Resolution 2797 - Marokkos diplomatischer Wendepunkt
Mit der Resolution 2797 hat der UN-Sicherheitsrat den Konflikt um die marokkanische Sahara auf eine neue Grundlage gestellt. Erstmals wird die Autonomie unter marokkanischer Souveränität als einzige Lösung anerkannt - das Ergebnis einer über 25 Jahre währenden Strategie von König Mohammed VI. Doch der Weg zur Umsetzung bleibt anspruchsvoll.
Die Annahme der Resolution 2797 durch den Sicherheitsrat markiert einen tiefgreifenden Einschnitt in der internationalen Behandlung des Sahara-Dossiers. Sie fällt in ein symbolisches Jahr, in dem Marokko sowohl den 50. Jahrestag des Grünen Marsches als auch den 70. Jahrestag seiner Unabhängigkeit feierte. Nach Jahrzehnten diplomatischer Bemühungen wird nun erstmals die Autonomie unter marokkanischer Souveränität als Referenzrahmen des Friedensprozesses bestätigt - ein strategisches Ziel, das König Mohammed VI seit seinem Thronantritt im Jahr 1999 konsequent verfolgt hat.
Ende der 1990er-Jahre war das Königreich noch in den von der UNO vorgeschlagenen „Plan de Règlement“ eingebunden, der ein Referendum über Unabhängigkeit oder Integration vorsah. Bereits zu Beginn seiner Regierungszeit erkannte der König die Unmöglichkeit dieses Modells und leitete den Kurswechsel ein. Aus dieser Vision entstand 2007 die „Initiative für Autonomie“ - ein Projekt, das auf Pragmatismus, Stabilität und Fortschritt gründet und international als „seriös und glaubwürdig“ anerkannt wurde.
Die neue internationale Dynamik
Gestützt auf die diplomatische Glaubwürdigkeit des Königreichs hat Marokko die Autonomie zum zentralen Bezugspunkt der internationalen Diskussion gemacht. Nasser Bourita, Minister für Auswärtige Angelegenheiten, betonte in einem Interview, dass König Mohammed VI persönlich entscheidend dazu beitrug, den Rückhalt der Weltmächte zu sichern - von den USA über Spanien, Deutschland, Frankreich bis hin zum Vereinigten Königreich. Das Abstimmungsergebnis im Sicherheitsrat war eindeutig: elf Stimmen dafür, drei Enthaltungen (Russland, China, Pakistan) und keine Gegenstimme. Selbst in einem Gremium, in dem Algerien derzeit Sitz und Stimme hat, konnte Marokko eine fast geschlossene Unterstützung erreichen.
Im Vergleich zu früheren, oft ausufernden Resolutionen zeichnet sich der neue Text durch Prägnanz und Klarheit aus: nur 14 Paragraphen auf zwei Seiten. Menschenrechtsfragen, einst über mehrere Absätze verteilt, wurden auf eine Zeile reduziert. Stattdessen steht die politische Lösung im Mittelpunkt. Zum ersten Mal „affirmiert“ der Sicherheitsrat ausdrücklich, dass die Autonomie die Lösung darstellt und die marokkanische Souveränität ihre Grundlage bildet. Damit wird das Prinzip der Selbstbestimmung neu definiert: nicht als binäres Referendum, sondern als tägliche Ausübung politischer, wirtschaftlicher und kultureller Rechte im Rahmen der marokkanischen Einheit.
Umsetzung und neue Verantwortung
Mit dem klaren internationalen Mandat richtet Marokko den Blick nun auf die Umsetzung. König Mohammed VI hat die Überarbeitung der Autonomieinitiative von 2007 angeordnet, um sie an die Entwicklungen der letzten Jahre anzupassen - von der Verfassung 2011 bis zur fortgeschrittenen Regionalisierung 2015 und den Entwicklungsplänen für die südlichen Provinzen. Das aktualisierte Dokument soll künftig präzise die Zuständigkeiten der künftigen autonomen Institutionen definieren.
Die Resolution sieht zudem ein Jahr als Zeitrahmen für neue Verhandlungen vor, an denen ausdrücklich vier Parteien beteiligt sind: Marokko, die Polisario, Algerien und Mauretanien. Die MINURSO wird künftig nur noch logistische Unterstützung leisten - keine politische Rolle mehr übernehmen.
Dialog statt Triumph
Für Marokko bedeutet die Resolution keinen Anlass zu Triumphgefühlen, sondern eine Verpflichtung zur verantwortungsvollen Umsetzung. Der König betont weiterhin seine Bereitschaft zum direkten und respektvollen Dialog mit Algerien - ohne Vermittlung Dritter. Nach 26 Jahren beharrlicher Diplomatie steht das Königreich so nah wie nie zuvor vor einer endgültigen Lösung. Die Frage bleibt: Werden die verbliebenen Akteure bereit sein, sich dieser neuen Realität zu stellen?