menschen bemüht sich, sich selbst und ihrer Umgebung viel Schlechtes anzutun. Sie machen es zu ihrer Lebensweise. Dabei steckt in ihnen, wie in jedem anderen Menschen auch, Liebe, die geteilt, gelebt und verschenkt werden will.
Gute Menschen sind dagegen großzügig, sehen Schönheit in allem, werden von einem göttlichen Atem und einem Drang zum Schönen und all den Freuden, die es mit sich bringt, beseelt. Sie sind mutig und gehen jedes Risiko ein. Sie sind bereit, die Wahrheit zu sagen, egal, was es kostet.
Paradoxerweise sind es gerade diese Tugenden, die sie verletzlich machen. Oft werden sie verletzt und betrogen. Diese strahlenden Seelen bringen ein Licht, das für diejenigen schmerzhaft ist, die es nicht ertragen können. Es ist bekannt, dass edle Seelen, ebenso wie große Geister, stets auf den heftigen Widerstand mittelmäßiger Geister stoßen. Der Grund dafür ist einfach: Licht vertreibt die Dunkelheit. Je tiefer man in die Extreme eintaucht und die Menschen beobachtet, desto klarer wird, dass die Menschheit auf Widersprüchen aufgebaut ist. Man muss sich vor Augen halten: Diejenigen, die grausam sind, verkünden oft lautstark ihre Liebe zur Menschheit und präsentieren sich als Vorbilder der Tugendhaftigkeit. Das Böse existiert, indem es den Anschein des Guten annimmt. So verhalten sich Menschen, die viel Dunkelheit in sich tragen, indem sie Gutes predigen und unaufhörlich Ratschläge erteilen. Das ist eine Überlebenstechnik des Bösen.
In der unvermeidlichen Konfrontation zwischen Gut und Böse wird derjenige, der keine Neigung zum Absoluten hat, sich mit mittelmäßiger Ruhe zufriedengeben. Darin nähren sie ihre Neigung zu allem, was das Menschliche erniedrigt: grundloser Hass, Eifersucht, Gier und Grausamkeit. Arthur Schopenhauer hatte hierzu eine klare Meinung: „Die Grausamkeit des Menschen mit der der Raubtiere zu vergleichen, ist eine Beleidigung für letztere“, schrieb er. Ein weiterer Vergleich zwischen Menschen und Tieren zeigt, wie sehr die menschliche Natur zum Bösen und Mittelmäßigen neigt: Der große Unterschied zwischen Menschen und Tieren ist, dass letztere sich weigern, sich von den Dümmsten unter ihnen leiten zu lassen, wie ein Weiser aus der Antike schrieb.
Jean de La Bruyère, ein Kenner der menschlichen Seele, bemerkte treffend: „Es gibt nur zwei Wege, sich zu erheben, entweder durch eigene Anstrengung oder durch die Dummheit anderer.“ Die Geschichte zeigt uns oft, dass letzterer Weg vorherrscht. Der Unterschied zwischen einem Menschen von Charakter und einer niedrigen, gemeinen Figur besteht darin, dass der Erste weiß, wann und wie er neue Wege beschreiten muss, während der Zweite dazu verdammt ist, in Eifersucht und Bosheit zu stagnieren.
Große Geister in der Geschichte haben stets auf das Prinzip der wahren Freundschaft gesetzt - eine Freundschaft, die frei von Neid, kleinlicher Eifersucht, Frustration, Lüge und Niederträchtigkeit ist. Der Weise lehrt uns: „Verteidige deinen Freund in der Öffentlichkeit und korrigiere ihn privat, das ist wahre Freundschaft.“ Eine solche Strenge in der Freundschaft ist selten, besonders in einer Welt, in der dieser Grundbegriff der menschlichen Natur so entleert ist.
Schlimmer noch, es gibt nichts Gefährlicheres als einen törichten Freund; ein weiser Feind ist vorzuziehen. Ein wahrer Freund kennt deine Werte und Prinzipien ebenso wie deine Fehler und liebt dich trotzdem. Feinde sollten sich bemühen, uns zu verstehen, bevor sie uns angreifen, denn oft wissen sie nicht, warum sie uns hassen. Wenn jemand dich hasst, hasst er etwas an dir, das ihn an seine eigene Natur erinnert oder ihm seine eigene Niedertracht und Mittelmäßigkeit vor Augen führt. Denn eines ist sicher: Was nicht zu unserem Wesen gehört, berührt uns nicht.
In dieser Logik des Alltags wähle deine Gegner und Feinde mit Bedacht. Lass nie zu, dass ein Dummkopf dein Feind wird; er hat weder die Statur noch die Ausdauer dazu. Bei der Auseinandersetzung mit niederen Seelen ist es wichtig zu verstehen: Wenn dich jemand zutiefst enttäuscht, ist diese Person nicht völlig schlecht. Du hast sie nur mit mehr Rücksicht behandelt, als sie verdient, und von ihr erwartet, was sie nicht leisten kann und somit nicht zurückgeben kann, um die Freundschaft zu stärken.
Niedere Eifersucht ist hier oft im Spiel, eines der schlimmsten menschlichen Gefühle, das den Eifersüchtigen zu extremen Handlungen treiben kann, die ein gesunder Geist nicht ertragen kann. Ein eifersüchtiger Mensch ist äußerst gefährlich. Der Eifersüchtige schmiedet Pläne und entwickelt Strategien, um das Objekt seiner Eifersucht zu zerstören, und kann sogar bis zum Mord gehen.
Eifersucht betrifft nicht nur materielle Dinge. Es gibt Menschen, die krank vor Neid werden, wenn sie sehen, wie sehr du von anderen geliebt und geschätzt wirst. Sie sind tief verletzt von deinem Wesen und wollen dich auslöschen, weil deine Existenz ihre eigene Bedeutungslosigkeit offenbart und sie zu einem bloßen Ersatz degradiert. Diese Menschen, die versuchen, sich in deinem Windschatten zu bewegen, hassen dich für dein äußeres Erscheinungsbild, für deine Art zu sein, für deine gesellschaftliche Präsenz, für deinen Gang, für deine Kleidung, für deine Gesten und Manieren. Kurz gesagt, sie hassen dein ganzes Wesen.
Daher verschwenden manche Menschen manchmal ein Leben lang Energie darauf, jemanden zu zerstören, und tun alles Mögliche, um ihr Ziel zu erreichen. Diese zwanghafte Verbissenheit folgt einer universellen menschlichen Neigung: dem Bedürfnis, falsche Wahrheiten über sich selbst und andere zu erschaffen. Dies betrifft Eltern, Ehepartner und sogar Kinder und ist ein tief verwurzeltes Bedürfnis, das keiner Logik oder Vernunft folgt. In diesem grundlegenden, aber komplexen Prozess wird die Verleugnung der Wahrheit zu einem Credo, einer Priesterschaft.
Menschen wollen die Wahrheit nie wirklich; sie suchen nach Illusionen, um das Leben zu ertragen. Oft geschieht dies, indem sie Feinde benennen und Bedrohungen schaffen, wo keine sind. Viele Existenzen wurden durch solche makabren Gefühle zerstört. Deshalb wird die Stärke des Geistes eines Menschen an der Menge der „Wahrheiten“ gemessen, die er aufrechterhalten kann - Wahrheiten über sich selbst, trotz aller kleinen oder bedeutenden Aspekte, die sie enthalten mögen.
Zwischen diesen beiden Polen - der Realität und der Illusion - schwanken viele verwelkte Seelen und verkrüppelte Geister. Für die Mehrheit der sogenannten Mitmenschen ist es eine Obsession, sich ihren geprüften Wahrheiten zu entziehen. Diese Menschen sind zu übermenschlichen Anstrengungen fähig, um sich selbst niemals so zu sehen, wie sie wirklich sind. Die Illusion ihrer selbst ist für sie eine Sicherheit. Daher haben sie schreckliche Angst, sich selbst allein gegenüberzustehen. Sie tun alles, um sich niemals ungefiltert, unverschleiert und ungeschminkt im Spiegel zu betrachten. Sie flüchten in alle Richtungen und sind ständig auf der Flucht. Dabei sagt der gesunde Menschenverstand, dass man zuerst Angst davor haben muss, mit den falschen Leuten und weit weg von sich selbst zu sein. Denn diese Distanzierung von sich selbst schafft eine Leere, die den Abgrund zwischen dem Wesen und seinem wahren Selbst vergrößert.
Das hat solche Ausmaße angenommen, dass wir heute, wie Sie sicherlich bemerkt haben, in einer niederträchtigen Zeit leben. Wenn jemand Gutes über Sie hört, wird alles getan, um es zu verbergen und zu verschweigen. Hört man hingegen Schlechtes, verbreitet man es schnell weiter. Und wenn man gar nichts hört, dann erfindet man eben etwas. Es gibt viele, die falsche Geschichten über das Leben anderer erfinden.
Im Angesicht dessen solltest du nie vergessen: Wenn deine Gesichtszüge jünger aussehen als dein tatsächliches Alter, bedeutet das, dass deine Seele schöner und stärker ist als das Leben mit all seinen Unzulänglichkeiten. Das wird pathologischen Hass auf dich ziehen. Ebenso musst du angesichts der Niedertracht der anderen wissen, dass derjenige, der dich einmal verraten hat, dich hundertmal verraten wird. Ein alter Weiser Mann sagte einst „Man müsse nicht das ganze Wasser des Meeres trinken, um überzeugt zu sein, dass es salzig ist.“
Mit der Weisheit: „Wer in die Höhe klettert, erscheint denen, die ihm nicht folgen können, immer klein“, hatte der Autor des Werks „die fröhliche Wissenschaft“ wohl recht. Die Moral der Geschichte lautet: Es ist gut zu wissen, wer uns hasst. Noch besser ist es, von den richtigen Leuten gehasst zu werden. Denn es gibt Menschen, die dir scheinbar Blumen schenken, während sie tatsächlich nur darauf warten, dir einen Blumentopf auf den Kopf fallen zu lassen
Über Abdelhak Najib*
Sinngemäße Übersetzung aus dem Französischen durch marokko.com