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Marokko: Eine strategische Wirtschaftsmacht in Afrika

Marokko hat sich zu einer zentralen wirtschaftlichen Kraft auf dem afrikanischen Kontinent entwickelt und spielt eine Schlüsselrolle im Handel, in der Industrie sowie in der digitalen Vernetzung. Dies geht aus dem soeben veröffentlichten Wirtschaftsbericht für Afrika 2025 der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika (ECA) hervor.

Diversifizierung

Der Bericht hebt Marokkos führende Stellung in mehreren essenziellen Bereichen hervor, insbesondere in der Düngemittelproduktion, der Handelsliberalisierung, der digitalen Transformation und der Luftverkehrsanbindung. Diese Faktoren tragen maßgeblich zur wachsenden wirtschaftlichen Einflussnahme des Landes auf dem Kontinent bei.

Marokko verfügt über die weltweit größten Phosphatreserven und ist führender Produzent in Afrika. Dieses bedeutende Rohstoffvorkommen ermöglicht es dem Land, zahlreiche Staaten mit Düngemitteln zu versorgen, wodurch die Ernährungssicherheit gestärkt und die landwirtschaftliche Produktivität auf dem Kontinent gefördert wird.

Auch im Bereich der digitalen Transformation verzeichnet Marokko erhebliche Fortschritte. Mit einer Internetdurchdringung von 90% - eine der höchsten Raten in Afrika - verfügt das Land über eine fortschrittliche digitale Infrastruktur, die das Wachstum des E-Commerce begünstigt, die betriebliche Effizienz steigert und zur Entwicklung einer wettbewerbsfähigen digitalen Wirtschaft beiträgt.

Die ECA bezeichnet Marokko zudem als Vorbild für den Freihandel. Durch proaktive wirtschaftspolitische Maßnahmen hat das Königreich eine tiefe Integration in den globalen Handel erreicht und zählt nun zu den international am stärksten vernetzten Volkswirtschaften Afrikas. Diese Entwicklung wird durch weitreichende Handelsabkommen und investitionsfreundliche Rahmenbedingungen unterstützt.

Darüber hinaus unterstreicht der Bericht Marokkos Engagement für die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA), das die wirtschaftliche Integration in der Region weiter vorantreibt.

Auch im Bereich des afrikanischen Luftverkehrs nimmt Marokko eine zunehmend bedeutende Rolle ein. Durch die Öffnung seiner Märkte, insbesondere in der Luftfahrt, trägt das Land aktiv zur regionalen wirtschaftlichen Vernetzung bei. Als führender Befürworter des Single African Air Transport Market (SAATM) setzt sich Marokko für eine verbesserte innerafrikanische Flugverbindung sowie eine Reduzierung der Reisekosten ein.

Der Bericht prognostiziert, dass Afrika bis 2030 jährliche Infrastrukturinvestitionen in Höhe von 120,8 Milliarden US-Dollar benötigt, insbesondere in den Bereichen Verkehr, Energie und digitale Konnektivität, um bestehenden Herausforderungen zu begegnen. Zudem könnten Investitionen in erneuerbare Energien im Rahmen der AfCFTA bis 2040 auf 22,4 Milliarden US-Dollar ansteigen.

Im Rahmen der derzeit in Addis Abeba stattfindenden 57. Tagung der UN-Wirtschaftskommission für Afrika sowie der Konferenz der afrikanischen Finanz-, Planungs- und Wirtschaftsminister wurde Marokko einstimmig zum Vorsitz dieses Gremiums gewählt. Das Königreich wird die nächste Tagung im März 2026 ausrichten.

Schlüsselfaktoren für Marokkos wirtschaftlichen Erfolg

Marokkos Aufstieg zu einer wirtschaftlichen Macht in Afrika ist das Ergebnis gezielter Strategien und Reformen in verschiedenen Bereichen. Die wichtigsten Faktoren, die zu diesem Erfolg geführt haben, sind:

1. Strategische Wirtschafts- und Industriepolitik

  • Industrie 4.0 und gezielte Sektoren: Marokko hat strategische Industrien wie die Automobil-, Luftfahrt- und Elektronikindustrie stark gefördert.
  • „Plan d’Accélération Industrielle“ (PAI): Eine seit 2014 umgesetzte Strategie zur Industrialisierung und Schaffung von Arbeitsplätzen.
  • Attraktive Sonderwirtschaftszonen: Z. B. die Freihandelszone Tanger, die ausländische Investitionen anzieht.

2. Infrastrukturentwicklung und Verkehrsanbindung

  • Al-Boraq-Hochgeschwindigkeitszug: Der erste Hochgeschwindigkeitszug Afrikas verbindet Casablanca und Tanger.
  • Tanger Med Hafen: Einer der größten Häfen Afrikas, mit Anbindung an über 180 globale Häfen.
  • Flughafenmodernisierung: Marokkos Flughäfen bieten direkte Verbindungen zu wichtigen Wirtschaftszentren weltweit.

3. Digitale Transformation und Technologische Innovation

  • Hohe Internetdurchdringung (90 %): Förderung von E-Commerce und digitaler Wirtschaft.
  • Investitionen in KI und Smart Cities: Initiativen wie „Casablanca Smart City“ verbessern urbane Infrastruktur.
  • Förderung von Start-ups: Marokko unterstützt junge Technologieunternehmen durch Innovationszentren.

4. Rohstoffreichtum und strategische Ressourcennutzung

  • Weltweit größte Phosphatreserven: Die staatliche OCP-Gruppe dominiert den globalen Düngemittelmarkt.
  • Förderung erneuerbarer Energien: Projekte wie das Noor-Solarkraftwerk treiben die Energiewende voran.

5. Handelsliberalisierung und wirtschaftliche Integration

  • Freihandelsabkommen: Marokko hat über 50 Handelsabkommen abgeschlossen, u. a. mit der EU und den USA.
  • Afrikanische Freihandelszone (AfCFTA): Das Land setzt sich aktiv für die wirtschaftliche Integration Afrikas ein.
  • Offene Wirtschaftspolitik: Investitionsfreundliches Klima mit steuerlichen Anreizen für Unternehmen.

6. Politische Stabilität und wirtschaftliche Reformen

  • Nachhaltige makroökonomische Politik: Stabile Inflation und Wachstum trotz globaler Krisen.
  • Staatliche Entwicklungsprogramme: Soziale und wirtschaftliche Reformen zur Armutsbekämpfung und Förderung des Mittelstands.
  • Internationale Anerkennung: Marokko wird zunehmend als vertrauenswürdiger Investitionsstandort wahrgenommen.

Diese gezielten Maßnahmen haben dazu beigetragen, dass Marokko heute als wirtschaftlicher Motor Afrikas gilt.