Zwischen Markt und Moral: Der Kampf gegen die Spekulation
Inmitten wirtschaftlicher Turbulenzen und einer angespannten sozialen Lage erhebt sich die Stimme von Nizar Baraka gegen die ungebremste Spekulation auf den marokkanischen Märkten. In einer eindringlichen Rede prangert der Generalsekretär der Partei Istiqlal die skrupellose Bereicherung auf Kosten der Bürger an und kündigt entschlossene Maßnahmen zur Marktregulierung an.
Bei einer Kundgebung in Oulad Frej erläuterte Baraka die offizielle Strategie zur Stabilisierung des Marktes für rotes Fleisch. „Der nationale Viehbestand ist infolge aufeinanderfolgender Dürren und exorbitanter Futterkosten drastisch zurückgegangen. Um diesem Defizit zu begegnen und die Preisexplosion einzudämmen - die bis auf 140 Dirham pro Kilogramm geklettert ist -, haben wir den Import ausgeweitet. Insgesamt wurden 100.000 Stück Vieh eingeführt, wobei die Anschaffungskosten zwischen 40 und 60 Dirham pro Kilogramm Schlachtgewicht schwankten. Doch trotz dieser Maßnahmen sanken die Verbraucherpreise nur geringfügig auf etwa 110 Dirham. Verantwortlich dafür sind künstlich aufgeblähte Gewinnmargen durch Zwischenhändler.“
In unmissverständlichen Worten verurteilte Baraka diese Praktiken. „Jenen, die auf dem Leid der Bürger spekulieren, sage ich: Fürchtet Gott und hört auf, euch auf Kosten der Bevölkerung zu bereichern. Senkt eure Margen, bevor der Staat es für euch tut.“ Er betonte, dass diese Spekulation nicht nur das rote Fleisch betreffe. „Weil Rind- und Lammfleisch unerschwinglich geworden sind, wenden sich viele Haushalte der Geflügelproduktion zu - doch auch hier sind die Preise ungerechtfertigt gestiegen. Die Produktionskosten eines Kilogramms Masthähnchen belaufen sich derzeit auf 11 bis 12 Dirham, einschließlich Futter, Gesundheitskosten und Abschreibungen. Dennoch übersteigen die Verkaufspreise 20 Dirham - eine Profitspanne, die jeder kaufmännischen Vernunft trotzt. Wir erwarten von den Produzenten, dass sie Verantwortung übernehmen und übermäßige Gewinne reduzieren.“
Doch worauf wartet die Regierung, um einzugreifen?
Baraka stellte klar, dass ein entschlossenes Vorgehen bevorstehe. „Wir werden ein rigoroses Marktüberwachungssystem aktivieren und die Preis- und Wettbewerbsbehörden mobilisieren. Wir werden es nicht länger dulden, dass Manipulationen die finanzielle Belastung der Familien verschärfen.“ Besonders besorgt zeigte er sich über die direkten Auswirkungen steigender Preise auf die Kaufkraft der Bürger. „Heute gibt ein durchschnittlicher Haushalt über 45% seines monatlichen Einkommens für Lebensmittel aus - eine kritische Schwelle, die die wirtschaftliche Stabilität der Familien gefährdet. Viele Menschen können mit ihrem Gehalt nicht mehr die grundlegenden Lebenshaltungskosten decken. Das zwingt uns zum entschiedenen Handeln.“
Um dieser Krise zu begegnen, erinnerte Baraka an verschiedene Maßnahmen der Regierung. „Wir haben den Sozialschutz ausgeweitet, ein System direkter Finanzhilfen etabliert und die Gesundheitsversorgung verbessert. Doch all diese Bemühungen werden unzureichend bleiben, wenn die Preise aufgrund spekulativer Praktiken weiterhin in die Höhe schnellen.“
Das infame Reich der Profiteure der Knappheit
Besondere Sorge bereitet Baraka die Wasserknappheit und deren verheerende Folgen für die Landwirtschaft. „Die Wasservorräte in den Stauseen sind auf unter 3,5 Milliarden Kubikmeter gesunken, was die Bewässerung großer Agrarflächen drastisch einschränkt. Die Folgen: Ein Rückgang des Viehbestands um 38% im Vergleich zum Vorjahr sowie massive Ernteausfälle bei Getreide und Futterpflanzen.“
Er erinnerte daran, dass geopolitische Turbulenzen, insbesondere der Ukraine-Krieg, die Krise weiter verschärft hätten. „Die Preise für Futtermittel haben sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt. Während Mais 2021 noch bei 220 Dollar pro Tonne lag, überschreitet er heute 400 Dollar, und Soja nähert sich gar der 600-Dollar-Marke. Diese Preisexplosion hat die Produktionskosten für Fleisch und Milchprodukte zwangsläufig in die Höhe getrieben.“
Um die Verbraucher zu entlasten, habe die Regierung eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. „Wir haben die Subventionierung der Gasflaschen aufrechterhalten, damit sie nicht 100 Dirham kosten - stattdessen bleiben die Preise zwischen 50 und 55 Dirham stabil. Ebenso haben wir Zucker und Mehl subventioniert, sodass der Brotpreis bei 1,20 Dirham gehalten werden konnte, anstatt auf 2,40 Dirham zu steigen. Auch die Strompreise wurden durch staatliche Eingriffe stabilisiert, um die steigenden Importkosten abzufedern.“
Die Landwirtschaft im Blick - Maßnahmen zur Stabilisierung der Märkte
In Bezug auf die Landwirtschaft erinnerte Baraka an die staatlichen Interventionen zur Unterstützung des Gemüseanbaus. „Während der Erntesaison 2022-2023 erreichten die Preise für Gemüse Höchststände: Tomaten lagen zwischen 12 und 14 Dirham pro Kilogramm, Kartoffeln bei 12 Dirham und Zwiebeln gar bei 18 Dirham. Um dieser Preisexplosion entgegenzuwirken, haben wir die Subventionierung von Stickstoffdüngern eingeführt, deren Preise sich vervierfacht hatten, und Landwirte finanziell unterstützt, um die Produktionskosten zu senken. Diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, eine gewisse Marktstabilität wiederherzustellen.“
Zum Abschluss seiner Rede bekräftigte Baraka die Entschlossenheit der Regierung, die Kaufkraft der Bürger weiterhin zu schützen. „Wir werden nicht zulassen, dass Spekulanten das Gesetz des Marktes diktieren. Die Kontrollen werden verschärft, und Sanktionen werden mit aller Konsequenz durchgesetzt.“