Vertiefung des wirtschaftlichen und politischen Engagements Marokkos in Afrika
Seit seiner Thronbesteigung im Jahr 1999 hat König Mohammed VI. einen ehrgeizigen und vielschichtigen Plan zur Stärkung der Position Marokkos in Afrika initiiert. Durch die Nutzung der historischen Verbindungen des Landes hat König Mohammed VI. die afrikanische Dimension Marokkos betont und die Süd-Süd-Zusammenarbeit zu einem zentralen Aspekt der Außenpolitik gemacht.
Marokko hat sich nicht nur zu einem industriellen Zentrum entwickelt, sondern auch zu einem kontinentalen Vorbild in politischer Stabilität und religiöser Mäßigung sowie zu einem entschiedenen Befürworter der kontinentalen Integration.
Die Rückkehr Marokkos in die Afrikanische Union (AU) im Jahr 2017 markierte einen bedeutenden Wendepunkt in der Afrikapolitik des Landes. „Marokko kehrt an seinen angestammten Platz zurück und wird von einer überwältigenden Mehrheit unterstützt, um seinen Sitz in der afrikanischen institutionellen Familie zurückzuerobern“, erklärte König Mohammed VI. 2016 in einer Rede. Der Wiedereintritt in die AU ermöglicht es Marokko, sich aktiv an den sektoralen Entwicklungsstrategien in Afrika zu beteiligen und diese durch die herausragenden Erfahrungen, die Marokko in verschiedenen Bereichen gesammelt hat, zu unterstützen und zu bereichern.
Die marokkanische Sahara
Ein zentrales Anliegen der marokkanischen Außenpolitik ist die Sahara. Die Region gehört seit jeher zu Marokko. Nach der Unabhängigkeit von Spanien versuchte jedoch die von Algerien unterstützte bewaffnete Miliz, die Polisario, Marokkos Souveränität über die Region anzufechten. Die afrikanisch ausgerichtete Strategie des Königs hat dazu geführt, dass der marokkanische Autonomieplan, der 2007 zur Lösung des Konflikts vorgeschlagen wurde, auf dem gesamten Kontinent breite Unterstützung findet. Unter der Herrschaft von König Mohammed VI. wird der Autonomieplan nun weithin als die glaubwürdigste Lösung für die Sahara-Frage angesehen.
In den letzten Jahren hat Marokko zunehmend die Unterstützung afrikanischer Staaten gewonnen. Ein bemerkenswerter Schritt in dieser Hinsicht ist die Einrichtung mehrerer Konsulate in den südlichen Städten Dakhla und Laayoune. Länder wie die Elfenbeinküste, die Komoren und Gabun haben in diesen Städten diplomatische Vertretungen eröffnet und damit ihre Unterstützung für Marokko bekräftigt.
Das Tor zu Afrika
Marokkos Bestreben, sich als „Tor“ zu Afrika zu positionieren, wurde durch umfassende diplomatische Bemühungen unterstützt. Wirtschaftsdiplomatie ist ein weiterer zentraler Bestandteil des Plans von König Mohammed VI. zur Vertiefung der Beziehungen innerhalb Afrikas. Der König hat zahlreiche große, Kontinent übergreifende Projekte und Initiativen angestoßen.
Das bislang ehrgeizigste Projekt ist die Nigeria-Marokko-Gaspipeline (NMGP), ein gigantisches 25-Milliarden-Dollar-Projekt, das Erdgas von Nigeria nach Marokko und weiter nach Europa transportieren soll. Die Pipeline wird dabei 13 westafrikanische Länder durchqueren. Mit einer Länge von 5.660 Kilometern soll die NMGP die längste Offshore-Pipeline der Welt werden. Sobald sie in Betrieb ist, wird sie den Energiebedarf von 400 Millionen Menschen entlang der westafrikanischen Küste decken. Die Pipeline wird die Energiesicherheit verbessern, die wirtschaftliche Integration fördern und das regionale Wachstum ankurbeln.
Die Atlantik-Initiative
Zusätzlich zur NMGP stellte König Mohammed VI. im November 2023 eine neue Initiative vor, die den Binnenländern der Sahelzone Zugang zum Atlantischen Ozean verschaffen soll. Der Plan, bekannt als Atlantik-Initiative für die Sahel-Länder, wird den Sahel-Ländern Zugang zur marokkanischen Straßen-, Hafen- und Eisenbahninfrastruktur ermöglichen und den Weg für groß angelegte Entwicklungsprojekte ebnen. Dieser Plan spiegelt die breitere Strategie von König Mohammed VI. wider, Marokko als Katalysator für die regionale Entwicklung zu positionieren. Die Initiative hat breite Zustimmung gefunden, da sie das Potenzial hat, die kontinentale Integration zu fördern und die Wirtschaft der beteiligten Länder anzukurbeln.
Religiöse Soft Power in Afrika
Marokko verfügt über eine einzigartige Form von Soft Power durch den Einsatz religiöser Diplomatie, insbesondere durch die Ausbildung von Ulemas (islamischen Gelehrten) aus Ländern, die vom Terrorismus heimgesucht wurden. Im Jahr 2015 eröffnete der König die Mohammed VI-Stiftung für afrikanische Ulemas, um seine Vision der Förderung religiöser Toleranz zu unterstützen. Der Gründungszweck der Einrichtung besteht darin, „die Bemühungen der islamischen Gelehrten in Marokko und den afrikanischen Ländern zu vereinheitlichen und zu harmonisieren, um die toleranten Werte des Islam zu verbreiten und zu festigen“.
Neben der Bewältigung sicherheitspolitischer Herausforderungen wie Extremismus und Terrorismus verfolgt die Einrichtung auch das geostrategische Ziel, die marokkanische Religionsdiplomatie über die traditionelle Rabat-Dakar-Achse hinaus auszudehnen. Nach und nach zog die Einrichtung islamische Gelehrte aus dem gesamten Kontinent an. Im Jahr 2016 waren rund 30 afrikanische Länder regelmäßig bei den Veranstaltungen der Stiftung vertreten.
Marokkos Bestreben, seine „spirituelle Sicherheit“ zu exportieren, gipfelte in der Unterzeichnung religiöser Konventionen mit 36 afrikanischen Ländern zwischen 2012 und 2017 - eine beeindruckende Leistung im Vergleich zu nur fünf Konventionen zwischen 1975 und 1999, wie aus Daten des marokkanischen Instituts für Politikanalyse (MIPA) hervorgeht.
Unter der Führung von König Mohammed VI. ist Marokko international als politisch stabile Nation anerkannt, die von einer langfristigen Vision angetrieben wird und in ihren Beziehungen zu externen Partnern auf gegenseitigen Wohlstand setzt.