Schulterschluss mit Marokko sorgt in Südafrika für Aufsehen
Bei einer vielbeachteten Pressekonferenz in Johannesburg hat Mandlakayise John Hlophe, Vizepräsident der südafrikanischen Partei MK Partei (uMkhonto weSizwe), deutlich Stellung zur Westsahara-Frage bezogen - und damit politische Wellen geschlagen. In seiner Rede verteidigte er nachdrücklich die pro-marokkanische Haltung seiner Bewegung gegen Kritik aus den Reihen der Economic Freedom Fighters (EFF) unter Führung von Floyd Shivambu.
Vor versammelter Presse skizzierte Hlophe eine Vision für den afrikanischen Kontinent, die auf Einheit, Souveränität und kollektiver Erinnerung an antikoloniale Kämpfe fußt.
Plädoyer für eine panafrikanische Erinnerungskultur
„Unsere Haltung beruht auf keiner äußeren Einflussnahme, sondern auf einer klaren, historischen Lesart und einem tiefen Bekenntnis zur Souveränität der afrikanischen Völker“, betonte Hlophe. „Marokko ist ein afrikanisches Land. Es als Fremdkörper auf seinem eigenen Kontinent zu betrachten, ist historisch und politisch verfehlt.“
Mit Blick auf die Ursprünge des Territorialkonflikts erklärte er weiter: „Marokko und die Westsahara bildeten einst ein einheitliches Land, bevor Kolonialmächte - Franzosen und Spanier - kamen, um diese Einheit gewaltsam zu zerschlagen und sich der Bodenschätze der Region zu bemächtigen.“
Der Vizepräsident zog eine Parallele zur eigenen Geschichte: „Auch wir haben erlebt, was es heißt, territoriale Spaltung, verletzte Souveränität und die Leugnung der eigenen Identität zu ertragen. Der Sahara-Konflikt betrifft ein kleines Gebiet mit weniger als einer Million Menschen, das man aus einem jahrhundertealten Staatsverband herauslösen will.“
Neuausrichtung der politischen Doktrin
Parallel zur Pressekonferenz veröffentlichte die MK Party ein 17-seitiges Grundsatzpapier mit dem Titel: „Eine strategische Partnerschaft für afrikanische Einheit, wirtschaftliche Emanzipation und territoriale Integrität: Marokko“.
In dem Dokument wird Marokko als natürlicher Verbündeter Südafrikas beschrieben - aufgrund gemeinsamer Befreiungskämpfe, kontinentale Verbundenheit und dem Streben nach politischer und wirtschaftlicher Selbstbestimmung. „Die marokkanischen Bemühungen um territoriale Wiedervereinigung decken sich mit unserem Einsatz für die Einheit afrikanischer Staaten“, heißt es darin.
Das Dokument erinnert daran, dass Marokko bereits 1962 der erste Staat war, der der Widerstandsbewegung uMkhonto weSizwe militärische und finanzielle Hilfe leistete. Diese historische Solidarität, so die Autoren, rechtfertige eine neue Phase der strategischen Annäherung zwischen Rabat und Pretoria. „Der marokkanische Anspruch reicht über die Kolonialzeit hinaus zurück und ist in den tribalen Loyalitäten gegenüber dem Thron verwurzelt“, so der Text.
Die MK Partei spricht sich darin ausdrücklich für die marokkanische Autonomielösung zur Sahara aus, die als „ausgewogen, friedlich und realistisch“ bezeichnet wird. Sie ermögliche den saharischen Bevölkerungen eine lokale Selbstverwaltung, ohne die territoriale Einheit des Königreichs in Frage zu stellen.
Abschließend ruft das Papier zu einer strategischen Allianz zwischen Marokko und Südafrika auf - für ein Afrika, das sich von ideologischer Bevormundung befreit hat und seine eigenen Entwicklungsmodelle und Institutionen selbstbestimmt entwirft.