Reise zur Wüstenoase Merzouga: Ein Märchen aus Sand und Sternen
Seit langem verspürte ich eine unbändige Sehnsucht, die Wüste Merzouga zu besuchen - jene Perle im Südosten Marokkos, unweit der Grenze zu Algerien. Es war eine Mischung aus Neugier und Leidenschaft, die mich antrieb, diese Reise anzutreten, um herauszufinden, ob die fantastische Vorstellung, die ich mir von dieser Region gemacht hatte, der Realität standhalten würde.
Diese Vorstellung wurde genährt durch Erzählungen über den einzigartigen, magischen Sonnenuntergang und den geheimnisvollen See, der zwischen den Sanddünen liegt. Diese faszinierende Verbindung von Widersprüchen - Wüste und Wasser - scheint nur durch „Zauber“ in seiner ästhetischen und anthropologischen Dimension erklärbar.
Merzouga ist ein kleines Dorf im Südosten Marokkos, das am Rand der majestätischen Erg Chebbi-Dünen liegt. Diese beeindruckenden Sanddünen, die zu den höchsten des Landes zählen, erstrecken sich über eine Länge von etwa 30 Kilometern und bieten eine spektakuläre Wüstenlandschaft. Merzouga gilt als eines der beliebtesten Reiseziele für Wüstentourismus in Marokko. |
Endlich war es soweit. Ich begab mich voller Vorfreude auf die Reise. Von Casablanca aus startete ich, mit dem Ziel, die atemberaubende Landschaft Merzougas zu erleben. Der Treffpunkt war der Bahnhof „Casa Voyageurs“, der durch die Ankunft des TGV „Al Boraq“ eine neue Eleganz erhalten hat. Der Name des Zugs, inspiriert vom mythischen geflügelten Pferd des Propheten Mohammed, das ihn in einem Augenblick von Mekka nach Jerusalem brachte, ließ mich wünschen, selbst ein solches Gefährt zu besitzen, um meine Reise blitzschnell zu vollenden.
Zwischenstopps und erste Eindrücke
Die lange Strecke wurde durch die angenehme Gesellschaft von Lehrkräften und ihren Angehörigen erleichtert. Unser erster Halt war die Stadt „Errachidia“, die früher als „Ksar Souk“ bekannt war und erst vor einigen Jahrzehnten ihren neuen Namen erhielt. Die Stadt hat diesen mit Stolz angenommen, sodass der alte Name fast in Vergessenheit geraten ist.
Weiter ging es nach Erfoud, wo wir in einem charmanten Hotel übernachteten, das in Architektur und Gastfreundschaft die Region perfekt widerspiegelte. Von dort aus nutzten wir die Gelegenheit, die nahegelegene Stadt „Rissani“ zu besuchen, die für das Mausoleum von Moulay Ali Cherif bekannt ist - dem Begründer der Alaouiten-Dynastie und dem 15. Vorfahren des Königs Mohammed VI.
Magische Momente in den Sanddünen
Unser nächstes Ziel waren die Sanddünen von Merzouga, die wir pünktlich zum berühmten Sonnenuntergang erreichten. Der Weg durch die Wüste wurde auf Kamelen zurückgelegt, deren majestätische Hälse die sanften Dünen durchquerten - ein Anblick, der an alte arabische Poesie erinnerte. Am Abend genossen wir eine besondere lokale Spezialität namens „Madfouna“, begleitet von traditionellen Berberklängen, die die Atmosphäre noch bezaubernder machten.
Der Sonnenuntergang in Merzouga ist nicht nur ein Naturspektakel, sondern auch eine Quelle der Inspiration. Er regt die Fantasie an, lindert die Lasten des Alltags und vermittelt ein Gefühl von zeitloser Magie, als hätte das mythische Reittier Al Boraq hier Station gemacht. Es ist ein Moment, in dem Gedichte entstehen und Berberlieder in der Wüstenluft widerhallen, bis sie zu einem gemeinsamen Chor verschmelzen.
Naturwunder und kulturelle Vielfalt
Die Reise bot jedoch noch mehr Höhepunkte. Die majestätischen Palmenhaine von Oulad Chaker, die größte Palmenoase Afrikas, fesselten die Blicke. Ebenso beeindruckend waren die Todra-Schluchten nahe der Stadt „Tinghir“. Die schmale Schlucht, die durch die Berge führt, erinnerte mich an Moses’ Stab, der das Meer spaltete. Ich fragte mich, ob die Wasserläufe hier Überbleibsel jener ehrfurchtsvollen Fluten sein könnten, die sich vor dem Stab zurückzogen.
Den krönenden Abschluss bildete die traditionelle Berber-Gastfreundschaft, die mit einem schmackhaften lokalen Tajine zelebriert wurde. Sie fügte der ohnehin reichen kulturellen und natürlichen Schönheit des südöstlichen Marokkos eine weitere Dimension des Genusses hinzu.