Zum Hauptinhalt springen

Fès, Stadt der verborgenen Schätze und der wissenschaftlichen Erleuchtung

Fès ist ein wahres Juwel, ein historisches Museum von beeindruckender Größe, das mit den Schätzen der verschiedenen Dynastien, die Marokko beherrschten, gefüllt ist. Es ist die „Stadt des Lichts“, wie der große Mystiker Ibn Arabī in seinem Werk „Futuhat al-Makkiyya“ beschreibt, und „eine Stadt der Seele“, wie die amerikanische Schriftstellerin Anaïs Nin sie nennt. Diese Stadt ist ein lebendiges Zeugnis ihrer Epoche, ihrer Blütezeit, ihres Aufstiegs und ihrer Niedergänge sowie ihrer wissenschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bedeutung.

Student der Medersa, Foto: Eberhard Hahne

Es besteht kein Zweifel daran, dass der Gesandte des Almoraviden-Herrschers Yusuf ibn Taschfin (1061–1106), Abdullah al- Ma'afiri [islamischer Gelehrter und Richter. Er wird oft mit der andalusischen Stadt Toledo in Verbindung gebracht. Er gehörte der malikitischen Rechtsschule an, die in Nordafrika und al-Andalus weit verbreitet war.] und sein Sohn Abu Bakr Muhammad ibn Abdullah ibn al-Arabi (1075-1148) im Jahr 1092 nach Bagdad reisten und dort auf Ibn Mohammed al-Ghazali, Nasir ad-Din at-Tusi und Abū Bakr Muhammad ibn Ahmad as-Shashi trafen, um ein Rechtsgutachten zur Beendigung der Taifa-Königreiche in Al-Andalus zu erhalten. Dabei versäumten sie es nicht, die Nizamiyya-Schule in Bagdad zu besuchen.

Als Abu Bakr Muhammad ibn Abdullah ibn al-Arabi zurückkehrte, beeindruckt von der Methode und dem System der Nizamiyya-Schule, erstattete er Sultan Yusuf ibn Tashfin Bericht über die wissenschaftliche Bewegung in Bagdad. Zu dieser Zeit kannte Marokko noch kein Schulwesen, sondern nur den Unterricht in Moscheen und Koranschulen. Sultan Yusuf ibn Tashfin ordnete daraufhin die Gründung der ersten Schule im Land, der Madrasa as-Sabirin (Madrasa Seffarine) in Fès im Jahr 1321 an.

Weitere Schulen folgten unter den Almoraviden (1056-1147) und den Almohaden (1121-1269).

Historiker berichten, dass in der Universität Al-Qarawiyyin Wissenschaften wie Astronomie, Ingenieurwesen und Anatomie unterrichtet wurden. Diese Fächer wurden jedoch nicht in der Moschee selbst, sondern in den angeschlossenen Schulen gelehrt.

Fès birgt verborgene Schätze hinter ihren Mauern und Toren, ähnlich einer geheimen Lampe, die von Mysterien und Rätseln umhüllt ist. Nur diejenigen, die sich intensiv mit ihr beschäftigen, können ihre Geheimnisse entschlüsseln. Die Stadt hat sowohl verborgene als auch sichtbare Schätze, die nur den Suchenden nach dem ewigen Wissen offenbart werden. Ihre verborgenen Juwelen sind zahlreich, während die sichtbaren durch ihre alten wissenschaftlichen Schulen, von denen es einst 12 gab, bezeugt werden. Diese Zahl scheint das Alter der Stadt von zwölf Jahrhunderten zu reflektieren, auch wenn heute nur noch 10 der Schulen erhalten sind und die Stadtgeschichte widerspiegeln.

In seinem Buch „Beschreibung Afrikas“ berichtet Al-Ḥasan ben Muḥammad al-Wazzan al-Fasi alias Leo Africanus von 11 Schulen in Fès. Er beschreibt sie wie folgt: „In Fès gibt es 11 gut gebaute Schulen, die reich mit Mosaiken und geschnitztem Holz verziert sind. Einige sind mit Marmor gefliest, andere mit Majolika-Keramiken ausgelegt. Jede Schule hat mehrere Räume, einige verfügen über bis zu hundert Zimmer. Alle wurden von verschiedenen Herrschern der Meriniden-Dynastie gegründet.“  

Obwohl Fès die größte Anzahl dieser wissenschaftlichen Schulen beherbergte, hat die Meriniden-Dynastie (1217-1465) unter Abdelhaqq II. (1244-1465), dessen Herrschaft von Andalusien bis Tunesien reichte, auch in anderen Städten gleichwertige Schulen gegründet, Beispielsweise in Tétouan, Meknès, Marrakesch, Azemmour, Safi, Anfa, Aghmat, Al-Qasr al-Kabir, Salé, Taza und Tlemcen (heute Algerien). Einige dieser Schulen werden von Ibn Marzouk in seinem Werk „Die authentische und gute Überlieferung über die Tugenden unseres Herschers Abu al-Hasan“ erwähnt.

Auch andere Dynastien, wie Almoraviden, Almohaden, Saaditen und Alawiten, haben in Fès Schulen gebaut. Doch, wie die Geschichte doch häufig zeigt, neigen manche Herrscher dazu, die Errungenschaften ihrer Vorgänger zu zerstören, um nur ihre eigenen Werke als Zeugnis ihrer Ära zu hinterlassen.

Die Universität von al-Qarawiyyin und die Moschee von al-Andalus, beide im Jahr 859 gegründet, etablierten sich früh als bedeutende Zentren, die Schüler aus allen Himmelsrichtungen anzogen. Die Meriniden versuchten, die Macht der Gelehrten zu schwächen, die sich auf die politische und religiöse Autorität von al-Qarawiyyin stützte, indem sie neue Schulen errichteten. Diese Schulen boten nicht nur Hunderte von Schlafräumen für Studierende, sondern auch Unterrichtsräume, Bibliotheken und Gebetsräume.

Obwohl die Idee der Schulgründung nicht ursprünglich marokkanisch war, haben die Marokkaner dennoch bedeutende Beiträge dazu geleistet. Die Geschichte der islamischen Bildungseinrichtungen beginnt mit Moscheen und Koranschulen. Historiker berichten, dass die erste Schule im umfassenden Sinne im 11. Jahrhundert von dem Seldschuken Großwesir Nizam al-Mulk in Bagdad gegründet wurde.

Einige Historiker, darunter der deutsche Orientalist Heinrich Ferdinand Wüstenfeld (1808–1899), vermuten jedoch, dass es frühere Schulen gab, wie die in Nisapur 960 n. Chr., die von Imam al-Hatimi 973 n. Chr. oder die von Abu Ali al-Husseini (gest. 1042), die sich auf Hadith-Wissenschaft spezialisierten und von tausend Schülern aus der ganzen Welt besucht wurden. Auch andere Schulen wurden während dieser Zeit gegründet.

Auch christliche Studenten wie der berühmte Franzose Gerbert von Aurillac, der später Papst Silvester II. (946-1003) wurde, oder der jüdische Gelehrte Moses Maimonides (1135-1204), studierten oder lehrten nicht in der Moschee von Al-Qarawiyyin, sondern in den besagten Schulen. Obwohl diese Zeit von religiöser Toleranz geprägt war, war es unpraktisch und unangemessen gewesen, von ihnen zu verlangen, während des islamischen Gebets den Unterricht zu unterbrechen oder weiterhin im Unterricht anwesend zu bleiben. Mit anderen Worten, es wäre nicht realistisch gewesen, solche Anforderungen an christliche oder jüdische Studenten und Lehrer zu stellen, da dies ihren eigenen religiösen Überzeugungen und Praktiken nicht gerecht geworden wäre.

Die Madrasa Seffarine, Fès, ist ein Zeugnis für die Zeit vor der Herrschaft der Meriniden. Ihre Architektur zeichnet sich durch Einfachheit und schmucklose Wände aus, im Gegensatz zu den kunstvollen und reichen Bauten der Meriniden. Diese Merkmale spiegeln den Baustil der frühen Almoraviden wider, besonders ihr kurzes Minarett mit außergewöhnlichen Dekorationen. Die Schule verfügt über einen Unterrichts- und Gebetsraum, dessen Mihrab (Gebetsnische) als der geradezu perfekteste in den Moscheen von Fès gilt.

Madrasa Seffarine auch bekannt als Schule der Halfaouiyin oder Schule der as-Sabirin, war die erste Schule Marokkos. Im Jahr 1320 wurde sie von Yusuf Yaqub al-Marini [Abu Said Uthman II. (1276-1331)] vollständig renoviert und in Schule der Yaqubiyin umbenannt. Sie besaß eine Bibliothek mit Büchern und Manuskripten. Später wurde sie als Safarin-Schule bekannt, da ihr Haupteingang an der Safarin-Handwerkszone gegenüber der Bibliothek von Al-Qarawiyyin lag.Viele bedeutende Persönlichkeiten Marokkos lebten während ihres Studiums an der Al-Qarawiyyin in dieser Schule, darunter Moulay Ali Sh'rif, Vorfahr der Alawiten, Imam Mohammed ibn Sulayman al-Jazuli, der Widerstandskämpfer Mohammed ibn Abdelkrim al-Khattabi und der Dichter Mohammed Makwar. Die Schule war bekannt für ihre herausragenden Schüler.

Eine interessante Anekdote über die seffarin-Schule schildert Anaïs Nin in ihrem Buch „In Favor of Sensitive Man and Other Essays“. Bei einem Besuch in Fès im Jahr 1966 erinnerte sie sich an einen Feigenbaum, der einst gegenüber dem Eingang der Schule stand. Nin beschrieb, wie sich der Seffarine-Platz seit ihrem ersten Besuch 1936 stark verändert hatte: „Ich trauerte um den Feigenbaum, der einst auf dem Platz gegenüber der Bibliothek stand, wo sich die Schüler versammelten, um Gedichte vorzutragen und sie am Baum anzubringen, damit die Passanten sie bewerten konnten.“

44 Jahre nach der Gründung von Fès al-Jadid im Jahr 1276 durch Sultan Abu Yusuf Yaqub ibn Abd al-Haqq als eigenständige Verwaltungs- und Militärstadt, ließ Sultan Abu Said Uthman ibn Yaqub [Uthman II. (1310–1331)] im Jahr 1320 eine Schule in Fès al-Jadid errichten, bekannt als die Schule von Fès al-Jadid oder auch Dar al-Makhzen-Schule, die auch eine Moschee umfasste.

Die Schule von Fès al-Jadid war die erste, die die Meriniden nach der Renovierung der Seffarine-Schule im selben Jahr erbauten. Ziel war es, ein eigenes wissenschaftliches Zentrum für die neu gegründete Stadt zu schaffen, unabhängig von Al-Qarawiyyin. Allerdings konnte sich diese Schule nicht zu einem bedeutenden wissenschaftlichen Zentrum entwickeln, im Vergleich zu den später gegründeten Schulen in Fès al-Bali (Altstadt).

Während der Herrschaft des alawitischen Sultans Moulay Hassan I (reg. 1873-1894) wurde der Bereich um den Hof des Palastes von Fès erweitert. Diese Erweiterung trennte die Schule von der Moschee und machte sie zu einem Teil des inneren Hofes. Die Schule wurde nach einer langen Zeit der Vernachlässigung renoviert und ein Minarett wurde hinzugefügt. 1924 erfolgte eine weitere Renovierung.

Die Meriniden bemühten sich, die wissenschaftliche Elite - darunter Juristen, Gelehrte und Studenten - für sich zu gewinnen. Diese Gruppe fungierte als Sprachrohr der Bevölkerung, besonders in der Hauptstadt. Sie errichteten zahlreiche wissenschaftliche Zentren, meist um die großen Moscheen der Stadt herum oder in deren Nähe, die in Bauweise und Dekoration alle anderen religiösen und wissenschaftlichen Gebäude übertrafen.

Ein Jahr nach dem Bau der Schule von Fès al-Jadid beauftragte Abu Said Uthman ibn Yaqub 1321 seinen Nachfolger Abu al-Hasan ibn Uthman (1331-1348) mit dem Bau einer architektonischen Perle in Fès, der Madrasa as-Sahrij. Diese Schule, die 1328 fertiggestellt wurde, zeichnet sich durch eine Mischung aus marokkanischer und andalusischer Architektur aus. Sie ist mit kunstvollen Inschriften und Verzierungen auf Gips, Holz und Zellij geschmückt und verfügt über ein zentrales Becken, das ihr ihren Namen gab. Sie ist die erste von drei Schulen in der Nähe der al-Andalus-Moschee.

Die Schule wurde auch „Große Schule“ genannt, um sie von der Madrasa as-Sab'iyyin zu unterscheiden. Diese ist architektonisch schlicht und klein, aber bekannt für ihre Spezialisierung auf das Auswendiglernen und Studium der sieben Koranlesungen. Auch als Madrasa at-Tajwid ist sie bekannt, wie alte Aufzeichnungen zeigen. Der Name „Sab'iyyin“ leitet sich vom andalusischen Philosophen und Mystiker Abd al-Haqq ibn Sab'in (1217-1269) ab, der den produktiven Teil seines spirituellen Lebens in Marokko verbrachte und die meisten seiner Schriften dort verfasste. Es wird gesagt, dass er dort wohnte, bevor die Schule 1321 von Abu al-Hasan al-Marini umgewandelt wurde.

Ibn Sab'in aus der andalusischen Stadt Murcia wurde durch seine Schrift „Die sizilianischen Fragen“ bekannt, in der er auf Fragen des deutschen Kaisers und Königs von Sizilien, Friedrich II., antwortete. Ibn Sab'ins Gedanken und Philosophie fanden damals auch in Europa Anklang. Papst Alexander IV. soll über ihn gesagt haben: „Kein Muslim kennt Gott heute besser als Ibn Sab'in.“ Ibn Sab'in nannte sich selbst Ibn Dara, wobei Dara im Zahlensystem dem Buchstaben „Ain“ entspricht, was den Zahlenwert 70 entspricht.

Medersa Attarin, Foto: Eberhard HahneIm Jahr 1323 legte Abu Said Uthman, zusammen mit einer Gruppe von Gelehrten und Wohltätern den Grundstein für ein architektonisches Meisterwerk, das als Wunder von Fès galt. Diese Schule, die sich in unmittelbarer Nähe der Universität al-Qarawiyyin befindet und deren kunstvoll verzierte Eingangstür direkt zum Gewürzmarkt führt, erhielt den Namen „Madrasa al-Attarine“. Der Bau dieser Schule dauerte zwei Jahre. Sie wurde zu einem der prächtigsten Beispiele der Meriniden-Architektur, die in ihrer Pracht einem Museum gleicht. Sie beeindruckt durch ihre kunstvolle Architektur mit vielfältigen Verzierungen und Koranversen in schöner arabischer Schrift, eingearbeitet in Holz, Gips und Zellij-Fliesen. Diese Dekorationen füllen den mittelgroßen Raum der Schule. Laut Ibn al-Banna al-Marrakushi spezialisierte sich al-Attarine-Schule auf das Studium von Fiqh (islamische Rechtswissenschaft) und Grammatik. Nur die besten Schüler in diesen Fächern durften dort wohnen.

Nur wenige Meter von der Madrasa al-Attarine entfernt, direkt gegenüber dem nördlichen Tor von Qarawiyyin, dem sogenannten Bab al-Khessa, befindet sich ein weiteres Meisterwerk der Meriniden: die Madrasa al-Misbahiyya. Abdelhadi Tazi schreibt in seinem Buch „al-Qarawiyyin“: „Die Stiftungsdokumente bezeichnen sie als Madrasa al-Khessa, benannt nach einem weißen Marmorbecken, das ihren Hof schmückt. Dieses Becken wurde von Abu al-Hasan aus Almería in Andalusien über das Meer nach Larache gebracht und anschließend zum Palast von Abd al-Karim transportiert. Von dort aus wurde es auf einem Karren bis zu den Vororten von Fès befördert und schließlich zur Madrasa al-Sahrij gebracht. Später wurde es zur Madrasa al-Misbahiyya verlegt, wo es sich noch heute befindet. Das Becken ist 3,20 Meter lang und 1,05 Meter breit...“ Gegründet wurde die Schule 1346 von Abu al-Hasan Ali ibn Uthman al-Marini (1297-1351) und erhielt zahlreiche Stiftungen, die auf einer Marmorplatte eingraviert und an einer ihrer Wände angebracht wurden. Allerdings schreibt Ibn Marzuq den Bau dieser Schule seinem Vater, Abu Said Uthman al-Marini, zu.

Der französische Historiker Lucien Golvin bezeichnet die Madrasa al-Misbahiyya als „Juwel der islamischen Kunst“. Sie besteht aus zwei Stockwerken mit Zimmern für Studenten, einem Waschraum und einer kleinen Moschee mit Mihrab. Diese Moschee diente einst als Zentrum des Obersten Richters von Fès. Weiter gibt es eine Kuppel für Unterricht und Gebet ohne Mihrab gegenüber dem Haupteingang. Der Hof ist von weiteren Studentenunterkünften umgeben. Laut Abdelhadi Tazi umfasst die Madrasa insgesamt 117 Zimmer. Hier wurde Fiqh und Grammatik unterrichtet von überwiegend bekannten Lehrern, wie Imam Sidi Abdelkader al-Fassi oder Moulay Abdullah al-Sharif al-Wazzani.

Von der Einführung der Feierlichkeiten zum „Sultan der Studenten“ in Fès bis zu seiner Abschaffung in den 1970er Jahren achteten die Studenten dieser Schule darauf, dass der „Sultan der Studenten“ aus ihren Reihen kam. Sie konkurrierten dabei mit den Studenten der Madrasa al-Attarine.

Madrasa al-Bu'inaniya, auch bekannt als Madrasa al-Mutawakkiliya wurde 1350 von Abu Inan (1348-1358) erbaut. Sie ist die einzige Schule, die weder in der Nähe von der Qarawiyyin noch der Moschee der Andalous liegt. Sie befindet sich an der Spitze des Souk al-Qasr, bekannt als al-Talaa al-Kubra oder Zaqaq al-Hajar in alten historischen Texten.

Hassan al-Wazzan beschreibt diese Schule folgendermaßen: „Al-Madrasa al-Bu'inaniya zeichnet sich durch ihre außergewöhnliche Pracht, Größe und Schönheit aus... Im Innenhof befindet sich ein prächtiges Marmorbecken, das etwa 1850 Liter Wasser fasst. Ein Wasserlauf durchquert die Schule in einem kleinen, mit Marmor und Zellij ausgekleideten Kanal. Die Bögen zwischen den Säulen sind mit feinem Zellij, Gold und Lapislazuli verziert.“ Es ist die einzige Schule in Fès, die zugleich eine öffentliche Schule und Moschee ist, in der das Freitagsgebet abgehalten wird. Sie hat ein beeindruckendes Minarett, das auf das alte und neue Fès blickt, und ist die zweite Schule mit einem Minarett nach der Madrasa as-Seffarin. Abu Inan gründete sie als unabhängiges wissenschaftliches Institut in der Nähe von Fès al-Jadid. Die Schule war mit den Stiftungen von Fès al-Jadid verbunden und von der Qarawiyyin weit entfernt, um sie den königlichen Palästen zuzuschreiben. Abu Inan ernannte eine Reihe von Lehrern und Dozenten für die Studenten, die dort sowohl studierten als auch wohnten. Außerdem fügte er ein wunderschönes Waschhaus hinzu, das eine einzigartige Wasseruhr mit dreizehn Glocken beherbergte. Diese Uhr, die Abu Inan al-Marini 1357 errichten ließ, war die größte Wasseruhr, die die islamische Welt damals kannte, und befand sich direkt gegenüber der Madrasa al-Bu'inaniya. Laut Leo Africanus zerriss Sultan Abu Inan die teuren Baukostenabrechnungen der Schule und warf sie in den durch die Schule fließenden Fluss, während er sagte: „Für das, was das Auge erfreut, gibt es keinen Preis. Hochpreisig ist kein Problem, wenn es schön ist.“

Nach den Meriniden versuchten die Wattasiden, ebenfalls an die Werke ihrer Vorgänger anzuknüpfen. Im Jahr 1437, während der Herrschaft von Abu Muhammad Abd al-Haqq ibn Abi Said, gründeten sie eine Schule, die mit der Moschee am Nordtor der Stadt Fes, Bab al-Jisa, verbunden ist und als Madrasa Bab al-Jisa bekannt ist. Die Gründung dieser Schule wird irrtümlicherweise dem alawitischen Sultan Muhammad III. ibn Abdallah zugeschrieben… Die Umstände der Errichtung dieser Schule sind ziemlich undurchsichtig. Ihr schlichtes und sehr gewöhnliches architektonisches Design, das ohne jegliche dekorative Kunst auskommt, wie wir sie von vielen Meriniden-Schulen kennen, deutet darauf hin, dass sie hastig gebaut wurde, um dringend benötigten Platz für Schüler zu schaffen. Abdelhadi Tazi neigt zu der Ansicht, dass die Moschee von Bab al-Jissa, wie es dokumentiert ist, ein Merinidenbauwerk sei und die Schule wahrscheinlich in dieser Zeit errichtet wurde, möglicherweise gleichzeitig mit dem Bau der Moschee. Es gibt Hinweise darauf, dass die Schule bereits zwei Jahrhundert vor der Zeit von Sidi Muhammad ibn Abdullah erwähnt wurde, dem die Schule fälschlicherweise zugeschrieben wird. Einige Historiker berichten, dass Muhammad ibn Abdullah die Schule lediglich renovierte und erneuerte, als Teil seiner umfassenden Reformen im Königreich.

Die Alawiten trugen ebenfalls zur Förderung der wissenschaftlichen und religiösen Bildung bei, indem sie Schulen errichteten, die den früheren Dynastien ähnelten. Sultan Moulay Rachid begann mit dem Bau einer Schule im Souk Charratine, nicht weit von der Universität al-Qarawiyyin entfernt, an einem Ort, der zuvor eine Werkstatt für die Stiftungen der Universität war. Der Haupteingang dieser Schule liegt im Souk Cherratine, während ein zweiter Eingang auf das Tor (Bab al-Khulafa) von al-Qarawiyyin führt. Diese Schule, die 1671 fertiggestellt wurde, wurde zunächst als „Neue Schule“ bezeichnet und später als „Madrasa Cherratine“ bekannt. Sie ist eine beeindruckende Einrichtung mit drei Etagen und insgesamt 232 Räumen. Die Schule ist ein Meisterwerk, in dem die Fähigkeiten von Handwerkern und Kunsthandwerkern im Bereich Gips, Holz und Zellige vereint wurden. Sie hat einen schönen Innenhof mit einem bemerkenswerten Brunnen („khessa“) und enthält einen Gebetsraum mit einer Gebetsnische. Die ismailitischen Unterlagen berichten, dass die Schule zahlreiche Stiftungen, darunter Geschäfte, Grundstücke und Werkstätten, besitzt.

Sultan Abdallah al-Khatib, der alawitische Herrscher, folgte dem Weg seines Vaters Ismail und befahl im Jahr 1733 den Bau einer Schule, die nach ihm benannt wurde - die Abdallahiyya in Fès el-Jadid. Diese kleine Schule befindet sich im Stadtteil Moulay Abdallah, direkt östlich des Königspalastes, und umfasst nur zwölf Räume. Trotz der geringen Aufmerksamkeit der Historiker für diese Schule hatte sie eine besondere Bedeutung, da sie darauf abzielte, Fachkräfte in verschiedenen Bereichen und Disziplinen auszubilden.

Die letzte alte Schule, die in Fès gebaut wurde, entstand 1940 und gehört zum Bildungssystem der Universität al-Qarawiyyin und trägt den Namen ihres Errichters, Sultan Mohammed V. ibn Yussuf und wird als Mohammediya-Schule bezeichnet. Diese schöne Schule, die einen architektonischen Stil aufweist, der sich vom Meriniden-Stil unterscheidet, wurde unter schwierigen Bedingungen während der französischen Schutzzeit gebaut, die dem Bildungswesen an der al-Qarawiyyin und seinen Studenten und Lehrern mit Misstrauen begegnete. Trotz dieser Umstände konnte Mohammed V. anordnen, dass in das Holz des oberen Eingangs der Schule die Inschrift eingraviert wurde: „Der klare Sieg und die Stärkung unseres Herrn Sultan Sidi Mohammed, Prinz der Gläubigen 1359“. Der Wohnplatz in dieser Schule war sehr begehrt und führte zum Wettbewerb unter den angesehenen und klugen Studenten. Die Schule verfügte zudem über einen Zugang zur Schule der al-Hilfiyyin.

Schule der Labbadins war eine Schule in Fès, deren genaue Gründungsdatum nicht bekannt ist. Einige Historiker ordnen sie der Meriniden-Zeit zu. Sie lag nahe der al-Qarawiyyin und soll wegen des unmoralischen Verhaltens und der ausschweifenden Lebensweise ihrer Schüler vom alawitischen Sultan, al-Rachid, abgerissen worden. Laut Abdelhadi al-Tazi ist es möglich, dass sich diese Schule im Stadtteil der Kattanen befand, wo sich heute das Hotel der Labbadins befindet.

Obwohl wir uns hier ausschließlich mit den historischen Schulen von Fès befasst haben, ist es wichtig zu erwähnen, dass die Meriniden in verschiedenen marokkanischen Städten ebenfalls mehrere Schulen errichten ließen. Diese Schulen boten nicht nur Unterkünfte für Studenten, sondern waren auch durch Stiftungen finanziert und verfügten über sorgfältig ausgewählte Lehrer.

Der Gelehrte und Widerstandskämpfer Ali ibn Maimun (1450–1511) merkt an: „Seit ich Fès verlassen habe, habe ich keinen Ort gefunden, der so viel Wert auf die Bewahrung der Texte legte, wie es in Fès der Fall war. Weder in Tlemcen noch in Bejaia, noch in der gesamten Region Scham oder im Heiligen Land fand ich ein vergleichbares Niveau, das ich durch eigene Beobachtungen erfahren habe.“ Ali ibn Maimun verbrachte 14 Jahre in den Bildungseinrichtungen von Fès, bevor er nach Scham [heute Syrien, Libanon, Jordanien, Palästina und Israel. Der Begriff "Scham" wurde oft verwendet, um die Region um die Stadt Damaskus und das größere syrische Gebiet zu bezeichnen], Hedschas [umfasst heute Städte wie Mekka und Medina] und in die Türkei reiste.

Autor: Idriss Al-Jay*
Übersetzung aus dem Arabischen durch marokko.com