Zum Hauptinhalt springen

Videospielsucht bei Jugendlichen und Kindern

Dr. Imane KendiliWährend meiner über fünfzehnjährige Tätigkeit als Psychiaterin und Suchttherapeutin habe ich aus nächster Nähe gesehen, wie Drogen in all ihren Formen Leben zerstören können. Hinterlassen werden zerbrochene Schicksale, zerstörte Ehen, zahlreiche Scheidungen, wiederholte Krankenhausaufenthalte, Abstürze, Rückfälle und leider auch Selbstmordversuche und Todesfälle.

Videospielsucht, Foto: Tyler Lagalo auf unsplashDoch was ich heute beobachte, scheint noch gefährlicher: Die zunehmende Sucht nach Videospielen, die vor allem Jugendliche und Kinder betrifft. Immer mehr junge Menschen geraten in die Fänge dieser neuen Abhängigkeit, die häufig verharmlosend als "Gaming" bezeichnet wird. Tausende, wenn nicht Millionen Kinder, sind heute süchtig nach Konsolen, Tablets, Smartphones und Computern - überall Bildschirme, die Kinder mit Spielen betäuben, die schnell süchtig machen.

Schon ab sechs Jahren nutzen Kinder diese Geräte, die ihr psychologisches und kognitives Wachstum erheblich beeinträchtigt. Studien der letzten zwanzig Jahre zeigen ein klares Bild: Übermäßiges Spielen stört das Belohnungssystem. Das macht Jugendliche weniger widerstandsfähig gegen Stimmungsstörungen wie Angstzustände, Depressionen und Aggressivität. In extremen Fällen kann dies zu verstärkter Gewalt gegen sich selbst und andere führen.

Diese besorgniserregenden Entwicklungen müssen ernst genommen werden, um unsere Kinder vor den langfristigen Schäden dieser Form der Sucht zu schützen.

Wenn Videospielsucht zu kriminellen Instinkten führt

Videospielsucht, Foto: Fredrick Tendong auf unsplash

Viele Fachleute warnen davor, dass exzessives Spielen von Videospielen bei einigen Kindern kriminelle Instinkte hervorbringen kann. Stéphane Bourgoin, ein führender Kriminalist, betont in seiner weltweiten Untersuchung über Serienmörder, dass gewalttätige Videospiele wie „World of Warcraft“ eine bedeutende Rolle spielen. Laut Bourgoin bewirkt der hohe Konsum dieser Spiele eine Desensibilisierung gegenüber kriminellen Handlungen. In manchen Spielen ist es notwendig, um Level aufzusteigen, extreme Gewalt auszuüben, wie etwa einen Polizisten oder eine schwangere Frau zu töten. Besonders besorgniserregend sind Spiele, in denen der Spieler die Rolle eines Serienvergewaltigers übernimmt und dadurch seine dunklen Fantasien auslebt.

Die Anzeichen einer potenziellen Videospielsucht sind für Fachleute klar erkennbar: Kinder und Jugendliche verbringen mehr als drei Stunden täglich mit Spielen, was andere Aktivitäten beeinträchtigt. Dies führt zu einer Verringerung der sozialen Kontakte im realen Leben und zu verstärkter Isolation. Negative Auswirkungen auf Schlaf, Ernährung und schulische Leistungen sind ebenfalls typisch. Psychisches Leiden zeigt sich oft in Form von Aggressivität, insbesondere wenn das Spielen unterbrochen wird. Viele betroffene Kinder verweigern den Schulbesuch, da sie sich in ihrer Isolation gefangen fühlen und nicht mehr in der Lage sind, am Unterricht teilzunehmen oder zu lernen.

Die Gefahren dieser Entwicklung sind nicht zu unterschätzen. Kinder, die zu viel Zeit mit gewalttätigen Videospielen verbringen, verlieren häufig die Fähigkeit, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden. Dies kann in extremen Fällen zu kriminellen Handlungen führen. Es ist daher dringend erforderlich, diese Anzeichen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Kinder vor den langfristigen Schäden der Videospielsucht zu schützen.

Die gefährlichen Auswirkungen von Videospielsucht

Videospielsucht, Foto: Jezael Melgoza auf unsplash

In meiner Arbeit als Psychiaterin und Suchttherapeutin habe ich zahlreiche Beispiele aus allen sozialen Schichten gesehen, bei denen Kinder so weit gegangen sind, dass sie ihren Eltern mit Gewalt drohten, wenn sie zum Schulbesuch gezwungen wurden. Diese Vorfälle zeigen deutlich, wie gefährlich Videospiele sein können, da sie die psychischen und Verhaltensmechanismen von Kindern völlig aus dem Gleichgewicht bringen.

Glenn Becks Aussage bringt das Problem auf den Punkt: „Unsere Kinder werden gleichgültig gegenüber Gut und Böse. Videospiele wirken wie eine Droge auf sie. Statt sich selbst zu entwickeln, verfallen sie in eine starre Gleichgültigkeit und verlieren die Fähigkeit, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Das ist eine medizinische Tatsache, keine wahnwitzige Theorie."

Alle seriösen Studien bestätigen, dass diese Art von Spielen die psychische Gesundheit und das Verhalten der Kinder nachhaltig schädigen. Viele Kinder verbringen ihre Tage isoliert zu Hause, ungepflegt, mit hagerem Blick und Augenringen. Sie zeigen oft wütendes und gewalttätiges Verhalten gegenüber ihren Geschwistern, Eltern und dem Heimpersonal. Ihre Ernährung beschränkt sich auf Junk-Food, und sie verstecken sich zum Spielen, schreien und verhalten sich, als wären sie in einem Kriegsgebiet.

  In einem Gymnasium im Departement Gers sind die Fans ebenso versiert wie begeistert. Michael: „Ich kann vier Stunden am Stück spielen, aber die sehr schnelle Animation schmerzt in den Augen und ich rege mich oft auf! Aber es ist gut für meine Reflexe". Gregory: „Man kann sich austoben; aber wenn es länger dauert, ärgert man sich, weil man immer gewinnen will.“ Mustapha, Vielnutzer: „Terminator ist toll, wenn er alle anderen umbringt.“ Sabir, Arnaud, Valérie äußern ganz bestimmte Kritik: Manche Spiele sind „dumm“.

Ingrid Carlander warnte bereits 1993 in ihrem Buch „Die Droge Videospiele“ vor den kommenden Gefahren: „Ihr Kind rollt und taumelt, halluziniert, das Auge an den Bildschirm seiner Videospielkonsole geklebt. (...) ‚Kill! shoot! hit!‘, schreit das Kind; sein Rücken schmerzt wie der eines alten Mannes, seine Augen brennen. Macht er seine Ausbildung zum Serienmörder in einer Ecke seines Zimmers? Wird er einen epileptischen Anfall erleiden? Ist er ein Mutant, der in einer Welt gefangen ist, die den Erwachsenen Angst macht? Es gibt vierzig Millionen Joystick- und Joystick-Junkies (...).“

Diese drastischen Beschreibungen unterstreichen die Dringlichkeit, mit der wir uns dieser Problematik widmen müssen. Die Auswirkungen von Videospielsucht sind real und gefährlich, und es liegt in unserer Verantwortung, Kinder und Jugendliche vor den langfristigen Schäden dieser digitalen Droge zu schützen.

Wenn Videospiele das Leben von Kindern dominieren

Die Anzeichen sind alarmierend: Kinder und Jugendliche, die nicht rechtzeitig aufhören können zu spielen, geraten in eine gefährliche Abwärtsspirale. Sie isolieren sich, kommunizieren kaum noch und einige stehen sogar nachts auf, um weiterzuspielen - mit schwerwiegenden Folgen für ihre schulischen Leistungen und sozialen Fähigkeiten.

Der amerikanische Psychologe Dr. Jackson beschreibt es mit einem Hauch von Humor, aber die Realität ist ernst: „Das Mindeste, was man sagen kann, ist, dass das Kind nicht allzu viel Gelegenheit hat, am Bildschirm die Kunst der Diplomatie oder Verhandlungstechniken zu erlernen.“ Gewalt scheint vorprogrammiert, wie das Gerücht um den Geiselnehmer in der Vorschule zeigte, der angeblich durch exzessives Spielen von Super Mario verrückt geworden sein soll. Auch wenn solche Anekdoten übertrieben erscheinen mögen, verdeutlichen sie die tiefgreifenden Auswirkungen, die Videospiele auf Kinder haben können.

Es gibt zahlreiche Berichte von Schülern, die ihre Lehrer angegriffen oder im Unterricht Stichwaffen gezogen haben, um andere Kinder zu bedrohen. Eine Mutter erzählt erschüttert: „Mein Sohn hat seinen Vater mit einem Küchenmesser bedroht, weil er ihm die Konsole aus der Hand gerissen und ihm das Spielen verboten hatte. In seinen Augen habe ich eine Wut gesehen, die mich erschreckt hat.“ Solche Fälle zeigen, wie ernst die Situation ist und wie stark die emotionale Bindung an Videospiele werden kann.

Besorgniserregend ist auch die zunehmende Präsenz von Werbespots im Fernsehen, die aggressiv für Videospiele werben. Diese Spots ermutigen die Menschen zum Spielen, Gewinnen, Feindvernichten, Online-Wetten und sogar dazu, ein professioneller Spieler zu werden. Diese Art von Werbung ist kriminell, da sie auf Kosten unserer Kinder geht und ihre Suchtgefahr erhöht.

Es gibt keine Grenzen mehr für Gewinn und Profit, vor allem nicht auf Kosten der psychischen Gesundheit unserer Kinder. Die Gesellschaft muss sich dieser Herausforderung stellen und Maßnahmen ergreifen, um die Verbreitung und den Einfluss gewalttätiger Videospiele zu begrenzen und die Kinder zu schützen.

Über Imane Kendili*