Ein König sät Hoffnung - 26 Jahre stille Reformen, klare Vision, neue Wege - Projekte und Reformen
Im Folgenden findet sich eine Übersicht über zentrale Projekte und Reformen, die seit der Thronbesteigung Mohammeds VI. entweder bereits umgesetzt wurden, sich derzeit in der Durchführung befinden oder langfristig geplant sind. Es handelt sich um tiefgreifende Umgestaltungen und zukunftsweisende Großvorhaben, die in ihrer Gesamtheit einen breit angelegten Modernisierungsprozess markieren. Ziel ist es, Marokko schrittweise in einen offenen, leistungsfähigen und sozial ausgewogeneren Staat zu transformieren:
1. Gerechtigkeit, Menschenrechte und nationale Versöhnung
Instanz für Gerechtigkeit und Versöhnung (IER, 2004-2006):
Unmittelbar nach seiner Thronbesteigung setzte König Mohammed VI ein starkes Zeichen: Er gründete die "Instance Équité et Réconciliation", um die schweren Menschenrechtsverletzungen während der sogenannten "bleiernen Jahre" (1956-1999) aufzuarbeiten. Überlebende politischer Repressionen konnten öffentlich über ihre Erfahrungen berichten. Mehr als 16.000 Betroffene erhielten finanzielle Entschädigungen und staatliche Anerkennung - ein in der arabischen Welt einzigartiger Prozess.
2. Großprojekte und Infrastrukturausbau
Tanger Med (ab 2007):
Einer der größten Industrie- und Hafenkomplexe Afrikas. Der Hafen Tanger Med an der Straße von Gibraltar entwickelte sich zu einem internationalen Logistikdrehkreuz, der heute zu den Top 30 weltweit zählt - mit Verbindungen zu über 180 Häfen auf fünf Kontinenten. Um ihn herum entstanden Industrieparks mit globalen Unternehmen (u.a. Renault, Siemens, Bosch).
Hochgeschwindigkeitszug Al Boraq (seit 2018):
Erster Hochgeschwindigkeitszug Afrikas. Verbindet Tanger und Casablanca in unter 2,5 Stunden. Ein Symbol für den technologischen Fortschritt des Landes und seine Ambitionen als Brücke zwischen Europa und Afrika.
Autobahnausbau (1999-heute):
Das marokkanische Autobahnnetz wurde massiv ausgebaut - von 580 km im Jahr 1999 auf über 1.800 km heute. Es verbindet alle großen Städte und Industriezentren und erleichtert den Binnenhandel erheblich.
Tunnelprojekt Marokko-Spanien (in Planung):
Ein visionäres Projekt, das erstmals in den 1980er-Jahren angedacht wurde, gewinnt seit 2021 wieder an Dynamik. Es soll eine feste Verbindung zwischen Afrika und Europa schaffen - eine Mischung aus Eisenbahn- und Straßentunnel unter der Straße von Gibraltar.
3. Industrie, Wirtschaft und internationale Investitionen
Industrialisierung durch Sektor-Pläne (z. B. Plan d’Accélération Industrielle, 2014):
Ziel: Marokkos Wirtschaft von der Landwirtschaft hin zu Industrie, Automobilbau, Luftfahrt und Digitalisierung zu transformieren. Es entstanden dutzende Industriezonen mit global agierenden Unternehmen (PSA Peugeot, Boeing, Dell, Huawei).
Automobilindustrie:
Marokko ist inzwischen der größte Autoexporteur Afrikas. Allein die Werke von Renault in Tanger und PSA (Peugeot) in Kenitra produzieren zusammen über 700.000 Fahrzeuge jährlich - viele davon für den Export nach Europa.
Erneuerbare Energien (u. a. NOOR Ouarzazate):
NOOR - eines der weltweit größten Solarkraftwerke - liefert seit 2016 Strom für hunderttausende Haushalte. Ziel: 52% des Strommixes bis 2030 aus erneuerbaren Quellen (Sonne, Wind, Wasser) zu beziehen.
4. Soziale Reformen und Bildung
Mudawwana-Reform (2004):
Die Familiengesetzgebung wurde tiefgreifend modernisiert. Frauen bekamen mehr Rechte bei Scheidung, Sorgerecht und Ehe. Die Reform stärkte die Stellung der Frau, war aber kulturell sensibel und wurde in breitem nationalem Dialog ausgearbeitet.
RAMED & Sozialschutz (ab 2012, Reform ab 2021):
Das Krankenversicherungssystem für Bedürftige (RAMED) wurde landesweit eingeführt. Seit 2021 läuft eine umfassende Sozialreform mit dem Ziel, bis 2025 allen Marokkanern Zugang zu Krankenversicherung, Kindergeld, Renten und Arbeitslosenhilfe zu ermöglichen.
Bildungsreformen & neue Universitäten:
Massive Investitionen in Hochschulbildung. Neue Universitäten, darunter auch technologische Eliteeinrichtungen wie die Mohammed VI Polytechnic University in Benguerir (gegründet 2017), fördern eine praxisnahe Ausbildung in den Bereichen Digitalisierung, Umwelttechnik und Wirtschaft.
5. Urbanisierung und nachhaltige Städte
Ökostadt Benguerir (seit 2014):
Teil des "Green City"-Projekts. Benguerir wurde zur ersten umweltbewussten Stadt Marokkos entwickelt - mit intelligenter Infrastruktur, grüner Architektur und enger Verbindung zu Forschung und Bildung.
Städtebauprogramme (z. B. Villes sans Bidonvilles):
Ziel war es, Elendsviertel in allen Großstädten zu beseitigen. Zwischen 2004 und 2020 wurden Hunderttausende Familien in moderne Wohnungen umgesiedelt - mit Zugang zu Wasser, Strom und Bildung.
6. Kulturelles Erbe und internationale Rolle
UNESCO-Initiativen und Schutz des immateriellen Erbes:
Marokko initiierte die Aufnahme zahlreicher kultureller Traditionen in das Weltkulturerbe (z. B. die Tbourida-Reiterkunst, Gnawa-Musik, Handwerkskunst von Fez). Es fördert aktiv seine Rolle als kulturelles Bindeglied zwischen Afrika, Arabien und Europa.
Afrikapolitik (seit 2017):
Nach der Rückkehr in die Afrikanische Union 2017 baute Marokko seine politische und wirtschaftliche Präsenz in Afrika massiv aus. Mehr als 1.000 marokkanische Unternehmen sind inzwischen auf dem Kontinent tätig.
7. Zukünftige Pläne bis 2050
Grüner Wasserstoff & Energiewende:
Marokko positioniert sich als Schlüsselakteur bei der Produktion von grünem Wasserstoff für Europa. Große Anlagen in Guelmim-Oued Noun und Dakhla sind in Planung, zum Teil mit deutschen Partnern.
Wirtschaftsmodell 2035 (Bericht 2021):
Ein langfristiger Zukunftsplan, der Marokko zu einem innovativen, inklusiven und umweltfreundlichen Entwicklungsmodell führen soll - mit Fokus auf Bildung, Digitalisierung, Gerechtigkeit und nachhaltigem Wachstum.
Vision 2050 (im Aufbau):
Langfristige Projekte zur klimaneutralen Wirtschaft, digitaler Transformation und sozialen Inklusion sind in Planung - darunter intelligente Städte, autonome Transportsysteme, Kreislaufwirtschaft und universelle Gesundheitsversorgung.