Zwischen Gasse und Bildschirm: Wie Medinapp Kulturerbe öffnet
Wie lässt sich jahrhundertealtes Kulturerbe für eine digitale Generation neu erfahrbar machen, ohne es zu vereinfachen. In Marokkos Medinas entsteht mit „Medinapp“ ein Ansatz, der Geschichte nicht erklärt, sondern erlebbar macht. Die Anwendung verbindet wissenschaftliche Sorgfalt mit spielerischer Neugier und verwandelt historische Stadträume in Orte aktiver Entdeckung. Ein Projekt, das kulturelle Vermittlung neu denkt und den Alltag der Städte mit ihrem historischen Gedächtnis verknüpft.

Wenn Geschichte auf digitale Logik trifft, entsteht in Marokkos Medinas ein neuer Zugang zum kulturellen Erbe. Mit Medinapp verwandelt das Start-up Medinact die historischen Altstädte in begehbare Erzählräume, in denen Gassen, Tore und Plätze ihre Geschichten nicht erklären, sondern preisgeben. Die Anwendung verbindet historisch fundierte Inhalte mit Elementen der Gamification und macht die Medina als lebendigen, bis heute genutzten Stadtraum erfahrbar.
Eine Medina (Altstadt) ist dabei weit mehr als eine touristische Kulisse. Sie ist ein sozialer, religiöser und handwerklicher Lebensraum, dessen Struktur über Jahrhunderte gewachsen ist. Medinapp setzt genau hier an. Die Nutzer bewegen sich durch reale Stadträume und entdecken Geschichte über Aufgaben, Hinweise und narrative Elemente, die Aufmerksamkeit, Orientierung und Neugier verlangen. Der spielerische Ansatz dient nicht der Vereinfachung von Vergangenheit, sondern ihrer aktiven Aneignung durch eigenes Erleben.
Das Projekt führt unterschiedliche Perspektiven zusammen. Architektur, Kulturberatung und digitale Entwicklung greifen ineinander. Nach zwei Jahren technischer Arbeit und historischer Recherche ist Medinapp bereits in mehreren Städten einsatzbereit. Ziel ist es, insbesondere junge Menschen wieder in Beziehung zu ihrem kulturellen Erbe zu setzen und zugleich neue Formen des kulturellen Erlebens im Alltag zu ermöglichen.
Medinapp versteht sich damit weniger als App im klassischen Sinn, sondern als zeitgemäßes Vermittlungsinstrument. Es zeigt, dass kulturelles Erbe nicht im Museum eingeschlossen sein muss, um bewahrt zu werden, sondern im Stadtraum weiterleben kann, wenn Geschichte als Erfahrung gedacht wird und nicht nur als Erzählung.