Wizz Air: Neue Flugverbindungen zwischen Israel und Marokko
Die mögliche Etablierung der ungarischen Billigfluggesellschaft Wizz Air am Flughafen Ben-Gurion in Tel Aviv könnte den Verkehr zwischen Israel und marokkanischen Städten wie Casablanca, Marrakesch und Agadir deutlich ausweiten. Das Vorhaben stößt jedoch auf starken Widerstand israelischer Fluggesellschaften, die nach den Ereignissen vom Oktober 2023 verstärkt auf die Rolle eines nationalen Carriers pochen.

Mehrere Airlines verweisen darauf, dass sich seit Herbst 2023 zahlreiche ausländische Anbieter aus Israel zurückgezogen haben und Reisenden somit kaum Alternativen blieben. Gleichzeitig wurde bekannt, dass El Al in dieser Phase als faktisch alleiniger Anbieter die Ticketpreise deutlich anhob - ein Schritt, der in Israel eine Entschädigungsklage in Höhe von rund 250 Mio. Forint (ca. 651.000 Euro) auslöste.
Das Verkehrsministerium in Jerusalem prüft derzeit im Austausch mit der ungarischen Seite die Bedingungen für eine mögliche Ansiedlung von Wizz Air. Ziel sei es laut Medienberichten, den Wettbewerb zu stärken und Preisdominanz einzelner Anbieter zu verhindern. Vor Beginn des Gaza-Kriegs war Wizz Air bereits der zweitgrößte ausländische Carrier im israelischen Markt.
Wizz-Air-Sprecher András Radó verweist jedoch auf mehrere operative Hürden: die aktuelle Unmöglichkeit, israelisches Personal einzusetzen, strenge Sicherheitsauflagen unter Aufsicht von El Al sowie die Notwendigkeit, Flugzeuge für kleinere Wartungen vor Ort stationieren zu können. Erst nach einer wirtschaftlichen Prüfung könne über eine Basisgründung entschieden werden.
Ein Standort in Tel Aviv würde der Airline begehrte Tages- und Nacht-Slots eröffnen und zusätzliche Verbindungen in Richtung Balkan, Kaukasus, Marokko und die Vereinigten Arabischen Emirate ermöglichen. In Rabat beobachten ONMT und ONDA die Entwicklung aufmerksam, da der israelische Markt seit 2021 deutlich wächst. Eine Präsenz von Wizz Air würde die bestehenden Strecken Casablanca-Tel Aviv, Marrakesch-Tel Aviv und Agadir-Tel Aviv erweitern und die Angebote von El Al und Israir ergänzen.
Die Airline betont, dass sie ihre Verbindungen „solange wie möglich unter den gegebenen Sicherheitsbedingungen“ aufrechterhält. Sie nahm ihren Israelbetrieb nach den jüngsten Auseinandersetzungen sogar früher als geplant wieder auf. Gleichwohl bleibe wirtschaftliche Rentabilität für den Konzern ausschlaggebend - Rückzüge aus Abu Dhabi und Wien im vergangenen Jahr sind dafür Beispiele.
Wizz Air fliegt seit 2013 nach Israel und hat bereits über zehn Millionen Passagiere befördert. 2025 plant die Airline 117 wöchentliche Flüge auf 21 europäischen Strecken. Ihre Flotte umfasst rund 250 Maschinen, die etwa 200 Flughäfen in über 50 Ländern von 32 Basen aus bedienen.