Ramadan Karim: Ein Fest der Besinnung und Verbundenheit
Der heilige Monat Ramadan ist eine Zeit der spirituellen Reflexion, des Gebets und der familiären Zusammenkunft. In Marokko beginnen die Vorbereitungen bereits Wochen im Voraus. Haushalte planen sorgfältig, tätigen umfangreiche Einkäufe und bereiten traditionelle Speisen vor, um sicherzustellen, dass alle notwendigen Zutaten für das Fastenbrechen (Iftar) und die vor der Morgendämmerung eingenommene Mahlzeit (Suhoor) vorhanden sind.
Während des Ramadans verzichten gläubige Muslime von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und andere körperliche Genüsse (as-Sawm: Das Fasten). Das Fastenbrechen (al-Iftar) beginnt traditionell mit Datteln und Wasser, gefolgt von herzhaften Speisen. Die Suhoor-Mahlzeit vor Sonnenaufgang liefert Energie für den Tag.
Neben den fünf täglichen Pflichtgebeten spielt das Tarawih-Gebet, das nach dem Nachtgebet in den Moscheen verrichtet wird, eine besondere Rolle. Viele Gläubige rezitieren vermehrt den Koran, da dieser im Ramadan offenbart wurde. Eine der bedeutendsten Nächte ist Laylat al-Qadr (die Nacht der Bestimmung, vom 26. Auf den 27. Ramadan) gilt als besonders segensreich.
Gemeinschaft und Wohltätigkeit (Zakat und Sadaqa)
Ramadan ist eine Zeit des Zusammenhalts und der Solidarität. Familien, Freunde und Nachbarn kommen zum gemeinsamen Iftar zusammen, um die spirituelle Bedeutung und das soziale Miteinander zu stärken. Die Zakat al-Fitr, eine verpflichtende Spende für Bedürftige, muss bis spätestens vor dem Eid-Gebet entrichtet werden. Darüber hinaus engagieren sich viele Menschen durch freiwillige Spenden und soziale Projekte, um Benachteiligte zu unterstützen.
Traditionelle Speisen und Festlichkeiten
In Marokko gehören besondere Speisen zum Ramadan, die mit großer Sorgfalt zubereitet werden. Beliebte Gerichte sind Harira, eine herzhafte Suppe, sowie Chebakia, ein in Honig getauchtes, mit Sesam bestreutes Gebäck. Auch Briouats, mit Fleisch oder Käse gefüllte Teigtaschen, sowie Baghrir (Grießpfannkuchen) und Msemen, ein blättriges Fladenbrot, sind fester Bestandteil des Iftars. Eine weitere beliebte Spezialität ist Zemita (auch Sellou genannt), eine nahrhafte Mischung aus geröstetem Mehl, gemahlenem Sesam, Mandeln, Anis, Fenchel und Gewürzen.
Mit dem nahenden Ramadan füllen sich die marokkanischen Märkte mit geschäftigem Treiben, da Familien essenzielle Zutaten für ihre traditionellen Gerichte erwerben. Auch die Vorratshaltung spielt eine wichtige Rolle: Frische und haltbare Zutaten wie geschälte und pürierte Tomaten, gehackter Koriander und Petersilie erleichtern die tägliche Essenszubereitung und reduzieren die Notwendigkeit häufiger Einkäufe.
Traditionelle Kleidung und religiöse Identität
Ramadan ist nicht nur eine Zeit der spirituellen Einkehr, sondern auch eine Gelegenheit, kulturelle Traditionen in Ehren zu halten. In den Souks und modernen Boutiquen steigt die Nachfrage nach eleganten, aber auch nach bescheidenen Gewändern wie Jellabas, Abayas und Kaftanen. Während die marokkanische Jellaba mit ihrer typischen Kapuze von Männern und Frauen gleichermaßen getragen wird, erfreut sich die ursprünglich aus der Golfregion stammende Abaya zunehmender Beliebtheit. Viele Frauen kombinieren sie mit kunstvoll bestickten Kopftüchern, um ihr Erscheinungsbild für das Gebet, das Fastenbrechen und die nächtlichen Tarawih-Gebete zu vervollständigen.
Das festliche Ende: Eid al-Fitr
Mit dem Ende des Ramadans wird das Fest des Fastenbrechens, Eid al-Fitr, gefeiert - ein freudiger Anlass, der mit festlichen Mahlzeiten, dem Austausch von Geschenken und Familienbesuchen begangen wird. Viele Marokkaner kleiden sich an diesem Tag in neue Gewänder und genießen traditionelle Süßspeisen, um den Monat der Hingabe und Gemeinschaft feierlich ausklingen zu lassen.
Bewahrung der Traditionen für kommende Generationen
Die marokkanischen Ramadan-Traditionen werden von Generation zu Generation weitergegeben und schaffen eine bereichernde Erfahrung, die sowohl den individuellen Glauben als auch die sozialen Bande stärkt. Ramadan ist in Marokko nicht nur eine religiöse Pflicht, sondern auch ein Ausdruck kultureller Identität und gemeinschaftlicher Verbundenheit.
Auch Marokkaner, die im Ausland leben, pflegen ihre kulturellen und religiösen Traditionen. Viele besuchen Moscheen für das Tarawih-Gebet, organisieren Iftar-Abende und halten engen Kontakt zu ihren Familien in Marokko. In Ländern mit großen marokkanischen Gemeinschaften gibt es zahlreiche Halal-Märkte und Bäckereien, die traditionelle Ramadan-Spezialitäten anbieten. Trotz des oft stressigen Arbeitsalltags bemühen sich viele, die spirituelle Bedeutung des Monats zu bewahren, indem sie vermehrt Koran rezitieren und Wohltätigkeit unterstützen.
Der Ramadan bleibt somit eine Zeit der Besinnung, des gesellschaftlichen Miteinanders und der tiefen Verbindung mit dem Glauben.
Gesegneter Ramadan