Zwischen Hitze, Abenteuer und Gastfreundschaft
Dieses Jahr sind wir den extremen Temperaturen in Taliouine entkommen - glücklicherweise hatten wir auch angenehmere Orte auf unserer Route eingeplant. So führte uns unser Weg weiter nach Tisseldeï, am Südhang des Hohen Atlas. Dort haben wir vor zwei Jahren bereits eine wunderbare Zeit im „Dar Zara“ verbracht, einem gemütlichen Gästehaus, das von Mohammed geführt wird.
Abenteuer abseits der Massen
Nach den aufregenden Tagen zuvor, genossen wir einen entspannten Tag: Ausschlafen, lesen und die vergangenen Erlebnisse Revue passieren lassen. Genau das, was wir brauchten.
Am nächsten Tag brachen wir auf, über den gut ausgebauten Tizi-n-Tichka-Pass. Auf dem Weg begegneten uns unzählige Touristenbusse, die an vorgeschriebenen Stopps für Fotos haltmachten. Für uns war es eine Wohltat, einfach weiterzufahren und dem Massentourismus zu entfliehen. Diese Art von Reisen ist nicht unser Ding - wir lieben es, Marokko auf eigene Faust zu entdecken.
In Demnate wollten wir das Auto volltanken und eine Kleinigkeit essen. Der Ort wirkte allerdings wenig einladend, und es war gar nicht so leicht, ein geeignetes Restaurant zu finden. Als wir schließlich einer TUI-Reisegruppe folgten, stellte sich heraus, dass das Restaurant nur für angemeldete Gäste reserviert war. Leicht frustriert setzten wir unsere Suche fort - bis wir zufällig ein kleines Lokal entdeckten, das hauptsächlich von Einheimischen besucht wurde. Hier gab es keine Speisekarte, aber die Küche überzeugte sofort: Suppe, marokkanischer Salat und Cola - für umgerechnet 5 Euro ein unschlagbares Angebot. Zufrieden und gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg.
Unser nächstes Ziel: das malerische Aït Bougumez Tal, auch bekannt als das „Tal der glücklichen Menschen“. Eine Strecke von rund 80 Kilometern lag vor uns, die jedoch alles andere als einfach war. Die Straßenverhältnisse waren katastrophal - Schlaglöcher, wohin das Auge reichte, und Überreste eines Unwetters machten die Fahrt zur echten Herausforderung. Flussquerungen und schlammige Pfade verlangten uns alles ab. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich unser Ziel und waren einfach nur erleichtert, dem Abenteuer so nah zu sein.
Andreas hatte mehrere Zufahrtswege zu unserer Unterkunft im Navi gespeichert, doch die ersten beiden waren unpassierbar. Also entschieden wir uns, die letzten 500 Meter zu Fuß zurückzulegen. Der schmale Weg führte uns vorbei an Apfelbäumen und einem kleinen Bach, bis wir schließlich unsere Unterkunft am Hang erblickten. Die Gastfreundschaft war überwältigend - schon beim Ankommen erwartete uns der traditionelle Begrüßungstee auf der Terrasse. Nachdem wir den richtigen Zufahrtsweg gefunden hatten, holten wir unser Gepäck und genossen eine erfrischende Dusche, gefolgt von einem leckeren Abendessen. Nach den anstrengenden 250 Kilometern fielen wir müde, aber glücklich ins Bett.
Marokko zeigt sich auf dieser Reise einmal mehr von seiner faszinierenden Seite - voller Herausforderungen, aber auch reich an Momenten der Ruhe, Gastfreundschaft und authentischen Erlebnissen abseits der Massen.
Auf unserem Weg zum Souk riecht es plötzlich nach Benzin
Die letzte Tankstelle liegt 80 km von unserem derzeitigen Aufenthaltsort Agouti entfernt. Einige Fahrten haben wir bereits im Ait Bougumez Tal unternommenen und bevor wir weiter Richtung Bou Thaghrar über einen ca. 3000 m hohen Pass fahren, würden wir unserem Auto gern noch etwas Futter gönnen. Da spielt uns der Zufall in die Hände. Auf unserem Weg zum Souk in Tabant riecht es nach Benzin, als wir an einer großen Garage vorbeikommen. Schnell registrieren wir, dass es sich wohl um die Tankmöglichkeit des Ortes handeln muss. Zuerst genießen wir das Markttreiben in Tabant, staunen über die feilgeboten Waren und beobachten die Einkäufer. Offensichtlich haben es hier alle eilig - das kennt man sonst in Marokko so gar nicht...
Wieder am Auto angekommen, fahren wir an der "Tankstelle" vor. Ein Mercedesfahrer lädt gerade mehrere gefüllte Kanister in sein Auto. Wir fragen, ob es Benzin für uns gibt. Nun werden unsere fehlenden Sprachkenntnisse zum Hindernis. Denn man fragt uns, ob wir Gasoil (Diesel) oder Essence (Benzin) benötigen. Ratlos zucken wir mit den Schultern. Beherzt steckt der Tankwart seinen Finger in die Tanköffnung, schnuppert daran. Auch der Mercedesfahrer macht diesen Test. Noch sind sich beide nicht ganz einig, wir warten leicht verunsichert ab. Dann werden wir nach den Autopapieren gefragt - und endlich löst sich die Unsicherheit, als ich in der "Carte grise" (entspricht unserem Fahrzeugschein) Essence lese.
Auf die Frage des Tankwarts, wie viel wir brauchen, machen wir die Zündung an und bitten ihn, einen Blick auf die Tankanzeige zu werfen. Schnell sind wir uns einig, dass es wohl etwa 10 l sein müssen, die dem Auto fehlen. Geschäftig läuft er in seine Garage, schleppt kurz darauf einen Plastikschlauch mit Trichter und einen ausrangierten 5 l Wasserkanister, gefüllt mit Benzin herbei. Ohne einen Tropfen zu vergießen, füllt er den Tank und holt einen zweiten Kanister. Als auch der Inhalt im Tank verschwunden ist, sind wir zufrieden, die Tankanzeige zeigt wieder fast voll. Beim Bezahlen muss ich nur 30 DH (knapp 3 €) mehr bezahlen, als an einer offiziellen Tankstelle.
Mal wieder ein Erlebnis, das wir nicht missen möchten. Außerdem können wir nun unsere Fahrt ganz entspannt fortsetzen, denn auch von Bou Thaghrar ist die nächste offizielle Tankstelle nicht gleich "um die Ecke"!
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