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Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira

Jean Pierre Datcharry  machte sich in Begleitung seiner Freunde Brahim und Addi und fünf Kamelen auf den Weg, um von Ouarzazate nach Essaouira - auf den Spuren der alten Karawanen - zu laufen. Marokko.com veröffentlicht in lockerer Folge das Tagebuch seiner 21-tägigen Tour.


Jean Pierre DatcharryIch hatte etwa dreißig Etappen geplant. Die Energie und die Freundschaft mit Brahim und Addi ermöglichten es uns, in 21 Tagen, 129 Gehstunden und 571 zurückgelegten Kilometern von Ouarzazate nach Essaouira zu gelangen. Das heißt, durchschnittlich 27 km und 6 Stunden 15 Minuten pro Tag.

Geholfen haben mir die mir zur Verfügung stehenden Karten, auf denen ich diese Route nachgezeichnet habe, die die Wege dieser alten Karawanen kreuzt.

Auch trieb mich ein mehr als 15 Jahre währender Traum an, diese Reise zu Fuß auf den Pfaden der großen Reisenden zu machen. Das war der richtige Moment. Siehe Fotogalerie.

Ich wollte all diesen gegenwärtigen Zukunftssorgen entfliehen, indem ich das Lebenselexier meiner Existenz für so viele Jahre wiederfand: die Natur und die Pfade des Atlas. Die Reise beschloss ich weniger als eine Woche vor dem Aufbruch. Nichts war geplant oder vorbereitet.

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Brahim und Addi von Jean Pierre DatcharryAls ich Brahim und Addi vorschlage, mich zu begleiten, sehe ich ihre Augen vor Freude funkeln. Auch sie sind Männer der Wüste und der Räume, der Emotionen und Herausforderungen. Ich verstehe, dass wir gehen können. Brahim nimmt ein Taxi nach N'Kob, wo unsere Kamele grasen. Er bringt allein fünf Kamele in dreieinhalb Tagen zum Dar Daïf in Ouarzazate.

Ich werde den Wegen folgen, auf denen die Kamelkarawanen ihre Waren vom anderen Ende der Sahara bis ins Drâa-Tal transportierten, um dann den Atlas über den Tizi n'Telouet zu überqueren und so Marrakesch zu erreichen. Dann geht es am Fuße des Atlas auf seiner Nordseite entlang auf der Straße der Marabouts, um zum Atlantik und nach Essaouira zu gelangen.

Charlesde Foucauld 1886, Bildrecht: Babouba, Public domain, via Wikimedia CommonsWir wandeln zweimal in den Fußstapfen von Vicomte Charles de Foucauld. Während seiner Reise „Reconnaissance au Maroc“ [Buch: „Erkundung in Marokko“] in den Jahren 1883-1884 zu einer Zeit, als die Stämme noch nicht befriedet waren. Er verkleidete sich als jüdischer Händler, der mit Rabbi Mordechai reiste. Allen Gefahren trotzend legte er in 12 Monaten fast 3000 Kilometer zurück.

Er wird den Atlas über den Tizi n'Telouet überqueren und nach Aït Ben Haddou, in das untere Tal des Drâa, gelangen. Er wird durch den Souss und dann entlang der Küste des Atlantiks laufen, um Mogador [Essaouira] und das französische Konsulat zu erreichen.

Versteckt unter seinem Burnus auf den Terrassen der Häuser der Mellah, notierte er seine Beobachtungen und zeichnete Karten. Was für ein Abenteuer mit erheblichen Risiken, die er auf seiner Reise eingeht.

Diese Reise wird für mich die Gelegenheit sein, die Route für unsere nächste Kulturkarawane Kafila, ein Projekt in Partnerschaft mit dem Französischen Institut Marokkos, zu überprüfen. Kafila startet im März 2022 und wird Foum Zguid über Ouarzazate und Marrakesch mit Essaouira verbinden.

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry


Tag 1

Abmarsch vom Riad Dar Daïf in Talmasla, Ouarzazate entlang der Palmenhaine am Wadi von Ouarzazate nach Tifoultout. Süße Luft, fröhliche Amseln und Damaszener-Rosen, die in den Gärten duften. In Richtung Atlas-Kette folgen uns zwei lachende Fliegenschnäpper.

Tag 2

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Sehr schöne Nacht in einem Hain von Palmen. Ich schlafe gerne an Orten, wo die Brise in den Palmen weht, der Gesang der Frösche und Vögel eine echte Erholung für den Körper und die Seele sind.

Start mit den Farben der orangefarbenen Sonne. Das gesamte Noor-Solarkraftwerk wird von den ersten Sonnenstrahlen beleuchtet, sein Leuchtfeuer ist schon von den Gipfeln des Toubkal und des M'goun zu sehen.

Ocker-weiße Hügellandschaft. Auf dem Pass von Afella n'Ifri sehen wir das Dorf Aït Ben Haddou und es ist majestätisch, sich ihm zu Fuß zu nähern. Wir gehen am Rande des Dorfes und der Gärten entlang. Was für eine schöne Restaurierung dieses Dorfes, bravo für seine Realisierung.

Wir gehen entlang des Dorfes Tamdakht, dessen zinnenbewehrte Türme der Kasbahs kaum aus seinen üppigen Gärten herausragen.

Die Geologie bietet uns Ocker- und Beigetöne.

Tag 3

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Wir geben den Kamelen Gerste, sie brauchen Kraft. Gestern sind sie sieben Stunden am Stück gelaufen und haben nicht gegrast.

Auf dem Weg nach oben sahen wir drei Tumuli, das ist recht merkwürdig, da es im Atlas nur wenige gibt. Die Grabhügel, die die Sahararouten von Nador nach Drâa und Smara markieren.

Ein gut markierter Weg führt durch herrliche Täler, erd- und ockerfarbene und graue Felsen. Wir befinden uns auf einem alten Meeresboden, der durch die Faltung des Atlas angehoben wurde und sich an den Hängen wiederfindet. Zahlreiche Fossilien mit verschiedenen Schnecken, Muscheln, Austern.

Der zerkleinerte Wermut verströmt einen ähnlichen Duft wie Thymian, nur etwas saurer, es ist ein Genuss.

Sechs Stunden Gehzeit, ca. 23 km.

Die Grillen singen. Habe heute Morgen zwei Turmfalken gesehen.

Die Karawanen und Reisenden zogen immer in Gruppen, um sich vor den Angriffen von Stämmen, aber auch von Tieren wie Panthern, Löwen des Atlas, der letzte wurde 1920 getötet, zu schützen und zu verteidigen. Wir können uns vorstellen, dass sie vor ein paar Jahrhunderten zahlreich waren, die Wälder erlaubten hier Antilopen und Affen und in den Ebenen Straußen zu leben.

Die Wälder wurden von den Bewohnern, den Hirten, verbrannt, damit diese gefährlichen Tiere verschwinden. Zunächst entstanden so riesige Weideflächen, doch Erosion, Winde und heftige Regenstürme verwandelten diese Gebiete in Wüsten. Dem Kalkstein dieser Plateaus wurde Platz gemacht.

Kühle Nächte, reiner Himmel

Tag 4

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Ich nehme einen kleinen Pfad, um das Dorf Anguelz zu erreichen. Der kleine Ort ist aus Lehm gebaut, wie auch die prächtige, schlanke Kasbah. Um sich gegen feindliche Stämme zu verteidigen wurden diese  befestigten Kasbahs gebaut. Die feindliche Stämme hatten es meistens auf die reichhaltigen Vorräte abgesehen.

Jacques Majorel, orientalistischer Maler, hielt sich in den Jahren 1935-40 in Dorf Anguelz auf, sein Freund René Euloge, Schriftsteller, Maler und großer Entdecker der Täler des Atlas, begleitete ihn oft.

Ich durchquere die saftig grünen Gärten und stelle mir diese beiden großen Maler vor, ihre Staffelei unter den Mandelbäumen aufgestellt, die Kühle ausnutzend, vor diesen inzwischen fast verschwundenen Kasbahs. Die Knospen der Damaszener-Rose leuchten in kräftigem Rosa.

Ich gehe das Wadi entlang und tauche über einen Umweg in ein kleines Tal ein, das auf der Höhe von einer Festungsruine bewacht wird. Dieses enge Tal, in die roten, ockerfarbenen Erde geschnitten und von einer Ader aus schwarzem Gestein gesäumt,  führt zum alten Salzbergwerk, dessen Stollen mit einer schweren Eisentür verschlossen ist. Diese Mine war berühmt für die Qualität ihres Salzes und Kamelkarawanen exportierten es in entfernte Länder.

Ein paar Täler weiter sehe ich entlang des Wadis die Gärten von Telouet. Ein äterer Mann geht mit einer geflochtenen Schleuder in der Hand durch die Gärten. Ich vermute, dass er auf Taubenjagd ist und begrüße ihn - ein paar Höflichkeitsfloskeln werden ausgetauscht. Er ist überrascht, dass ich zu Fuß aus Ouarzazate komme. Gefragt, was er mit seiner Schleuder jagt, entgegnet er: "Ich behüte meine Bienen". Und in der Tat kommen einige Vögel, um seine Bienen zu fressen, die mit Honig beladen zum Bienenstock zurückkehren.

Ich fahre zur riesigen Kasbah von Telouet, wo früher Karawanen Halt machten, bevor sie den Atlas überquerten. Echte Karawanserei, wo die Karawanenführer eine Steuer für die sichere Durchfahrt und den Schutz von Waren und Menschen zahlten. Die prächtige Kasbah des Pascha Glaoui ist heute leider nur noch eine Ruine. Schade, dass dieses architektonische Meisterwerk aus politischen Gründen (Pascha Glaoui kollaborierte mit den Franzosen) nicht restauriert wird. In ein paar Jahren wird diese Kasbah unwiederbringlich zerfallen sein.

Wir sind sieben Stunden gelaufen, etwa 30 km und ich bin sehr froh, mich hinzusetzen und über die Begegnungen des heutigen Tages nachzudenken.

Tag 5

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Gestern Nachmittag hatten wir einen sehr starken Wind mit stürmischen Böen. Fünf Minuten vor dem Ramadan-Fastenbrechen um 19 Uhr kamen zwei junge Frauen aus dem Dorf, um uns das Ftor-Essen zu bringen. Zwei Sorten Brot, noch warm in eine kleine Decke eingewickelt, Pfannkuchen, Kaffee, Tee. Die Gastfreundschaft, die den Reisenden geboten wurde, machte uns nach einem langen Tag sehr glücklich.

Danke!

Wir durchqueren Tamjoucht, das letzte Dorf, das sich direkt am Fuße des Berges anschmiegt und von Terrassen aus grünem Getreide umgeben ist, die nun von den ersten Sonnenstrahlen beleuchtet werden. Das Dorf schläft noch. Wir begegnen einer Frau mit einem Eimer von 15 Litern aufgeschäumter Milch. Ein Kind blickt zu Boden, als es an uns vorbeigeht. Es ist sehr einfach gekleidet, wohl auf dem Weg zur Schule, in das vier Kilometer entfernte Telouet, mit grauen Plastiksandalen an den kleinen Füssen, wie bei den Kinder der Hirten üblich. Vielleicht hütet es am Nachmittag einige Ziegen oder Schafe. Dank der Schule wird sich das Kind eine bessere Zukunft aufbauen können.

Wir gehen zu den Atlas-Kämmen und über den Tizi n'Telouet auf 2600m. [Tizi = Pass]


Tag 6

Wir werden durch die Gesänge des Dorfimams geweckt, das Sternenbild des große Bären ist noch am Horizont zu sehen.

Kleine frische Brise sind noch mit dem morgentlichen Tau beladen. Der Weg folgt der Höhenlinie bis zum Grund der Täler und macht kilometerlange Umwege notwendig, um eine Schlucht zu passieren.

Die Vegetation ändert sich  andauernd. wieder. Duftender Lavendel schmückt unsere Passage.

Die Zwergpalme "Doum" bedeckt einen ganzen Abschnitt eines Berges. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so viele von ihnen gesehen zu haben. Aus ihrem spitz zulaufenden Blatt werden die großen Strohhüte hergestellt.

Der Tag wird eintönig, wir kreuzen viele Einschnitte, um dieses tiefe Tal zu verlassen. Wir landen vor dem Zerkten-Tal und sehen die Straße, die der Tichka verbindet. Wir erreichen das Dorf Aghbalou n'Oghgue, einen Ort, an dem früher Karawanen Halt machten. Wir schlagen unser Biwak in dem herrlichen, von Pinien beschatteten Hof der völlig verfallenen Glaoui-Kasbah auf.

"Aghbalou" bedeutet "große Quelle", die in der Tat einen schönen, terrassenförmig angelegten Olivenhain an einem Steilhang und Gärten bewässert.

6 Stunden 45 Minuten Gehzeit, 28 - 30 km.

Wir Drei haben alle schwere Füße und sind müde. Sobald wir uns hinlegen, ist das Nickerchen vor lauter Stechfliegen allerdings unmöglich. Wir bedecken uns mit unseren Djellabas, aber diese Fliegen finden immer einen Weg, um uns zu quälen. Morgen werden wir nach dem Naturprodukt "Ouijane" suchen, das in einigen Orten des Atlas und im Saghro aus dem Harz der Thuja oder des Wacholders hergestellt wird. Dieses sehr wohlriechende und antiseptische Mittel hält Insekten fern. Es wird auch zur Verzierung traditioneller Töpferwaren und zur Parfümierung von Wasserkrügen verwendet. Vielleicht hat das auch den Effekt, das Wasser zu desinfizieren.

Um 19 Uhr bringen uns die freundlichen Bewohner eines Dorfes, das auf dem Gipfel des Ghdat-Tals thront, mehrere Tabletts beladen mit gefüllten Pfannkuchen, einem sehr fruchtigen Olivenöl, Kuchen mit Orangengeschmack, Apfelsaft, Suppen und Datteln. Unser Menü an diesem Abend. Eine Freundlichkeit der Bewohner dieses Dorfes, das auf dem Gipfel des Ghdat-Tals thront.

Fest der Farben, des Vogelgesanges und der Schmetterlinge

Tag 7

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Die großzügigen Regenfälle in diesem Winter an den Nordhängen des Atlas und die harte Arbeit der Bauern, die Gerste und Hartweizen ausgesät haben, bieten uns ein wahrhaft leuchtendes Bild des Grüns. Es wird bald eine gute Ernte erwartet.

Wir durchqueren die Hügel der nördlichen Atlas-Ausläufer bis zum Rand der Haouz-Ebene.

Das Kamel Hamiche humpelt, es hat Schmerzen im Vorderbein. Wir haben seinen Korb entladen, damit es leichter läuft und sich schneller erholt.

Der Weizen ist reif und die ersten mutigen Erntehelfer mit ihren dünnen Sicheln, gebückt, stellen Garben her.

Der Weg führt die Hügel hinauf und wir biwakieren am Eingang des Dorfes Touama.

6 Stunden 20 Minuten Spaziergang und 28 km, Schluss für heute.

Wir können einige Kleidungsstücke in einem Eimer waschen, dann riecht es heute Abend beim Essen etwas weniger nach "wildem Tier"!

Tag 8

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Dieser Morgen Fest des Vogelgesanges, der Schmetterlinge, der Farben. Grün, goldenener Weizen und Blumen. Das reichlich vorhandene kalte und milchige Wasser im Oued Zat stammt aus dem geschmolzenen Schnee der Atlasgipfel. Die "seguias" (Bewässerungskanäle) schlängeln sich zwischen den Gärten und Olivenhainen. Cognacbäume, Weinreben, Aprikosen- und Mandelbäume, Eisenkraut. Ein Garten Eden am Fuße des Atlasgebirges. Freude an der lebendigen Landschaft. Biwak in einem Olivenhain in der Nähe des Dorfes Tidili Mesfioua.

Nickerchen unter den Olivenbäumen auf einem Teppich aus grünem Gras. Ich werde zwei Stunden schlafen!

Am späten Nachmittag "Ouijane" Körperpflege für die Kamele. Sie schätzen dieses Anti-Fliegen-Shampoo. Auch wir nutzen seine Vorteile.

Der großzügige Nachbar bringt uns einen großen Teller Weizensuppe mit Olivenöl, selten so fruchtig, schmelzende Lamm-Tagine auf einem Bett von Kichererbsen mit Zitronenconfit, hausgemachte Chpakia mit Honig.

Vielen Dank Si Abdelaziz und Madame.

Tag 9

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Die Natur bedeckt mit Millionen von Tröpfchen feinen Regens, die Vögel singen das Leben. Die Vegetation schickt uns ihre Essenzen des Nachregens. Gerüche von Moos und Pilzen werden freigesetzt. Frische Süße.

Wir wandern auf den Ausläufern zwischen 1200 und 800m, auf einer Art hügeligem Plateau am Fuße der Atlashänge in den Ebenen.

Die große Entdeckung heute ist die alte Zitadelle von Tasghimout, die ich auf der Karte entdeckt und im Internet recherchiert habe. Diese alte Zitadelle ist eine einzigartige und wenig bekannte historische Stätte. Ich wanderte anderthalb Stunden lang durch seine Ruinen, Stücke von imposanten Wällen, Wachräumen unter Gewölbe und Beobachtungsplätze.

Ein riesiges Plateau auf einer Höhe von 1200 Metern. Ca. 2 x 1 km, leicht abfallend, umgeben von steilen Hängen, die stellenweise in Klippen enden, mit einer Mauer - ein Wall aus Lehm und Steinen von einem Meter Dicke.

Dieser Ort soll seit der Jungsteinzeit genutzt worden sein. Dann hätten die Almoraviden zu Beginn des XII. Jahrhunderts unter der Herrschaft von Sultan Ali Ben Youssef diese Zitadelle auf dem natürlichen Felsplateau errichtet.

Damit hätte er einer langen Belagerung vor der Offensive der Almohaden widerstehen können, denn das Plateau ist kultivierbar und es gibt eine Quelle.

Diese historische Stätte von großer Bedeutung muss restauriert werden um die Überreste der Befestigungsanlagen mit Gewölben und Mauerresten vor dem Einsturz zu bewahren. Ein großartiges Werk der Archäologie.

Eine Bereicherung mit einem Museum, das die Geschichte dieser Zitadelle detailliert erzählt, würde angesichts der Nähe zu Marrakesch eine echte Erwerbsmöglichkeit für die umliegenden Dörfer schaffen.

Der Tourismus muss sich neu erfinden. Es geht darum, neue Wege des kulturellen, wissenschaftlichen, historischen, archäologischen und sportlichen Interesses zu erschließen, mit längeren, erfüllten Aufenthalten.

Wir sind heute Nachmittag am Rande des Ourika-Wadis und seines bei Marrakchis [Bewohner von Marrakesch] sehr bekannten Tals angekommen. Gärten und ein riesiger Olivenhain.

Es ist nicht einfach, einen Platz zum Biwakieren mit den Kamelen zu finden. Die Menschen hier sehen uns als Nomaden, und Nomaden sind nicht willkommen. Wenn sie reisen, kommen normalerweise zuerst einige Kamele und einige Tage später entweder riesige Kamel-, Schaf- und Ziegenherden. Man kann die Angst um all diese schönen, gepflegten Gärten verstehen.

6 Stunden und 30 Minuten Gehzeit für die Karawane, ca. 27 km. Das Tempo war heute langsamer, das Gelände unwegsam, die Kamele etwas müde, und wir waren genauso froh, die Etappe zu erreichen.

Der Donner grollt über dem Atlas, der Himmel ist ganz schwarz.

Die Grillen haben ihren Auftritt.

Tag 10

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Wir durchqueren die westlichen Gärten des Ourika-Tals auf einer Piste zum Wadi Issyl beim Dorf Sidi Bouzguia.

Dies ist die kürzeste Etappe, seit wir Ouarzazate verlassen haben, wir kommen um 9:30 Uhr an. 15 km.

Wir werden von Ahmed und Karine in ihrem Olivengarten empfangen. Ein Platz ist für die Kamele reserviert, wo es reichlich Gras gibt.

Große Erholung für alle. Wäsche, Dusche, Mittagsschlaf auch für die Kamele!

Deren Sohn Ilyan durchquerte vor 2 Jahren mit dem Team von „Désert et Montagne“, mit Ali und fünf Kamelen Marokko von Tagounit zum Oued Chbika.

Er war zuvor zu Fuß von Tanger nach Tagounit gewandert. Die großartige Idee und ein Traum vom Teenager, realisiert mit Entschlossenheit, Geduld und Willen. Ein schönes Beispiel.

Am Nachmittag bekommen wir Besuch von meiner Tochter Salma, meinem Schwiegersohn Hamza und ihrem Sohn Layth, die in Marrakesch leben.

Layth sieht zum ersten Mal Kamele und freut sich, seinen Großvater wiederzusehen, und ich einen meiner Enkel.

Am späten Nachmittag Behandlung des humpelnden Kamels Hamiche. Die Nomaden behandeln ihre Kamele, indem sie frisches Fett mit einem erhitzten Metall auftragen. Bravo, Addi für die Technik. Hoffen wir, dass die Methode innerhalb von 24 Stunden hilft. Es wird morgen noch unbelastet laufen.

Ein beschaulicher Tag in der Mitte unseres Ganges zum Ozean auf den alten Karawanenstraßen.


Tag 11

Nach dieser süßen Erholung, Familie, Dusche und Wäsche machen wir uns auf, um die Gärten zu verlassen.

Wir passieren Hirten und Hirtinnen mit kleinen Herden von 20 oder 30, manchmal auch nur fünf Schafen. Wir spüren die arme Landschaft der Kleinbauern mit den kleinen Parzellen. Paradoxerweise gibt es riesige Olivenhaine und Getreidefelder. Wir kommen an einem Wohnanwesen auf einem Golfplatz mit einem kleinen künstlichen See im Tal einer Wiese vorbei. Nicht sehr ökologisch. Ein großer Traktor mit Rasenmäher fährt auf dem Grundstück herum. Normalerweise verwenden die neuen Golfplätze recyceltes Wasser aus den Abwasserkanälen von Marrakesch, um die Rasenflächen zu bewässern, was schlau ist.

Es gibt eine Menge Debatten über den langfristigen Wert dieser großen Komplexe. In Marokko gibt es kein Öl. Wir müssen Alternativen für Entwicklung und Beschäftigung und Lösungen für die Verschwendung finden.

Alle Faktoren müssen berücksichtigt werden. Es muss ein Gleichgewicht gefunden werden, denn die Wasserressourcen werden zu einem echten Problem.

Wir erreichen Tameslouht, ein wichtiger Wallfahrtsort in der Region, am Zaouiat und der Festungs- und Palastruine.

Im Jahr 1520 war Moulay Abdellah Ben Hussein der Gründer der Sufi Zaouia, wo sich ein Zweig der Gnaoua niedergelassen hat. Ben Hussein baute eine Burg mit Mauern aus Lehm, grün glasierten Dachziegeln. Der noch ziemlich gute Zustand zeugt von seinem Grad der Bedeutung für das Gebiet und die Stämme des nördlichen Atlashanges.

Jeden Freitag ist Markt, einer der Wichtigsten der Region. Viele Handwerker arbeiten mit Holz, Schneider, Töpfer der traditionellen Terrakotta. Mehrere traditionelle Ölmühlen sind im Herbst und Winter in Betrieb.

Das Kamel Hamiche humpelt immer noch, vielleicht etwas weniger als gestern.

Wir sind 6 Stunden und 30 Minuten gelaufen.

Tag 12

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Unter einer Wolkendecke durchqueren wir in westlicher Richtung Agafay, eine trockene Hügellandschaft aus Erde und Steinen.

Ein paar vereinzelte Behausungen und Azibs aus heller Erde fügen sich in die Landschaft ein. Wir werden mehrere kleine Quellen überqueren, an denen Oleander, Palmen und manchmal auch Olivenbäume wachsen.

Pierre-Yves, den ich seit 20 Jahren kenne, kam uns heute Morgen entgegen. Er wohnt in einem kleinen Dorf hinter dem Hügel. Er kam 2013 in diese Gegend, um hier zu leben. Verführt vom Charme dieser Wüste stellte er sich ein Biwak mit sehr komfortablen Zelten vor, eine Art Hotel unter Segeltuch, um den Ort in Ruhe zu genießen und neue Energie zu tanken. In dieser trockenen Wüste ist es ihm gelungen, Pflanzen anzubauen, unter einem Weinstock einen Garten, Salate, Minze und aromatische Kräuter.

Pferde, einige Dromedare und Mountainbikes ermöglichen es, diese Umgebung sanft zu erkunden, ebenso wie zu Fuß. Der Ort ist perfekt gelungen. Zelt-Lounges, Restaurants und Rastplätze für diejenigen, die ein anderes Wochenende erleben wollen.

Eine Vielzahl von Biwaks mit mehr oder weniger Luxus kamen, um in diese Landschaft viele Ausflügler mit Quads zu locken.

Das gleiche Phänomen wie in Merzouga, wo die Erhaltung der Natur und des Ortes nicht überwacht wird. Sehr bedauerlich, denn die Tourismusindustrie verhindert die Erhaltung dieser fragilen Gleichgewichte.

Unser Kamel Hamiche humpelt immer noch und wir befürchten, dass sein Handicap ihn weiterhin behindert. Pierre-Yves schlägt vor, ihn in seinem Biwak-Gehege zu lassen. Das Beste ist Ruhe. Unser LKW wird Hamiche auf dem Rückweg abholen.

Wir wandern durch das Timrar-Gebirge auf den Pfaden der Hirten und schlagen unser Biwak in der Nähe des alten Friedhofs von Tidrar auf nachdem wir 6 Stunden und 30 Minuten gelaufen sind und heute etwa 24 km zurückgelegt haben.

Tag 13

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Wir werden gegen 23:30 Uhr durch das Geräusch eines lauten Dieselfahrzeugs geweckt, das auf der anderen Seite der Schlucht mit seinen Scheinwerfern auf uns zuhält. Einige Männer steigen aus und gehen in der dunklen Nacht die Schlucht hinunter, um zu uns hochzukommen, wobei sie mit einem Handy leuchten. Einer von ihnen ist der ältere, schwerere Mann. In der Hand hält er eine massive Holzkelle, die mehr als einen Meter lang ist. Diese Schöpfkellen werden auf Partys zum Servieren der Sauce für Couscous und zum Nehmen des Gemüses verwendet. Der zweite, jüngere Mann ist dünner. Der Mann mit der Kelle ist genervt und will wissen, was wir hier machen, woher wir kommen und wohin wir gehen. Er wurde aus einem Nachbardorf alarmiert, das eine Karawane mit Kamelen vorbeiziehen sah. Sie denken, wir sind Diebe.

Wir brauchen zwanzig Minuten, um sie davon zu überzeugen, dass wir einfach Reisende zu Fuß auf dem Weg zum Meer sind. Er lädt uns ein, in einem Haus zu schlafen, versteht nicht, warum die Jungs im Zelt schlafen und ich draußen unter den Wolken. Als sie gehen, nimmt der jüngere Mann eine große Holzkeule in die Hand, die er in seinem Gürtel am Rücken stecken hatte.

Wir sitzen in der Nähe eines alten Friedhofs, der wahrscheinlich aus einer Zeit stammt, als das Dorf noch nicht existierte, ein Friedhof für arabische Nomaden.

Gestern machte ich im Vorbeigehen einen Abstecher zu einem kleinen Trockensteingebäude, sehr gut gebaut, mit gut erhaltenen Mauern, und ich konnte im Inneren ein achteckiges Loch von 120 cm Tiefe sehen.

Ein von Schatzdieben gegrabenes Loch. Sofort habe ich die Verbindung hergestellt, als ich den Mann mit der Schöpfkelle sah.

In der Antike versteckten die Stämme, die mit Gold oder Bronze und Goldmünzen beladene Karawanen bestahlen, diese oft in Friedhöfen oder Grabstätten, die niemand berühren durfte, weil sie heilig waren.

Die fraglichen Räuber waren oft mit Marabouts verbunden, die schwarze Magie praktizierten und in der südlichen Region des Souss (Region Agadir) beheimatet waren. Sie führten Aufzeichnungen über die Orte, an denen die Kisten mit Schätzen versteckt waren.

Auf meinen Reisen in der Wüste und im Atlas habe ich diese Art von Plünderungen mehrfach gesehen, oft auf alten Friedhöfen, manchmal in Grabhügeln, die klaffende Löcher hinterlassen.

Mit dem Hintergrundgeräusch des verschwindenden Dieselmotors schlafen wir wieder friedlich ein.

Diese Schöpfkelle aus Massivholz erinnert mich an ein echtes Lebenserlebnis:

Der Mythos von Tislit n'ARANJA

Aranja (auf Berberisch aus dem Hohen Atlas), ist die große Holzkelle.

 

Ein "Shibani" mit weißem Bart lädt uns ein

Tag 14

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Seit gestern sind die Hügel sehr trocken. Wir erreichen den Rand der großen Ebene zwischen Chichaoua und Imintanoute. Zitrusbäume, Aprikosenbäume, Olivenbäume und Weinreben wachsen dank der Bewässerung aus tiefen Brunnen auf großen Bauernhöfen. Die nicht bewässerten Parzellen sind komplett trocken. Traurig, diese großen, vertrockneten Olivenbäume zu sehen.

Ich habe vor etwa dreißig Jahren in Bougmez gelebt. Während der großen Dürreperioden führten Kinder und Jugendliche Prozessionen durch das Dorf durch. Eine große Holzkelle aus massivem Nussbaumholz stellte die Braut da, sie war verkleidet mit einem bunten Kleid und einem roten Schal, der ihr Gesicht bedeckte. "Tislit n'Aranja". Auf der Prozession wurde die Braut dem Regen angeboten. Unter dem Klang von Tamburinen und Liedern ziehen die Kinder durch das Dorf, als wollten sie diese Hochzeit feiern. Sie klopfen an die Tür eines jeden Hauses und betteln um ein paar "Reals", Geldstücke. Bei dieser Gelegenheit wurde im Dorf ein gemeinsames Gebet abgehalten, bei dem der allmächtige Gott angerufen wurde. Mir ist aufgefallen, dass, ob zufällig oder nicht, der Regen oft danach kam.

Wir schlagen unser Biwak in der Nähe des Dorfes Majjat auf, nachdem wir 6 Stunden, 30 Minuten gelaufen sind und 32 km zurückgelegt haben. Nach einem kleinen Schläfchen gehe ich ins Dorf, um mich mit frischen Lebensmitteln einzudecken. Brot, Pfannkuchen, Gemüse, Obst, darunter hübsche Erdbeeren und Melone mit einem großartigen Aroma. Eine Lammkeule. Wir müssen uns ein bisschen verwöhnen, die Jungs laufen so gut und tun ihr Bestes, um uns recht schnell zum Ozean zu bringen. Fand mit Mühe einen Sack Gerste für die Kamele.

Der Himmel ist stark bewölkt. Die Olivenbäume sind an diesem Morgen durchsetzt von Aprikosenbäumen mit fast reifen Früchten, Granatapfelbäumen mit roten Blüten, Wassermelonen, die kaum geformt sind und die Größe einer kleinen Melone haben. Die Ernte erfolgt per Hand. Männer und Frauen mit gekrümmten Rücken tragen Garben von goldenem Weizen heraus.

Es wird eine Stunde dauern, bis wir kurz nach dem Dorf Saidate einen Biwakplatz finden, der weit genug von den Feldern entfernt ist, um das Risiko zu vermeiden, dass unsere Kamele in den Feldern oder Olivenbäumen grasen.

7 Stunden Gehzeit, ca. 32 km, 540 Höhenmeter.

Wir suchen am ersten Haus nach Wasser. Die Pumpe wird von einem Renault 18 Gasmotor angetrieben. Morouane erklärt uns, dass dies das wirtschaftlichste System ist, das er gefunden hat, um Wasser aus einer Tiefe von 140 Metern zu pumpen. Ich verstehe, warum einige Grundstücke aufgegeben werden. Jedes Jahr sinkt der Grundwasserspiegel um mehrere Meter obwohl die Ebene ganz nah am Atlas ist. Wird dieses Reservoir angesichts einer wachsenden und nicht unbedingt zielgerichteten landwirtschaftlichen Nachfrage lange reichen? Ein echtes Wasserproblem kommt in den nächsten Jahren auf uns zu, auch wenn fast überall Tröpfchenbewässerung installiert ist.

Heute Abend werden 3 Schüsseln Harira von unseren Nachbarn angeboten, mit einem leckeren Rote-Bete-Saft und frischen Karotten, den Vitaminen, die wir brauchen! Die von Addi zubereitete Suppe wird für die Kamele mit eingeweichtem trockenem Brot zubereitet.

Tag 15

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Wir kommen schließlich aus dieser langen Ebene heraus, indem wir den Oued Bouanfére überqueren. Wir hatten eine Brücke über die Nationalstraße entdeckt, auf der der Straßenverkehr schnell war, was für die Kamele, die durch das Aufheulen der LKW-Motoren erschreckt werden, heikel oder sogar gefährlich ist. Ein Bauer zeigt uns eine ruhige Brücke, die die Schnellstraße überspannt. Was für ein Glück.

Als wir das Dorf Ouled Chennane durchqueren, nähern wir uns einem Brunnen, denn die Kamele sind durstig. Gestern haben sie das Wasser vom Regen auf der Plane getrunken, die das Zelt schützte.

Ein Shibani [Alter Mann] mit weißem Bart und Saharoui-Look ruft uns zu und lädt uns ein, seinen Hof zu betreten, wo ein Wassertrog aufgestellt ist. Er öffnet den Wasserhahn und die Kamele trinken. Dieser Mann bittet uns, Fotos mit seinen Jungs vor den Kamelen zu machen. Er erklärt, dass sein Vater als Kind Holzkohle von den Kamelkarawanen kaufte, die aus dem Haha (südlich von Essaouira) kamen und nach Marrakesch fuhren. Das geht 50 Jahre zurück. Er zeigt uns diesen alten Weg der Karawanen, dem wir folgen. Tatsächlich ist er mit Steinen eingefasst, die den Durchgang markieren, und breit genug, dass die beladenen Karawanen aneinander vorbeikommen können, ohne die Getreidefelder zu beeinträchtigen.

Entlang dieses Weges ziehen die Erntehelfer die Gerste mit der Hand aus der Erde und gewinnen so auch die Wurzel und mehr Futter für ihre Tiere.

Wir erreichen das Dorf Rijal Al Khenig. Ein kreisförmiger Felsen schützt das Dorf natürlich, ebenso wie die Ruine eines Steinwalls. Ich werde von vier Kuppeln herausgefordert, die auf dem felsigen Grat an der Spitze des Friedhofs erscheinen.

Die Etappe dauert 6 Stunden und 30 Minuten, etwa 30 km.

Nach dem rituellen Nickerchen gehe ich in Richtung dieses Dorfes was mich aus drei Gründen fasziniert:

  • Die Schönheit der Steinmauern und dieser kreisförmige Grundriss dieser angehäuften Dörfer.

  • Diese zahlreichen Kuppeln. Ich nähere mich der größten Kuppel und sehe, dass diese Gräber innerhalb eines sehr alten Friedhofs gebaut sind, der von einer Steinmauer mit einem Eisentor umgeben ist. Nach der üblichen Begrüßung frage ich, ob es möglich ist, den Marabout von Waly Saleh Sidi M'bark Mallouk zu besuchen. Als erste Antwort antwortet mir der Mann: Nein. Als ich ihm erkläre, dass ich zu Fuß auf der Straße der alten Karawanen und Marabouts unterwegs bin, sagt er: "Geh nur, du schiebst die Tür auf". Ich finde drinnen mehrere Menschen, darunter einen Mann mit einem großen Bart vor dem Grab von Sidi M'bark. "Sie können eintreten", sagt er. Ich betrete den heiligen Ort mit seiner raffinierten Architektur. Ich mag diese Orte, an denen so viel passiert ist und die von Geheimnissen umhüllt sind. Der Mann bestätigt, dass ich den ganzen Friedhof besichtigen kann. Ich gehe langsam durch diesen Friedhof. In der Tat sind die Marabouts sehr zahlreich.

    Es gibt 100 Kuppeln, viele von ihnen sind eingestürzt und sehr alt. Ich habe in Marokko noch nie eine solche Konzentration von Marabouts an einem Ort gesehen. Vor der Tür eines Marabouts steht eine Gruppe von etwa dreißig Frauen, weiter unten eine Gruppe von Männern. Ich habe das Gefühl, zu stören und verlasse den Friedhof. Es muss einen Todesfall gegeben haben oder eine besondere Prozession.

  • Das dritte Rätsel ist der Name des Dorfes "Khenga", ein Name, den ich nur im Sahara-Gebiet von Tan Tan, Layoune und im Süden gefunden habe. An keiner anderen Stelle in Marokko wird dieser Name verwendet. Brahim bestätigt es mir. Mit diesem Namen wird speziell in der marokkanischen Sahara eine Passage in einer vertikalen Felsfalte von 100 -200 Metern Höhe bezeichnet. Eine Art natürliches Tor, durch das der Fluss bei Gewitter fließen kann und das auch als Durchgang dient. Einzigartig in dieser Region.

Bei meiner Rückkehr von diesen Besuchen begleitet mich Nordine, den ich nach all diesen Geheimnissen frage. Er erzählt mir, dass sein Großvater einer dieser Waly gewesen war.

Am Ausgang von Khenga schlägt er einen Umweg vor, um eine Höhle zu besuchen. Wir treten ein, indem wir auf Händen und Knien durch eine Art kleines Fenster kriechen. Wir sind im Inneren einer natürlichen Höhle mit einem schönen Raum. Er erklärt, dass die Höhle bewohnt war, bevor das Dorf gebaut wurde. Er hätte beim Graben des Bodens einige seltsame Knochenstücke gefunden, die nicht das Aussehen von menschlichen Knochen hatten.

Zur Ftor-Zeit bringt er uns eine leckere Weizen-Milch-Suppe und eine Schale mit den ersten reifen Aprikosen aus seinem Garten. Er bringt zwei acht Zentimeter langen Knochenstücke und gefaltete Fotokopien von alten Dokumenten über sein Dorf mit, die Brahim entziffert. Sie sprechen von einem Teil der Ahnenforschung, von dem einer der ersten Waly aus der Sahara und der Sequia Al Hamra gekommen sein soll. Dies bestätigt den Saharaoui-Namen "Khenga". Ein anderer Waly wäre von Fès gekommen. Diese Zaouia, in der seit Generationen der Koran gelehrt wurde, war von großer Bedeutung in der Region.

Es wird angegeben, dass der Ursprung des ältesten Marabuts das Jahr 1440 wäre.


Seit der Morgendämmerung hören wir das Traben von Eseln

Tag 16

Seit der Morgendämmerung hören wir das Traben von Eseln, deren Hufe auf den Steinen aufschlagen und die Stimmen von Männern und Frauen. Sie sind auf dem Weg zu den riesigen Parzellen, die die Hügel bedecken, die wir überqueren.

Diese Erntehelfer ziehen die Gerste von Hand und graben die Wurzel aus. Der Stiel ist kurz, 30-45 cm, weit auseinanderliegend, große Steine liegen überall auf den Feldern. Wenn sie diese Steine entfernten, würde die Erde von diesen windigen Hügeln weggeweht. Die Vegetation ist schlecht. Was für ein Mut. Notwendigkeit schafft Energie. Die Menschen, denen wir begegnen, sind fröhlich.

Sehr schön, diese Weiler und Dörfer aus der Nähe zu sehen, überall Menschen auf den Feldern. Die Kühe stehen auf den Feldern neben den Erntehelfern und ihren kleinen Kindern, die spielen.

Die Frauen fragen uns, woher wir kommen. Ouarzazate, diese Region kennen sie nicht. Einige junge Hirten gingen nach Ouarzazate, nach Zagora, um zur arbeiten.

Wir kommen an einer prächtigen neuen Schule vorbei, die mit Sonnenkollektoren ausgestattet ist. Was für eine Freude, dieses Gebäude im Dienste der Bildung inmitten dieser trockenen und abgelegenen Hügel zu sehen.

Wir befinden uns im Hinterland von El Mokhtar, vor einigen Jahren noch bekannt durch seine Peugeot 404 Taxis. Wir sehen diese alten Taxis aus einer anderen Ära, recycelt und gasbetrieben, und Renault 12, die sich über die Wege schlängeln, die diese isolierten Farmen und Dörfer miteinander verbinden.

Auf dem Souk Sbit Korimate kaufen wir Gerste für unsere Kamele.

Das Klima ändert sich. Die ozeanischen Nebel und die Feuchtigkeit reichen für die Entwicklung von Olivenbäumen wieder aus.

6 Stunden 20 Minuten geht die Karawane

Am Ort Ouled Mahamagh schlagen wir unser Zelt auf. Der Platz ist groß genug, damit unsere Kamele nicht die Olivenbäume und das Getreide abgrasen. Brahim und Addi wechseln sich ab, um sie zu bewachen.

Tag 17

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Wir finden einen ausgezeichneten Weg auf einer landwirtschaftlichen Hochebene mit riesigen Grundstücken, der Boden ist sehr fruchtbar. Gerste, Weizen und Olivenbäume wachsen fröhlich vor sich hin.

Wir treffen ein paar Männer auf ihren Eseln, die zum Souk gehen, alle tragen eine Djellaba. Die ersten Männer, die wir in der landwirtschaftlichen Welt sehen, die dieses Kleidungsstück tragen. Was für ein Kontrast an dem Ort, an dem wir uns befinden.

Auf dem Weg zur Karawane mache ich einen Umweg. Ich bin fasziniert von einem riesigen Tumulus (Haufen von großen Steinen auf einem Durchmesser von 10-20 Metern und zwei Meter Höhe) Ich habe noch nie einen Tumulus in dieser Region gesehen. Aus der Nähe kann ich bestätigen, dass es ein riesiger Tumulus ist. Diese Grabhügel, die mehr als 3000 Jahre alt sind, hatten mehrere Funktionen. Begräbnisstätten, aber auch Verstecke auf den großen, sehr alten Sahararouten, die den gesamten östlichen Teil Marokkos durchzogen, die das Gebiet von Drâa, das Wadi Chbika, Smara, Sakia El Hamra verbinden.

Man findet sie auf Pässen und leicht erhöhten Stellen, so dass sie schon von weitem zu sehen sind und den Durchgang ankündigen, der auch nachts zu sehen ist, wenn der Himmel mit Sternen oder vom Mond hell ist.

Ich notiere vier Ausgrabungsstellen an diesem Grabhügel, von denen eine sehr tief ist. Was verbarg dieser Tumulus?

Der Abstieg vom Plateau ist steil. Wir durchqueren das erste Gebiet des Arganwaldes. Dieser Baum ist endemisch in Marokko, "Argania spinoza".

 

 

Der Arganbaum "Argania spinoza"

Endemischer Baum, der früher den Atlantikrand bis in die Berge bedeckte. Sein heutiges Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Essaouira bis Tiznit und geht landeinwärts bis Taliouine. Dieser Baum bringt eine Frucht in Form einer großen, leuchtend gelben Olive hervor, deren Geruch bei Reife mich an die Mirabelle meiner Kindheit erinnert.

Ihr bitteres Fruchtfleisch wird von Menschen nicht gegessen. Tiere fressen es. Aus der Mandel wird Öl gewonnen. Feines wird traditionell in einer irdenen Pfanne geröstet. Dann gepresst, geknetet und zerkleinert mit einem kleinen handbetriebenen Drehmahlstein. Dieses Öl ist exquisit, mit einem nussigen Geschmack. Ich schätze es besonders und es findet sich bei uns zu Hause auf dem Frühstückstisch, im Wechsel mit Olivenöl. Vor dreißig Jahren haben wir es für 30 Dirham pro Liter gekauft. Heute erreicht sein Preis 400 Dirham pro Liter. In den Dörfern wurden Kooperativen gegründet und der Prozess wurde modernisiert.

Die Nachfrage im Ausland nach diesem außergewöhnlichen Öl hat Arbeit für die Frauen dieser Region geschaffen. Eine schöne Anpassung an die Moderne.

Für den kosmetischen Bedarf wird ein Schritt, das Rösten, im Herstellungsprozess übersprungen.

Traditionell verwenden die Frauen der Haha-Region, aber auch in Marokko, dieses Öl für ihre Haare und Haut, wie reines Olivenöl, das viele Eigenschaften hat.

Das Öl ist so lecker, wenn Sie Ihr Brot darin eintauchen. In der Region wird der Couscous-Grieß mit ein wenig von diesem duftenden Öl vermischt und der Couscous hat einen einzigartigen Geschmack.

Hervorragend auf einem Salat oder in einer Suppe, geben Sie einen kleinen Löffel in Ihre Schüssel, bevor Sie sie essen.

Die Wälder der Arganeraie in Marokko dienten einst der Herstellung von Holzkohle und der Konstruktion für die Flachdächer der Häuser. Jetzt ist es verboten.

Ende der 1990er Jahre wurde die Arganeraie von der UNESCO zum ersten Biosphärenreservat Marokkos erklärt und umfasst eine Fläche von rund 2,5 Millionen Hektar. Ziel ist es, das wirtschaftliche und ökologische System des Arganbaums zu verwalten und zu erhalten und gleichzeitig die Wirtschaft der Region zu entwickeln.

 

Wir kommen in einem Tal an, in dem das Wadi leicht fließt, angesichts der üppigen Vegetation wahrscheinlich das ganze Jahr über. Entlang dieses Tals die Oase, Assif Ait Bayout, kleine Dörfer. Häuser - Bauernhöfe mit dem Charakter des Souss, Mauern aus kleinen Steinen, deren Haupttür als Schutz vor der Hitze geweißt ist. Oft ein quadratischer Raum mit sehr niedrigen Fenstern in 20 cm Höhe über dem Boden. In der Vergangenheit lebten die Menschen auf dem Boden. Das Wohnzimmer, in dem ein paar Kissen auf einer Weidenmatte platziert sind, um den Rücken zu polstern. Diese sehr niedrigen Fenster waren der ideale kleine Durchzug, besser und angenehmer als eine Klimaanlage, um ein Nickerchen zu machen, wenn man von den Feldern zurückkam und um an sehr heißen Tagen das Essen zu teilen. Der Raum kann in ein Schlafzimmer umgewandelt werden, indem eine oder zwei Decken als Matratzen ausgebreitet werden.

Wir entdecken einen echten Garten Eden, in dem riesige Argan- und Olivenbäume, Mandelbäume, Feigenbäume und Johannisbrotbäume wachsen, Granatapfelbäume, Reben, die sehr hoch an den Bäumen klettern. Wir kommen an einigen Leuten vorbei, die ernten. Kinder mit einer Schleuder aus schmalen Streifen von Zwergpalmen jagen Tauben.

Die Gärten unter diesen riesigen Bäumen sind schlecht gepflegt. Ein großer Teil der Jugendlichen zog es vor, in Agadir oder Essaouira zu arbeiten, um ein besseres Gehalt zu erhalten. Die Älteren, die im Dorf geblieben sind, und die Frauen kümmern sich zuerst um die Bäume.

Nach einer Stunde in diesem glücklichen Tal wird der Weg für unsere Kamele schwierig zu passieren. Sie sind zu hoch mit den Lasten, die jungen Äste und das Laub der Bäume drängen. Jetzt hindern uns die Äste und Stämme völlig am Passieren. Wir versuchen, um die Bäume herumzugehen. Das Gelände ist steil, die Trockensteinmauern sind instabil. Vergeblich, wir beschließen, diese herrlichen Gärten zu verlassen und gehen zu einer Farm auf der Spitze eines Hügels, fragen nach Wasser.

Durch das Bellen eines Hundes kommt ein älterer Mann aus der offenen Tür, der mühsam mit einem Stock geht. Ein zweiter Mann, etwas jünger, kommt von einem anderen Hof nebenan, mit einem langen grauen Bart.

Wir unterhalten uns fünf Minuten lang, der ältere Mann erklärt sich bereit, uns Wasser zu geben. Brahim geht, um fünf kleine leere 5-Liter-Kanister zu holen. Dann fängt der Shibani wieder an zu reden und erklärt, dass wir weiter unten ein Dorf finden würden, in dem die Qualität des Wassers besser ist als bei ihm zu Hause.

Wir verstehen, dass er uns kein Wasser geben will, so dass wir weiter gehen müssen. Der Mann wird diese fünf kleinen Wasserkanister nicht mit in den Himmel nehmen. Brahim ist wütend. Absolut "achouma" (unanständig), müden Reisenden Wasser zu verweigern.

Wir gehen mindestens fünf Kilometer. Als wir einen kleinen Weiler durchqueren, fragt Addi einige Kinder, ob sie uns etwas Wasser bringen können. Zehn Minuten später bringen uns die Jungs das kostbare Wasser.

Das Wasser kommt aus einer "tanoute fi", einer im Hof des Hauses gegrabenen unterirdischen Zisterne, die sich bei Regen mit Wasser vom Dach füllt. In den unteren Feldern gibt es "tanoute fi", die als Reservoir dienen, um Kühen und anderen Nutztieren Wasser zu geben.

"Tanoute fi" bedeutet wörtlich "kleine gefüllte Quelle". Diese geniale Art, Regenwasser zu sammeln, ist eine Besonderheit in dieser Region der Vororte von Essaouira - Agadir. Etwa 40 km.

Tag 18

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Ein idyllischer Morgen, wir wandern durch Lavendel und wilden Fenchel. Bald werden sie von dornigen Pflanzen abgelöst, deren verblühte Blüten und nadelartige Samen an unseren Socken kleben.

Die Vögel ernähren sich von dem reifen Getreide. Als die Karawane vorbeizieht, springen die Esel der Erntearbeiter an das Ende ihrer Anbindehaltung und brüllen beim Anblick unserer Kamele wie Monster vor Angst.

Die Erntehelfer arbeiten immer noch von Hand, seit gestern sehen wir auch Sicheln.

Wir kommen durch das Dorf Zaouia Moulay Lahcen. Die Bewohner der verstreuten Höfe versammeln sich um einen Brunnen, an dem sie mit Eseln Wasser holen. In ihren "Chouaris" (Doppelkörben) stecken zwei oder vier Kanister mit zwanzig Litern Wasser.

Kinder kommen freudig aus der Schule und rennen mit "Sahraouis, Sahraouis" [Sahara-Bewohner] -Rufen heran und versammeln sich um die bepackten Kamele.

Es ist bereits Mittag und wir spüren die Hitze in diesem Becken. Auf der staubigen Piste erklimmen wir einen kleinen Pass. Auf jedem Hügel hoffen wir, das Meer zu sehen. Noch nicht. Das gleiche Phänomen, wie wenn wir einen Berg besteigen, der Gipfel sehnt sich nach uns. Die kühlere Luft ist ein gutes Zeichen.

Am Fuße dieser Hügel, die mit Arganbäumen eines Kollektivwaldes bewachsen sind, kreuzen wir ein Tal mit einem Rinnsal. Oleander und Binsen verschönern die Landschaft.

Unter einem großen Arganbaum beschließen wir zu biwakieren, mit Schatten und einer Brise für den Mittagsschlaf.

6 Stunden 20 Minuten Wanderung. Bei etwa 26 Kilometern war unser Tempo heute geringer.

Wunderschönes Spätnachmittagslicht am Biwak, bei dem der Oleander und das Schilfrohr im Wind tanzen.

Eine Sinfonie von Kröten und Fröschen beginnt 20 Minuten nach Sonnenuntergang.

Ich schlafe mit dem Großen Wagen kopfüber direkt über mir ein, schließe schnell die Augen und hülle mich in meinen Schlafsack.

Tag 19

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Neue Hügel mit Arganbäumen, als wir zum Souk L'arba n' Aguerd hinuntergehen, wo die Karawane einen kurzen Halt für einige Einkäufe macht. Ich habe noch nie einen Souk mit drei Parkplätzen für Esel gesehen.

Ein großer und sehr beliebter Souk, zu dem die Bewohner dieser abgelegenen Gegend jede Woche aus allen Richtungen kommen, um einzukaufen.

Wir gehen mit den Bauern auf ihren beladenen Eseln. Einer von ihnen, schon ziemlich alt, erzählt Addi, dass er, als er jünger war, zu Fuß loszog, um in zwanzig Tagen nach Casablanca zu gehen und dort zu arbeiten. Er ging auch mehrmals zu Fuß nach Marrakesch und zurück, und einmal nach Ouarzazate, um Arbeit zu suchen.

Wir befinden uns auf diesen Wegen, die einst von Reisenden, Händlern und jungen Leuten benutzt wurden, die aufbrachen, um eine bessere Zukunft zu erreichen oder einfach nur eine kleine Pilgerfahrt zu einer Zaouia zu unternehmen.

Die große Pilgerfahrt von Marokko nach Mekka dauerte ein Jahr lang zu Fuß mit Karawanen.

Ich kannte ein paar Leute, die diese große Reise gemacht haben. Einer von ihnen ging mit seiner Frau ein zweites Mal. Was für ein Engagement, was für eine Reise.

Die Vegetation verändert sich, der Boden wird sandig mit einem wilden Wald aus Thuja. Dieser Baum ist das Symbol der Handwerker von Essaouira, die daraus eine bemerkenswerte Intarsienarbeit herstellen.

Ich sehe drei "takbourghrt"-Erdhörnchen. Die ersten seit Beginn der Wanderung. Diese Berberhörnchen haben einen gestreiften Schwanz wie junge Wildschweine. Sehr verspielt, sie jagen sich oft gegenseitig. Schön zu beobachten mit dem Fernglas, auf den Hinterbeinen sitzend, die Vorderbeine als Hände benutzend. Ein bisschen wie Murmeltiere. Sie halten auch einen Winterschlaf.

Erscheinung am Horizont ganz in der Nähe des Ozeans, wo wir die Stadt Sidi Kaouki erkennen. Eine große Freude.

Addi fragt einen Mann am Wegesrand nach einem Platz, an dem wir für die Nacht anhalten könnten. Der Mann öffnet sofort das Holztor seines Grundstücks, als ob wir ihn schon unser ganzes Leben lang kennen würden.

Si Mohamed lässt uns in sein neues, noch im Bau befindliches Haus und wir können uns sogar für den Abend windgeschützt einnisten. Was für ein Geschenk und was für eine großzügige Gastfreundschaft für die müden Reisenden, die wir sind nach 32 km und 7 Stunden 30 Minuten des Gehens.

Tag 20

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

An diesem Morgen war der Abstieg in Richtung Sidi Kaouki schnell, unterstützt von der Brise, deren Bewegung im Ginster angenehm ist, wie der Wind in den Tamarisken der Wüste.

Wir gehen entlang einer Hecke aus "Tikida", dem Johannisbrotbaum. Dieser Baum mit dunklem Laub wächst am Fuß der Nordhänge des Atlas, wir fanden ihn im unteren Tal des Tizi n'Telouet und in den verschiedenen Tälern bis zum Meer. Ich war erfreut, junge Plantagen von Tikidas in Obstgärten zu finden. Aus den Früchten wird ein bohnenförmiger Samen gewonnen. Zu einem Pulver zerkleinert, wird es seit jeher in der Medizin und in Lebensmitteln verwendet. Ausgezeichnete natürliche Medizin für Probleme der Verdauung einschließlich Durchfall oder Verstopfung bei Kindern. Kostet nicht viel und ist sehr effektiv, wie mir oft von pensionierten reisenden Ärzten gesagt wurde, die es während ihrer gesamten Karriere verschrieben haben.

In der Küche wird es in Pulverform und im Gebäck verwendet, schmeckt ganz ähnlich wie Schokolade.

Freude, den Ozean mit dem schönen Morgenlicht zu finden, der Seenebel lichtete sich.

Wir sehen endlich Sidi Kaouki!

Marabout mit Blick auf den Ozean, die Füße bei Flut im Wasser. Ein magischer Ort. Dieser Marabout wird traditionell von Familien besucht, die im Sommer mit Eseln aus dem Landesinneren kommen, um für mehrere Tage zu pilgern. Im "chouari" (Korb) des Esels befindet sich ein Hahn oder eine Ziege als Opfergabe, die von den Pilgern gegessen wird. Normalerweise wird dem Wächter des Grabes ein Viertel angeboten.

Bei der Suche im Internet nach dem Ursprung dieses Heiligen fand ich eine erstaunliche Geschichte, nach der Sidi Kaouki griechischen Ursprungs sein könnte. Es wird mit dem Durchzug von griechischen Händlern in Essaouira in der Antike bestätigt.

Die Anwesenheit der Griechen zeigt sich in der lokalen Ortsnamenkunde: takouyt n'sidi bouzib, Ifri n'sidi bouzid (Posidon, Gott des Meeres, Gott des Weines). Die traditionelle Bekleidungsart der Frauen mit übereinander liegenden Kleidern wie bei diesen griechischen Statuen. Die Amazigh-Sänger in ganz Marokko kleiden sich immer noch nach der griechischen Mode.

Wir gehen bei Ebbe am Strand entlang und sehen ein vom Fischen zurückkehrendes Boot, das von einem Schwarm gieriger Möwen angekündigt wird.

Wir schlagen das Biwak neben dem kleinen Haus von Larbi und Fatima auf, mit denen wir seit mehr als 30 Jahren befreundet sind. Treuer Wächter des Leuchtturms von Cape Sim, der seine Nächte damit verbringt, zu überprüfen, ob der Leuchtturm funktioniert und seine Signale an die Fischer und den Seeverkehr sendet.

Die Etappe wird die kürzeste der Wanderung sein, gerade richtig, um sie zu genießen. Erholung nach langen Etappen und dem letzten Tag, der uns morgen erwartet. 2 Stunden und 20 Minuten Gehzeit, 8 km zurückgelegt.

Mein Freund Belaid Belhaoui, ein großartiger Maler, dessen Werke eine Ecke der Wände von Dar Daïf schmücken, kam uns besuchen und wir verbrachten eine gute Zeit miteinander. Bélaid malt das traditionelle Leben in den Souks, deren braune Sepiatöne seine Werke harmonisch ergänzen. Wir kennen uns auch schon seit gut zwanzig Jahren.

Ich besuche den sehr alten Marabout Sidi Haghraz, der heute von dem Windpark überragt wird, der Essaouira und seine Region autonom macht. Was für eine Modernität, Marokko hat sich zu einem Pionier der sauberen Energie in Afrika entwickelt. Gut gemacht.

Wir teilen den Ftor mit der Familie und genießen eine Tajine mit Meeraal.

 


Tag 21

Wir überblicken die riesige Bucht von Sidi Kaouki, davor einen sandigen Weg durch den spärlichen Zedernwald. Kühe der kleinen Rasse mit schwarzem oder braunem seidigem Fell, halbwild, grasen in Freiheit im Wald oder am Strand. Ein bisschen wie die Kühe in den korsischen Bergen.

Wir erreichen die blonden Dünen, die am Ende von Cape Sim in den Ozean stürzen. Der Wind nimmt zu.

In einem eleganten Schwung begleiten die Möwen unsere Karawane zum Leuchtturm auf dem höchsten Punkt des Zedernwaldes.

Ich empfinde diesen historischen Leuchtturm mit der gleichen Faszination wie beim ersten Mal vor 30 Jahren. Von Frankreich zur Sicherung der Seewege gebaut, 1917 fertiggestellt. Dieser Borj ist zum Schutz des Leuchtfeuers befestigt, da einige Stämme damals mit diesem Projekt nicht einverstanden waren.

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Mit einer Reichweite von 21 Meilen auf See (33,7 km) ist er einer der Leuchttürme, die noch mit den Fresnel-Glaslinsen der damaligen Zeit ausgestattet sind, die um die Glühbirne herum angeordnet sind, die die Reichweite erheblich erhöhen. Die Rotation wird an seiner Basis durch eine beeindruckende Maschinerie stabilisiert, die auf einem Tank in einem Quecksilberbad ruht. Die Beleuchtungs- und Kommunikationsmittel des letzten Jahrhunderts waren eine wahre Meisterleistung.

Die Kamele nutzen diese 30 Minuten Besuchszeit, um rund um den Leuchtturm zu grasen. Brahim schlief im Schatten eines Ginsterbaums ein, Addi fand ein kleines Netzwerk und rief seine Freunde in N'kob an.

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Wir treffen einige Fischer, die in Hütten aus Ästen untergebracht sind. Ein Quad fährt am Strand an uns vorbei. Auf dem Rücken des Fahrers ist eine Kiste befestigt, die seine Angeln und einen aufgeblasenen LKW-Schlauch enthält, der als Boot zum Fischen benutzt wird. Wow, bravo für die Modernität dieser Fischer mit ihrem schwierigen Job. Andere Fischer überholen uns mit kleinen chinesischen Motorrädern mit Gangschaltung.

Wenn die Winde zu stark waren und die Fischer sich mit ihren Ruderbooten nicht in die tosenden Wogen wagen konnten, wurden diese Männer des Meeres zu Holzfällern. Sie schnitten Balken und Bretter aus den Zedernbäumen, die heute die Decken der alten Souiries-Häuser schmücken.

Der Wind hat den Horizont mit Staub verschleiert wie in der Wüste. Wir können Essaouira noch nicht sehen, Addi ist ungeduldig, anzukommen. 20 km im weichen Sand sind lang.

Später werden wir das Dorf Diabat, die Insel Mogador und schließlich Essaouira sehen.

Wir passieren den Oued Ksob, der von weit herkommt und seine Quelle im Atlas hat. Ich hatte Angst, dass wir durch die Höhe des Wassers der Mündung, die das Wadi manchmal je nach Stärke der Stürme in rauen Mengen führt, blockiert werden würden. Unsere Kamele sind es nicht gewohnt, in mehr als 30 cm Wasser zu laufen und können sich kategorisch weigern, vorwärts zu gehen. Eine sandige Fläche erlaubt uns, zu passieren! Ich bin begeistert.

Wir haben nur noch einen Kilometer, um den Eingang zum Strand von Essaouira zu erreichen. An den ersten Restaurants und Surfbrett-Verleihen müssen wir die Karawane anhalten. Der Strand ist jetzt reguliert, was normal ist.

Vor 15 Jahren kamen wir am Ende dieses sehr langen Strandes am Eingang des Hafens vor dem Restaurant "chez Jeannot" an. Auf der schattigen Terrasse ließen wir uns köstliche Teller mit gegrilltem Fisch schmecken, bevor wir uns in die Villa Maroc begaben, die uns als erstes restauriertes und in ein Hotel umgewandeltes Riad in Essaouira gelockt hatte.

Wir kamen majestätisch am Beginn des Strandes von Essaouira gegen 13:30 Uhr an.

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Zur gleichen Zeit liegen zwei Kamele mit Souiris [Bewohner von Essauira] am Strand und warteten auf potentielle Touristen für einen Spaziergang. Beim Anblick unserer Karawane stehen die beiden Kamele auf und bewegen sich mit kleinen hektischen Schritten und durch ihre Fesseln eingeschränkt nervös auf unsere Wüstenkamele zu. Sie quasseln mit ihren überlaufenden und rosa gefärbten Schlünden. Eine Situation, die für jemanden, der keine Kamele kennt, unverständlich ist. Sie zeigen ihre Absicht mit ihrer großen Korpulenz. Wer ist der Stärkste?

Sie sind nicht kastriert. Ihre Kameltreiber kommen mit einem bereits erhobenen Stock angerannt und die beiden riesigen Kamele drehen sich um.

Zwei Kamele, die miteinander kämpfen, können sich gegenseitig töten. Der Dominanztrieb der unkastrierten Kamele ist sehr stark.

Wir erreichten die Stadtmauer von Essaouira, ganz in der Nähe des Hafens am "Bab Sbah", dem Löwentor. Hier luden die aus dem Süden und dem ehemaligen Sudan kommenden Karawanen ihre Waren ab. Sie brachten goldene, kostbare Vogelfedern, um die Kopfbedeckungen der schönen Damen von London oder Paris zu schmücken. Der violette Farbstoff (rosa bis purpurrot), der aus der Muschel "weurk nouz" (auf Berberisch) gewonnen wird. Mit dieser Murex-Schnecke von der Insel Mogador und einer Vielzahl anderer Raritäten wurde Rom beliefert.

Die damaligen Schiffe wurden mit Waren beladen, um an der marokkanischen Küste entlang die Mittelmeerroute zu nehmen oder weiter nach Norden über den Atlantik zu fahren.

Am Ende dieses emotionalen Tages hatte ich viel Spaß, als ich durch die lebhaften Straßen schlenderte und es nach "chbakilla" (Ramadan-Gebäck), Pfefferminz, "fleîo" und anderen frisch gepflückten und appetitlichen Kräutern, Früchten und Gemüse roch.

Die letzte Mondsichel ist so dünn, dass sie das Ende des Ramadans und das traditionelle Einkaufen für die Kinder anlässlich des Festes ankündigt.

Meine Entdeckung der Meeresküste zu Fuß liegt mehr als 35 Jahre zurück. Ich fühle mich gezwungen, es mit Ihnen zu teilen, sozusagen als Abschluss dieses Reisetagebuchs.

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Als die Hitze zu stark war und ich zwischen zwei Wanderungen ein paar Tage in Marrakesch verbringen musste und keine Zeit hatte, in den Atlas hinaufzufahren, kam ich mit dem Bus nach Essaouira, um die Kühle zu genießen.

Ich liebe diese Fußgängerzone in Essaouira. Damals waren die Touristenläden und Cafés noch nicht so zahlreich wie heute.

Wie Sie sich vorstellen können, ist es nicht "mein Ding", nach dem Schwimmen in den Wellen länger als zehn Minuten am Strand zu liegen.

Während dieser Erlebnisse in Souira klappe ich die ausgezeichnete Michelin-Karte auf, stelle mir dann vor, dass ich in fünf Tagen zu Fuß nach Agadir kommen muss, indem ich den Strand entlang gehe.

Dafür bin ich nicht ausgerüstet. Ich kaufe ein Stück Plastikfolie, um mich nachts darin einzuwickeln, zwei Brote, ein Kilo Köstlichkeiten, eine Packung „La Vache qui rit“ [Schmelzkäse „Lachende Kuh“], ein paar Dosen Sardinen, ein Kilo Orangen. Ich füllte eine Feldflasche mit Wasser und machte mich mit meiner schweren kleinen Tasche auf den Weg. Ich erinnere mich daran, als ob es ein Jahr her wäre.

Ich war überwältigt von der Schönheit und Vielfalt dieser Küstenlinie, die ich entdeckte. Tägliche Begegnungen mit Fischern, die zu Fuß entlang der Strände unterwegs sind und stundenlang auf sehr schmalen Vorsprüngen in den Klippen sitzen und am Rande der Leere fischen. Hirten mit ihren Schafen, Sammler von Muscheln und anderen Schalentieren, Kuhherden in Halbfreiheit.

Ich werde sogar einen Luchs auf der Lauer in den Felsen in der südlichen Bucht von Tafna überraschen, dessen Gegenwind mir diese Freude von drei Minuten erlaubte bevor er mich entdeckte und verstohlen floh.

Diese 21-tägige Wanderung, die in Essaouira endet, war für mich eine Befreiung aus der Gefangenschaft des Covid.

Die Ungewissheit und die Aufzehrung unserer Ressourcen während der letzten 14 Monate, und das Dar Daïf über Wasser zu halten, war viel anstrengender als die gesamte Durchquerung der verschiedenen Wüsten Marokkos zu Fuß von Nador bis zur südlichen Grenze des Landes mit Mauretanien.

Ich kam zurück mit viel Energie aus dieser schönen Reise und den Ressourcen aus diesem "Anker", der Wüste und Berge Marokkos.

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Ich hatte etwa dreißig Etappen geplant. Die Energie und die Freundschaft mit Brahim und Addi ermöglichten es uns, in 21 Tagen, 129 Gehstunden und 571 zurückgelegten Kilometern von Ouarzazate nach Essaouira zu gelangen. Das heißt, durchschnittlich 27 km und 6 Stunden 15 Minuten pro Tag.

Geholfen haben mir die mir zur Verfügung stehenden Karten, auf denen ich diese Route nachgezeichnet habe, die die Wege dieser alten Karawanen kreuzt.

Auch trieb mich ein mehr als 15 Jahre währender Traum an, diese Reise zu Fuß auf den Pfaden der großen Reisenden zu machen. Das war der richtige Moment.

Wir wandeln zweimal in den Fußstapfen von Vicomte Charles de Foucauld. Während seiner Reise „Reconnaissance au Maroc“ [Buch: „Erkundung in Marokko“] in den Jahren 1883-1884 zu einer Zeit, als die Stämme noch nicht befriedet waren. Er verkleidete sich als jüdischer Händler, der mit Rabbi Mordechai reiste. Allen Gefahren trotzend legte er in 12 Monaten fast 3000 Kilometer zurück. Er wird den Atlas über den Tizi n'Telouet überqueren und nach Aït Ben Haddou, in das untere Tal des Drâa, gelangen. Er wird durch den Souss und dann entlang der Küste des Atlantiks laufen, um Mogador [Essaouira] und das französische Konsulat zu erreichen. Versteckt unter seinem Burnus auf den Terrassen der Häuser der Mellah, notierte er seine Beobachtungen und zeichnete Karten. Was für ein Abenteuer mit erheblichen Risiken, die er auf seiner Reise eingeht.

Auf alten Karawanenrouten von Ouarzazate nach Essaouira, Foto: Jean-Pierre Datcharry

Siehe Mediagalerie zu diesem Artikel


Auf bald auf den Pfaden des Atlas!

Jean-Pierre

Weblinks

Anmerkung

  • Die Ortsnamen wurden der bei uns bekannten Schreibweise angepasst!
  • aus dem französischen frei übertragen von marokko-erfahren

von marokko-erfahren nach Jean-Pierre Datcharry