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Fes, Stadt der Künste

Nach der Gründung der Universität Karaouine im 10 Jh. entwickelte sich Fes auch zum geistigen Zentrum des Landes. Zwar musste Fes in den folgenden Jahrhunderten die Würde der Hauptstadt mehrfach abgeben (an Marrakech, Rabat und Meknès), doch immer wieder kehrten die Herrscher Marokkos hierher zurück - bis zum Beginn des französischen Protektorats.

 

Garten Bba Mohamed Chergui, Foto: Eberhard HahneHeute steht Fes als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO, dem „Kulturministerium“ der Vereinten Nationen. Ziel der millionenschweren Förderprojekte ist der Erhalt der Medina von Fes als einzigartiges urbanes Gesamt-Kunstwerk.

Wohnen wie ein Pascha

Riad in der Medina, Foto: Eberhard HahneDie Königsstadt Fes ist nicht nur reich an Kunstwerken, sondern auch an außergewöhnlichen Hotels. Historische Bausubstanz ist reichlich vorhanden und ein kleiner Teil der alten Paläste hat schon seine Wiedergeburt als traumhaftes Riad-Hotel erlebt.

Zurück zu den Ursprüngen

Ledermacher, Foto: Eberhard Hahne„Fes ist die Stadt der Städte, das Gedächtnis der marokkanischen Nation, der Schmelztiegel einer Kultur. So geheimnisvoll wie eine Nacht an der Seite Scheherazades. Nur wenige Städte der Welt werden so wenig vom Lauf der Zeit berührt wie Fes. Sie hat den Klimawechseln widerstanden, den verrückten Gelüsten der Mächtigen, den Verlockungen des sog. technischen Fortschritts.“ So poetisch beschreibt der marokkanische Schriftsteller Tahar Ben Jelloun seine Geburtsstadt (Merian).

Mit Lichtvorhängen geschmückte Straßen zur 1.200-jährigen Feier der Stadt Fes bzw. von Marokko. Man muss kein Kunsthistoriker sein, um für diese Stadt zu schwärmen, Fes ist ein lebendiges Museum, ein Bilderbuch für Romantiker.

Hammam Kessel, Foto: Eberhard HahneMittelalterlich anmutende Werkstätten, in denen Tausende von Handwerkern wie vor Jahrhunderten ihrer Arbeit nachgehen, wo Kunstfertigkeit und Traditionen mündlich überliefert werden. Schrankgroße Kammern, in denen gezimmert, gefeilt, genäht und gehandelt wird. Eine Reise nach Fes heißt, zurück zu den Ursprüngen - Handwerk statt Industrie, Lasttiere statt Autoschlangen, Gelassenheit statt Stress und Hektik.

Spaziergang durch Fes el-Bali

Drechsler, Foto: Eberhard HahneDie meisten historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten findet man im Häusermeer des Stadtteils Fes-el-Bali (wörtlich Alt-Fes) aus dem 9. Jahrhundert. Um die Kunstschätze im Gewimmel der Gassen aufzuspüren, sollte man sich einen offiziellen Führer nehmen. Die Begleitung eines gebildeten Stadtführers erleichterte nicht nur das Auffinden der interessantesten Sehenswürdigkeiten, sondern auch den Kontakt zu Land und Leuten. Der Besuch einer Kupferschmiede, Weberei oder Gewürzhandlung ist mindestens ebenso so reizvoll wie die Besichtigung reich dekorierter Medersen (Koranschulen).

Bab Boujeloud heißt das reich verzierte Haupteingangstor der Medina. Es wurde erst 1913 im traditionellen Stil der Hufeisenbögen erbaut und ist eines der schönsten des Königreichs.

Festival des Musiques Sacrees du Monde (Sakralmusik)

Wer im Juni nach Fes kommt, hat die Chance, das „Festival der geistlichen Musik der Welt“ zu erleben, mit dem die Königsstadt ein völkerverbindendes Zeichen setzt: Musik aller Religionen, darunter islamische, jüdische und christliche, erklingt in den Mauern historischer Paläste.

Licht- und Tonschau

Die abendliche Licht- und Tonschau auf dem Bordj Sud südlich der Medina.

Hier studierte Papst Silvester II

Im Herzen der Medina steht die älteste Universität der westlichen Welt - La Karaouine. Die Lehranstalt und Moschee wurde im Jahre 859 von Fatima aI-Fihrya, Tochter eines reichen Kaufmanns aus Fes, ins Leben gerufen. Hier wurden Philosophie, Medizin und Astronomie gelehrt, studierte der spätere Papst Silvester II. Theologie, dozierte der arabische Geschichtsschreiber lbn Khaldoun.

Kissaria, das Viertel der Kostbarkeiten

Die Kissaria ist der feinste und neueste Teil von Fes-el-Bali. Der feinste, weil hier die Juweliere, Seiden- und Brokathändler ihre Geschäfte haben, der neueste, weil ein Feuer 1954 die Kissaria größtenteils vernichtete. Noch heute geht das Gerücht, das Feuer sei nicht von selbst entstanden, sondern von den Franzosen gelegt worden. Abends wird das Marktviertel nach alter Tradition verschlossen.

An einem kleinen Platz inmitten des Tischler-Souks steht der wunderschöne Fondouk eI Nejjarine. In der alten Karawanserei aus dem 18. Jhd. ist heute ein interessantes Museum untergebracht. Die ehemalige Herberge für reisende Händler beherbergt heute ein Holz- Museum. Musikinstrumente, Möbel, Gebrauchsgegenstände und eine Bibliothek kann man hier bewundern.

Gerberviertel

Zum Staunen und Shoppen laden die ausgedehnten Souks der umliegenden Straßen ein, die nach Zünften geordnet sind. Am farbenprächtigsten ist das Gerberviertel, wo Tierhäute gegerbt, getrocknet und gefärbt wer den. Schon im Mittelalter wurde Leder aus Fes bis nach Bagdad verkauft. Die Gerbstoffe stammen aus der Rinde von Granatapfel- und Mimosenbäumen, die Farbpigmente von Pflanzen und Mineralien. Schwarz wird aus dem mineralischen Naturstoff Antimon gewonnen, aus dem auch Kajal erzeugt wird. Safran wird für gelb verwendet, Indigo färbt blau.

Die fertigen Lederprodukte, Taschen, Gürtel, Schuhe, kunstvoll bestickte Sitzkissen und andere Dinge, werden in den umliegenden Geschäften zum Kauf angeboten.

Das Erbe der Meriniden

Zu der glanzvollen Hinterlassenschaft der Meriniden zählen die Medersa Bou Inania und die Medersa Attarine. Wunderschöne Fliesen, Mosaike, Stuckverzierungen und Holzschnitzereien zieren die lnnenhöfe. Dekor vom Feinsten. Im Mittelalter dienten die Medersen als Studenten-Unterkünfte.

Auch wenn die prächtige Dekoration der Innenhöfe den Besucher überwältigt - die Studentenkammern stehen dazu in krassem Gegensatz. Viele sind fensterlos oder haben nur schmale Fensterschlitze, die sich auf enge Gassen öffnen. Nur wenige privilegierte Studenten hatten ein Zimmer zum schönen Patio.

Das größte Heiligtum der Königsstadt ist das Grabmal (die Zaouia) des Stadtgründers Maulay Idriss II., ein verehrtes Pilgerziel, vor dem jährlich im September ein großes Fest zu Ehren des Heiligen stattfindet. In den umliegenden Geschäften werden Räucherkerzen verkauft, die die Gläubigen am Grab entzünden. An der Rückseite der Zaouia befindet sich eine sternförmige Kupferplatte mit einem Schlitz für Opfergaben, die dem frommen Spender den Segen des Heiligen sichern.

Fes eI-Djedid, Neu-Fes

Der zweite sehenswerte Stadtteil der Königsstadt Fes ist Fes-el-Djedid, wörtlich Neu-Fes. Der Name täuscht: Fes-el-Djedid wurde bereits im 13. Jh von den Meriniden gegründet; die „echte“ Neustadt, Ville Nouvelle genannt, entstand im 20. Jh., zur Zeit des französischen Protektorats.

Gleich hinter dem Königspalast taucht man in schattige Bazarstraßen ein: überquellende Geschäfte und Verkaufsstände, Kleider, Stoffe, Babouchen, alles hundertfach und farbenfroh.

Sport und Freizeit

„Zwischen einem Café und einem Café liegt ein Café“ heißt ein beliebter Spruch in Fes, nicht ohne Grund. In der Alt- und Neustadt gibt es jede Menge Café, Garküchen, Pizzerien und Restaurants. Viele öffentliche Gebäude und Restaurants haben Dachterrassen, von denen man einen herrlichen Blick über das Häusermeer der Altstadt genießt.