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Nuakschott: Bereits am Flughafen Mohammed V. bemerkst Du den Unterschied

Man benötigt viel Tatkraft und starken Willen, um zig Reisen in kürzeste Zeit in Angriff zu nehmen. Ich kehrte aus New York zurück und besuchte in den folgenden Tagen mehrmals Marrakesch und Casablanca, bevor ich mich auf den Weg nach Nuakschott machte. So ging es von New York nach Nuakschott, nach einer kurzen Pause in Marokko.

Bereits am Flughafen Mohammed V. von Casablanca bemerkt man den Unterschied und es beginnt in der Tat eine merkwürdige Reihe von Widersprüchen. Von dem Flugzeug, das um sechs Uhr vierzig in Richtung Mauretanien abheben soll, hört und sieht man nichts. Es gibt keinen Schalter der mauretanischen Fluggesellschaft im Flughafen. Die Abflugtafeln im Flughafen zeigen alle Ziele außer Nuakschott an. Keine Informationen über den Flug. Wurde er verschoben? Wurde er abgesagt?

Ich näherte mich einem jungen Mann, der mit seiner Frau im Café saß. Ihr Aussehen ließ mich vermuten, dass sie aus dem Maghreb stammten, also begann ich ein Gespräch mit ihnen. Er erzählte mir, dass er oft zwischen Marokko und Mauretanien hin und her reist, und gab mir die Nummer einer marokkanischen Dame, die für die Flüge der mauretanischen Fluggesellschaft verantwortlich ist.

Ich rief sie an, und tatsächlich bat sie mich um Geduld. Das Flugzeug würde, so Gott will, um 20 Uhr abfliegen. Ich sagte ihr jedoch, dass es nur noch zehn Minuten bis 20 Uhr sind und wir unsere Koffer noch nicht aufgegeben haben. Wie kann das Flugzeug in zehn Minuten abheben? Sie erklärte mir, dass ich sie falsch verstanden habe. Das Flugzeug würde um 20 Uhr Nuakschott verlassen und frühestens um 23 Uhr ankommen, und hoffentlich vor Mitternacht würden wir in Richtung Nuakschott fliegen.

Im Flugzeug traf ich die marokkanische Dame, die mit der Crew die Gäste begrüßte. Sie erkannte mich und begrüßte mich herzlich. Ich fand heraus, dass sie mit der Crew gesprochen hatte und für mich einen Platz in der Business Class arrangiert hatte. Das war eine großzügige Geste von ihr. Die Dienstleistungen im Flugzeug waren einfach, aber professionell. Das sorgte für Gelassenheit während des gesamten Fluges.

Neben mir saß ein angesehener Scheich, begleitet von einem jungen. Es schien, als hätten sie sich zufällig im Flugzeug getroffen. Ich war überrascht, als der junge Mann die Hand des Scheichs küsste, und dann kam sogar der Flugkapitän selbst und küsste ebenfalls die Hand des Scheichs. Die marokkanische Schwester erklärte mir, dass der Scheich ein hochangesehener Gelehrter sei, dessen Stellung in allen Teilen von „Changuit“ (einer Region in Mauretanien) respektiert werde. Ich fragte sie nach seinem Namen, und sie sagte, dass sie sich nicht mehr daran erinnere. Aber er kommt oft nach Marokko und nimmt regelmäßig an den Hassania-Vorträgen im Ramadan teil.

Die Hassania-Vorträge sind Vorträge, die in Anwesenheit des Königs und Befehlshabers der Gläubigen im Königreich Marokko stattfinden. Sie stehen unter seiner Leitung und werden von Gelehrten, Denkern und Kulturschaffenden während des gesamten Monats Ramadan abgehalten. Sie wurden von Hassan II. im Jahr 1963 ins Leben gerufen und fielen mit der Wahl des ersten marokkanischen Parlaments zusammen.

Unmittelbar nach der Landung, führte mich ein Mitarbeiter des Informationsministeriums zur Ehrenhalle des Flughafens und übernahm die Formalitäten. Am Ausgang des Flughafengebäudes trafen wir auf einen herumlaufenden Esel, der sich verhielt, als würde er den Ort stürmen wollen. Ein Wachmann am Eingang machte sich auf den Esel zu, während dieser brüllend protestierte. Währenddessen fuhren wir los. Ich bemerkte, dass die Straßen nicht im eigentlichen Sinne Straßen waren. Aufgrund des kürzlich gefallenen Regens in Nuakschott gab es überall Pfützen. Die Straßen waren asphaltiert, aber der Sand bedeckte sie gelegentlich oder lag wie ein Teppich an den Rändern der Straßen. Es gab keine Gehwege.

Der Fahrer zeigte auf das Hotel. Ich hatte ein wenig Bedenken. Nach einer anstrengenden Reise wünscht man sich doch in einem gut gestalteten und eingerichteten Hotel gut zu nächtigen; Aufgrund des schlechten Zustands der Straßen, dachte ich: das Hotel wird bestimmt kein Juwel sein! Ich habe mich Gott sei Dank getäuscht. Anscheinend ist der Widerspruch das Motto dieser Reise. Sobald ich das Hotel betrat, fand ich Gefallen an seiner Eleganz. Und als ich mein Zimmer betrat, war ich überwältigt. Es war kein gewöhnliches Zimmer oder einfache Suite. Es war ein luxuriöser Raum, der eher einer königlichen Suite ähnelte. Ein breites Bett mit einer bequemen Matratze befand sich in einem geräumigen Schlafzimmer, das sich zu einem großen Wohnzimmer öffnete, das mehrere Sitzbereiche umfasste. Es gab auch einen weiteren geräumigen Bereich, in dem ein offener Kleiderschrank, das Badezimmer und ein Büro waren. Es war praktisch eine Wohnung, die alle Annehmlichkeiten für ein komfortables Leben bot.

 


 

Yassin Adnan in MauretanienIch winkte Nuakschott aus dem Fenster zu: „Guten Morgen, Nuakschott, mögst du eine gute Nacht haben“. Übrigens, ein Freund verriet mir, dass das Wort "Nuakschott" berberisch sei und bedeute „Insel der Dschinn“. Die Legende besagt, dass die Gegend in früheren Zeiten von Dschinn bewohnt war, und einige glauben sogar heute noch, dass sie voller „Geister“ sei. Aber ich habe weder Dschinn noch Geister gesehen, nur einige Ziegen auf den Straßen.

Ich werde in den nächsten Stunden die Einheimischen kennenlernen. Wundervolle Freundinnen und Freunde, deren Charakter von Großzügigkeit und Selbstachtung geprägt ist. Doch die Mauretanier tadeln uns, weil wir sie „Mauretanier“ und das Land „Mauretanien“ nennen und nicht „Maurethanier“ bzw. „Maurethanien“. Ich antworte in der Regel, dass es mit der marokkanischen Aussprache zusammenhängt und nicht nur Mauretanien betrifft. Wir Marokkaner nennen beispielweise den Bus 'Tobis' und das Auto 'Tomobil'… Ich denke, es ist Zeit für mich, von nun an in marokkanischen Kreisen die 'Tha' unserer maurethanischen Brüder und Nachbarn verteidigen.

Während der Workshops überraschte es mich, dass die mauretanischen Journalisten keinerlei Hemmungen hatten, sich am Telefon auszulassen oder sogar während der Vorträge untereinander lautstark zu diskutieren, während die Referenten ihre Präsentationen hielten. Das störte mich wirklich sehr. Deshalb, während meiner Workshop-Session, hielt ich inne, sobald das erste Handy klingelte. Eine bekannte und respektierte mauretanische Radiomoderatorin begann laut zu telefonieren. Ich bat meine Mitbrüder, für einen Moment innezuhalten, bis die Moderatorin ihren Anruf beendete, „denn es wäre unhöflich und unangemessen, sie während des Mikrofon-Gesprächs zu stören“. Seltsamerweise erhielt sie nur Minuten später wieder einen weiteren Anruf. Und wieder unterbrach ich die Sitzung, bis sie ihren Anruf beendete. Die bekannte Radiomoderatorin schien verlegen und legte daraufhin auf, ebenso wie die meisten Menschen im Raum. So befreiten wir uns von ständigen Handy-Klingeln, und die Workshop-Abschnitte liefen reibungslos weiter.

Seltsamerweise war die erste, die ihren schweren Arm hob und um das Wort bat, gerade diese Moderatorin. Ich erwartete, dass sie vielleicht verärgert oder verlegen wegen meiner Unterbrechungen sein würde, aber nichts von dem. Sie meldete sich respektvoll zu Wort, lobte herzlich das, was ich präsentiert hatte, und stellte tiefgründige Fragen. Oh, Ihr liebenswerten Changuit-Frauen, ich bin gerührt.

Die Mehrheit unserer mauretanischen Kollegen sprach respektvoll über die Medienaktivitäten im Land. In den letzten Jahren rangiert Mauretanien im arabischen Raum hinsichtlich Pressefreiheit auf den ersten oder zweiten Plätzen, insbesondere nachdem Mauretanien die Haftstrafen für Presseverstöße aufgehoben und den öffentlichen Unterstützungsfonds für private Medien eingerichtet hat. Diese Entwicklung wurde noch verstärkt durch die Liberalisierung des audiovisuellen Raums, wodurch fünf Fernsehsender Lizenzen von der Obersten Medien- und Audiovisuellen Behörde „HAPA“ erhielten - darunter „Hakka“, „Hoba“, „Balad Changuit“ und andere.

So besuchten wir den Fernsehsender „Sahel“, der mit bescheidenen Mitteln, aber mit Mut und einer großen Leidenschaft für audiovisuelle Medien begonnen hat. Währenddessen befinden sich die Sender „Changuit“, „Nationales Fernsehen“ und „Al-Murabitun“ noch in der Testphase, in Erwartung der Aufnahme des Sendebetriebs des Kanals „Dafa“, der von der talentierten Journalistin Montan Mont Lahmrabet gestaltet wird.

Dass das Land voller Widersprüche ist, war mir nun fast klar, insofern war nicht überrascht zu erfahren, dass Mauretanien über keine Journalistenausbildungsinstitute verfügt. Viele praktizierende Journalisten haben noch nicht einmal die Abiturprüfung bestanden.

Das Hotel in Nuakschott ist sauber. Die Angestellten sind äußerst freundlich. Der Hoteldirektor kommt aus Marrakesch. Der Chefkoch und der Restaurantmanager sind ebenfalls Marokkaner. Die Marokkaner scheinen in fast jedem Hotel vertreten zu sein.

Yassin Adnan am "Fischerhafen" von NuakschottIn New York gab mir der marokkanische Rezeptionist den Internetzugangscode für die Angestellten. In Manama und Abu Dhabi erhielt ich außergewöhnlichen Service von marokkanischen Hotelmitarbeitern. Hier in Nuakschott, während unsere mauretanischen Brüder Fleischgerichte vorbereiteten, genossen mein Freund Mahjoub Ben Said, der Leiter der Medienabteilung der ISESCO und ich den köstlichen und zarten Fisch, den der marokkanische Restaurantkoch uns vorgeschlagen hatte. Wir warfen nicht einmal einen Blick auf die Speisekarte. Der Chefkoch persönlich empfahl uns die besten Fischgerichte aus seiner Küche. Der Roter-Schnapper war einfach unschlagbar. Doch wer sagt das den Einwohnern von Changuit? Erst als wir den Hafen von Changuit besuchten und seinen elenden Zustand sahen, verstanden wir, warum die Menschen in der Stadt alles meiden, was von dort kommt, auch wenn es Roter-Schnapper und Gambas wären.

Doch außerhalb des Hotels muss man zugeben, dass in der Stadt kaum Leben vorhanden ist. Staub, Sand, improvisierte Viertel und Straßen ohne Gehwege. Ich dachte an Dakhla und Laayoune und begann zu vergleichen. Es ist bedauerlich feststellen zu müssen, dass der Unterschied beträchtlich ist. Die Mekka-Straße in Laayoune mit ihrer schönen Vitalität in der Nacht, ihren Cafés, Restaurants und ihrer Sauberkeit. Der weite Al Maschwar-Platz vor dem Konferenzpalast. Das sind Merkmale einer Stadt, die ihren Namen verdient. Ich leugne nicht, dass ich in Laayoune einige vernachlässigte Viertel besucht habe und mich dafür schämte.

Dennoch gibt es dort eine Stadt mit zumindest grundlegenden Einrichtungen, und es gibt ein sauberes und lebendiges Zentrum, auf das die Stadt stolz sein kann. Und was ist mit Dakhla? Mit seinen gepflasterten Straßen, der schönen Strandpromenade, den Hotels am Meer und den gemütlichen Abendveranstaltungen. Nichts davon gibt es hier. Nuakschott ist zweifellos eine Hauptstadt. Die Hauptstadt eines Bruderlandes, für dessen Bürger ich persönlich viel Zuneigung empfinde und für dessen intellektuelle und literarische Elite ich Wertschätzung habe. Aber es ist keine Stadt. Offen gesagt braucht sie viel Anstrengung und massive Investitionen, um zu einer Stadt wie Dakhla oder Laayoune zu werden.

Im größten und ältesten Städten Marokkos gab es immer einen Kinosaal namens „Mauretanien“, obwohl Mauretanien weder Hollywood noch Bollywood noch Kairo ist. Es gibt keine Filmstudios für Kinoproduktionen wie in Ouarzazate. In ganz Nuakschott - und in ganz Mauretanien - gibt es nicht einmal einen einzigen Kinosaal. Was ist der Grund für diese Benennung? Es gibt keinen besonderen Grund dafür. Es ist einfach die marokkanische Art bei der Wahl von Namen, die der Dichter Saad Sarhan in einem schönen Text bereits aufgegriffen hatte. Marokko ist das einzige Land auf der Welt, in dem man einen Schlachthof „Schlachthof der Hoffnung“ nennt. Deshalb haben sich mehrere Kinosäle in verschiedenen marokkanischen Städten darauf geeinigt, „Mauretanien“ als Namen zu verwenden.

In Marrakesch war das Kino „Mauretanien“ im Viertel „Al Kasbah“ der günstigste Kinosaal in der ganzen Stadt. Es wurden pro Vorführung zwei Filme gezeigt: einer aus Indien und einer aus dem Karate-Genre. Deshalb verließen wir unsere Häuser nach einem hastigen Mittagessen und rannten vom Engelsplatz zur Al Kasbah. Auf dem Weg folgten wir oft den Kutschen, die von Pferden gezogen wurden, zum „Place Jemaa El Fna“. Wir hingen an den Kutschen ohne uns zu bewegen. Doch einige Freiwillige Passanten bemerkten uns und warnten den Kutscher: „Oh, zieh das Leder ein.“ Dies war das Geheimwort, das der Kutscher brauchte, um seine lange Peitsche in unsere Richtung zu schwingen und uns mit wilden Schlägen zu erschrecken, die manchmal den Rücken, den Kopf oder gar das Gesicht trafen, es sei denn, man konnte sich gut zusammenziehen.  ... Wie beschwerlich war doch damals die Straße nach „Mauretanien“. Es scheint, der Weg nach Mauretanien ist nach wie vor beschwerlich!

Am letzten Abend lud uns Hamoud Ould Mohamed, der Leiter der Obersten Behörde für Presse und audiovisuelle Medien in Mauretanien, zu einem Ausflug in die Wüste ein. Wir wanderten zwischen den weißen Sanddünen umher. Die Dünen ändern immer wieder ihre Farbe vollständig, wie Chamäleons. Manchmal sind sie gelb, manchmal weiß. Trotzdem bevorzugten wir die weißen Dünen.

Yassin Adnan mit Freunden in MauretanienHammoud lud uns ein, bei einem der Hirten Milch zu trinken. Doch der Mann ließ auf sich warten. Die Sonne ging unter, und der Hirte hatte sein Lager in der Wüste noch nicht erreicht. Langsam wurden wir ein wenig ungeduldig, doch unser Freund Mahjoub Ben Saïd, der aus der marokkanischen Wüste stammt, erklärte mir, dass der Hirte erst nach Einbruch der Dunkelheit kommen würde. Er warte auf die „Dunkelheit“, denn die Hirten in diesen Regionen bringen ihre Kamele nicht bei hellem Tageslicht heraus, aus Furcht vor dem bösen Blick. Tatsächlich kehren die Kamele von ihren fernen Weiden zurück. Wir sahen sie wegen der Dunkelheit nicht, aber wir tranken ihre warme, süße, schaumige Milch.

Auf dem Rückweg gab es junge Leute, die sich in diesen Dünen aufhielten. Sie parkten ihre Autos am Straßenrand und richteten sich zwischen den Dünen oder in der Nähe der grünen Weiden gemütlich ein. Der Sommer war vergangen, der Herbst war gekommen, und das Wetter in Nuakschott war angenehm. Es gibt nichts Schöneres als die Wüstenbrise. Daher ziehen die Jugendlichen in die Wüste, um zu feiern und Spaß zu haben. Dabei scheinen die Älteren sie um ihr kleines Vergnügen und ihre unschuldige Freude zu beneiden und bezeichnen sie spöttisch als „Herbstkäfer“. Die junge Generation stört die Bezeichnung jedoch kaum.

In Nuakschott liegen die Zelte der Beduinen und ihre Schilfrohrmatten nebeneinander mit den kunstvoll verzierten afrikanischen Gewändern. Die Sprachen und Dialekte treffen aufeinander: Arabisch, Hassaniya, Pulaar, Soninke und Wolof. Währenddessen bewegen sich die „Herbstkäfer“ freudig zwischen den Dünen. Durch den letzten Regen wirken die Sande ruhig und geordnet, und die Dünen liegen still da wie zahme Katzen. Der Himmel hat seine Sterne und seinen Mond zurückgezogen, um Platz für die Wolken zu machen. Wird es morgen regnen? … Ich glaube nicht.

Dennoch benötigt Nuakschott viel Regen, um die Stadt würdig für ihre guten Bewohner und ihre wenigen Besucher zu machen. Würdig für die Geschichte und die Menschen von Changuit. Ob es nun „Nuakschott“ oder „Insel der Dschinn" ist. Sie ist und bleibt die Hauptstadt eines Bruderlandes und verdient es, dass ihre Bewohner sie in eine echte Stadt verwandeln.

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