Handle mit Bedacht
Es wird erzählt, und nur Allah kennt die Wahrheit, dass in einem Wald, weit weg von den Menschen, lebten einmal zwei Freunde, ein Igel und ein Fuchs. Eines Tages lief der Fuchs wild und hungrig herum und schlug seinem kleinen Freund vor, zum Waldrand zu gehen. "Ich habe gehört, dass es dort einen wunderschönen großen Obstgarten gibt, in dem viel leckeres Obst und vor allem viele Wassermelonen wachsen, sagte der Fuchs.
Der Igel, der nicht sonderlich von der Idee seines Freudes war beeindruckt, erwiderte: „Mein Freund Fuchs, ich höre Verlockendes, aber auch Riskantes. Bedenke, hier in den Tiefen des Waldes kennen wir uns sehr gut aus. Wir wissen immer, was zu tun ist, wenn Gefahr im Verzug ist. Wir kennen jeden Baum und jeden Strauch und wissen, wann wir weglaufen oder stillstehen müssen und wo wir uns verstecken können und wo nicht. Aber von einem fremden Obstgarten, von dem du nur vom Hörensagen zu wissen meinst, dass er für uns der richtige Ort sei, um auf Nahrungssuche zu gehen, halte ich absolut nichts."
Mit allen Mitteln versuchte der Fuchs, den Igel von seiner Idee zu überzeugen. Er schwärmte weiter von dem schönen reifen Obst, das dort überall wächst und beschrieb den Obstgarten in den schönsten und buntesten Farben.
Mehr überredet als überzeugt, folgte der Igel seinem Freund bis an den Waldrand, nicht zuletzt um die Freundschaftsbande zwischen ihm und seinem Freund nicht zu gefährden. Sie liefen und liefen, was dem Igel nicht sehr leicht fiel. Nach einem langen Marsch kamen sie an einen Ort, wo sie der Beschreibung nach den besagten Obstgarten erkannten.
Dieser war umgeben von einer sehr hohen Dornenhecke. Es war zunächst kaum vorstellbar, dass sie dorthin je gelangen könnten. So liefen die beiden Freunde immer wieder um den Obstgarten herum. Plötzlich am anderen Ende der Hecke sahen sie wie ein Hase, der scheinbar vor einer Gefahr wegrannte, plötzlich in der Hecke verschwand. … Sie schauten sich kurz an und liefen, wie von der Tarantel gestochen, zu der Stelle, wo der Hase verschwunden war… Tatsächlich, da war sie, die gesuchte Lücke, zwar nicht sonderlich groß, aber ausreichend, um in den Obstgarten zu gelangen.
Als erster drang der Fuchs ein. Er konnte bequem durch die Lücke schlüpfen, auch wenn er an der einen oder anderen Stelle mit seinem Fell hängenblieb. Für den Igel war das Durchschlüpfen ein Leichtes.
Nachdem die beiden endlich im Garten waren, musste der Igel doch bewundernd anerkennen, dass sein Freund mit seiner Beschreibung eher untertrieben hatte. Es war das Paradies auf Erden. So fingen sie sofort an, von den Früchten zu naschen und sich -ohne Rücksicht auf den Schaden, den sie anrichteten-, den Bauch vollstopfen.
Nach einer Weile besann sich der Igel darauf, dass er nicht in seiner gewohnten Umgebung war und sagte zu dem Fuchs: „Lass uns zur Lücke zurückgehen und prüfen, ob wir noch durchkommen.“ Davon wollte der Fuchs allerdings nichts wissen und erwiderte, dass es ihn stören würde, wenn er seine Mahlzeit unterbrechen müsse und riet seinem Freund, das Essen in Ruhe weiter zu genießen mit den Worten: "Sei unbesorgt und schmälere nicht unser Vergnügen beim Verzehren dieser Köstlichkeiten durch Deine Unruhe. Und denk daran, ich bin ein Fuchs und schlau genug, um einen Ausweg zu finden, um mich und Dich natürlich auch, falls es brenzlig werden sollte, wieder rauszubekommen."
Der Igel wollte sich hierbei nicht auf seinen Freund verlassen. Und da er ihn nicht überzeugen konnte, ging er regelmäßig zur Lücke und prüfte, ob er noch durch die Lücke passte. Dann kehrte er wieder zum Fuchs zurück und die beiden aßen und aßen weiter vergnügt, bis sie satt waren.
Mittlerweile waren beide ziemlich rund geworden. Sie liefen langsam zur Lücke zurück. Dort angekommen, ging der Igel ohne Schwierigkeiten durch und rief seinem Freund nach, ihm zu folgen. Der Fuchs, dessen Bauch hoffnungslos angeschwollen war, war kaum in der Lage das kleine Loch im Zaun zu passieren. Je mehr er es versuchte, umso schlimmer wurde seine Lage. Die Dornen in der Hecke stachen unbarmherzig durch sein Fell. So kam er weder vor noch zurück. Er steckte fest!
Es gab in der Tat keinen Ausweg, so bat er seinen Freund, den Igel, um Hilfe. Erstaunt erwiderte der Igel: „Ich denke, du bist so schlau und kannst alle Situationen meistern!" Der Fuchs antwortete: „Ich fürchte, mir fällt im Augenblick nichts ein. Ich weiß nicht, wie ich mich aus dieser verzwickten Situation befreien soll.“ Der Igel überlegte und sagte dann: „Vielleicht wüsste ich eine Möglichkeit, sie ist allerdings alles andere als einfach und du wirst sie vermutlich schrecklich finden.“ Daraufhin erwiderte der Fuchs: „Sag mir bitte, was ich tun soll, ich tue alles, was du vorschlägst.
„Nun“, sagte der Igel, „stell dich tot, öffne dein Maul und lasse die Fliegen ein- und ausfliegen. Wenn der Besitzer des Obstgartens kommt, wird er dir vermutlich ein paar Stockhiebe geben, um sicherzustellen, dass du wirklich tot bist. ... Und merke, du musst alles über dich ergehen lassen ohne Zucken oder Bellen. Dann wird er dich wohl nicht mehr in seinem Garten haben wollen und dich über die Hecke in den Wald werfen.“
Der Fuchs konnte kaum glauben, was er da hörte, verhielt sich aber genauso wie sein Freund ihm empfohlen hatte. Und in der Tat. Es lief alles so ab.
Einmal in der Freiheit rannte der Fuchs zum Igel und berichtete stolz: "Ich habe es geschafft, es lebe die wahre Freundschaft. Ich freue mich, dass ich aus dieser unglaublichen Situation befreit wurde! Kann dir aber nicht versprechen, dass ich das nächste Mal auf dich hören werde! … Es ist aber gut gegangen und das zählt.
So gingen die beiden Seite an Seite in die Tiefen des Waldes zurück, wo sie, wenn sie noch nicht gestorben sind, heute froh und glücklich leben. … Man erzählt, dass sie nie wieder versucht haben, in den Obstgarten zu gelangen. ...
Grundlage dieses Sprichwortes ist ein Märchen, das von Tieren handelt, anhand derer man lernt, dass Intelligenz weniger mit Körpergröße oder -stärke als mit Aufmerksamkeit und Nachvollziehbarkeit zu tun hat und dass man Augenblicke genießen soll, jedoch die nächsten Schritte nie aus dem Blick verlieren sollte. ...
Erzählung von Idriss Al-Jay* und Fouad Filali