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Kunst verbindet Kulturen

Fes, im Januar 2016: Im Innenhof des ALIF-Riads ist es kalt, die Anwesenden tragen Mützen und haben ihre Jacken geschlossen. Zwischen den Mosaiksäulen ist eine Leinwand gespannt, Mikrophone werden getestet, dampfender Minztee wird verteilt. Allmählich füllt sich das Auditorium. Dies ist der Auftakt zum International Artist`s Gathering in Fes.

 

Kunst verbindet Kulturen, Museum Batha Sanam Marvi Pakistan Dies ist der Auftakt zum International Artist`s Gathering in Fes. In den nächsten drei Tage präsentieren Künstler aus aller Welt ihre Projekte, besuchen Ateliers, Galerien und Werkstätten, geben Workshops, diskutieren miteinander und dem Publikum. Möglich gemacht hat dies Omar Chennafi, ein junger Fotograf und engagierter Kurator aus Fes, unter anderem mit Unterstützung des Goethe-Instituts Rabat und des Institut Francais Fez.

Chennafis Ziel: Kreativschaffende aus verschiedenen Kulturen zusammenführen und den Dialog grenzüberschreitend fördern. Und das ist gelungen: Frank Vellenga, Regisseur aus Amsterdam, eröffnete das Symposium mit Ausschnitten aus sozialkritischen Dokumentarfilmen, die er im Kongo und Indien gedreht hat. Patrik Segura, Videokünstler aus Chicago, erklärte mit Sequenzen aus Videospielen seinen Bezug zur virtuellen Welt. Tanja Laeri, Konzeptkünstlerin aus Bern, verdeutlichte ihr Projekt anhand von Zeichnungen: Sie möchte albanische Einmannbunker zur ökologischen Küstenbefestigung transformieren. Eberhard Hahne, Fotojournalist aus Köln, präsentierte sein Buch „Fes – die Mutter aller Städte“: Darin zeigt er Bilder von Fes, die im Verlauf von 40 Jahren entstanden sind und den Wandel der Altstadt eindrucksvoll dokumentieren. Evi Blink, eine junge Fotografin ebenfalls aus Köln, zeigte ihre analogen Aufnahmen aus Frauenhäusern in Marrakesch.

Kunst verbindet Kulturen, Museum Batha, Mory Djely Kouyate und Jean-Philippe Rykiel, Foto: Eberhard HahneDarüber hinaus wurden Fine-Art Fotografie und zeitgenössische Kunst in all ihren Ausdrucksformen vorgestellt, Kunstorganisationen aus Marokko und Deutschland (Pilotenküche/Leipzig, Culture Vulture/Sefrou, Prima Kunst/Kiel, TakesFez/Fes u.a.), lokale Künstler wie z.B. der Fotograf Prof. Thami Benkeran oder der Metallkünstler Hamza el Fasiki (Craft Draft Art Space) präsentierten ihre Arbeiten.

Ein weiterer Themenschwerpunkt des Symposiums war die Kunst im Sufismus. Zu diesem Thema sprachen renommierte Referenten, unter anderem Roderick Grierson, Direktor des Rumi Instituts/Türkei, Sherif Sidi Brahim Tidjani, Oberhaupt der Tidjani-Bruderschaft und Miriam Hicklin, Schriftstellerin aus London. Das interessierte Publikum ließ sich von der morgendlichen Kälte nicht abschrecken, stellte viele Fragen und erhielt ausführliche Antworten. Die knappe freie Zeit in den folgenden Tagen nutzten die Teilnehmer, um bei Cous-Cous und Minztee Gemeinsamkeiten und Unterschiede im künstlerischen Schaffen zu diskutieren.

Omar Chennafi, in 2016, Foto: Eberhard HahneWährend der folgenden Tage wurden Studios und Galerien in der Altstadt von Fes besucht, der American Fondouk (1928 gegründetes, eigenfinanziertes Veterinärkrankenhaus), das Kulturzentrum Culture Vulture in Sefrou. Omar Chennafi (siehe Bild rechts) und sein Team haben eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die Künstler über alle kulturellen und religiösen Grenzen hinweg verbindet. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Initiative weitere folgen.

Fes, die traditionellste Stadt Marokkos, setzt mit seinen internationalen Festivals klare Akzente im Dialog der Kulturen.

Eberhard Hahne ist auch Herausgeber des Bildbandes  "FES - Die Mutter aller Städte"

Der liebevoll gestaltete Bildband beschreibt, ergänzt durch zahlreiche Texte, das soziokulturelle Miteinander, die Handwerkszünfte, die Märkte, das private und spirituelle Leben dieser urislamischen Stadt. Die UNESCO erklärte Fes 1981 zum Weltkulturerbe. Der Autor Eberhard Hahne, Fotograf und Grafik-Designer besucht die Altstadt von Fes seit fast 40 Jahren. Mit seiner Hommage an die für ihn schönste Stadt der Welt hat er über die Jahre ein einzigartiges Porträt der Medina von Fes geschaffen.

Infos über Eberhard Hahne* finden Sie hier