ODT kritisiert Zwei-Klassen-System und steigende Arbeitslosigkeit
Die Organisation für Demokratische Arbeit (ODT) übt scharfe Kritik an der sozialen und wirtschaftlichen Lage Marokkos. In ihrem aktuellen Bericht beklagt sie ein „Zwei-Klassen-Gesundheitssystem“ und warnt insbesondere vor einer unzureichenden wirtschaftlichen Entwicklung. Trotz diplomatischer Erfolge des Landes sieht die ODT dringenden Handlungsbedarf, um soziale Ungleichheiten zu verringern und die wirtschaftlichen Grundlagen zu stärken.
Die Organisation für Demokratische Arbeit kritisiert ein „Zwei-Klassen-Gesundheitssystem“ und warnt vor den wirtschaftlichen und sozialen Schwächen Marokkos
Die Organisation für Demokratische Arbeit (ODT) hat die Verwaltung des marokkanischen Gesundheitssystems scharf kritisiert und als ein „Zwei-Klassen-System“ bezeichnet. Besonders beklagt sie den starken Niedergang des öffentlichen Gesundheitssektors, während der private Sektor zunehmend an Einfluss gewinnt.
In ihrem Jahresbericht zur Regierungsbilanz 2024 warnt die ODT zudem vor der alarmierenden Zunahme der Arbeitslosigkeit, die mittlerweile 21% erreicht hat. Besonders betroffen seien junge Menschen und Hochschulabsolventen. Die Regierungsprogramme zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hätten laut Bericht bislang keine Wirkung gezeigt. Im Gegenteil: Die sozialen Maßnahmen hätten die soziale Ausgrenzung weiter verschärft, da sie ineffizient verwaltet und die Ressourcen ungerecht verteilt würden.
Der Bericht hebt auch die anhaltende Schwäche des Wirtschaftswachstums hervor, das bei lediglich 3% liegt - ein Wert, der hinter den nationalen Erwartungen zurückbleibt. Zwar verzeichneten die ausländischen Direktinvestitionen einen Anstieg von etwa 183%, und die Überweisungen der marokkanischen Diaspora erreichten ca. 108 Milliarden Dirham, dennoch bleibt die marokkanische Wirtschaft stark von Importen, insbesondere von Weizen, abhängig. Diese Abhängigkeit trug zur Verschärfung des Handelsbilanzdefizits bei, das um 6,5% anstieg und nun 275 Milliarden Dirham beträgt.
Positiv bewertet die ODT hingegen die diplomatischen Erfolge Marokkos, insbesondere im Hinblick auf die Sahara-Frage. Die königlichen Initiativen hätten die internationale Unterstützung für den marokkanischen Autonomieplan gestärkt, der zunehmend als nachhaltige Lösung für den Konflikt anerkannt werde. Darüber hinaus lobt die ODT den aktiven Beitrag Marokkos in der Afrikanischen Union sowie seine Bemühungen um Frieden und Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent.
Trotz dieser Erfolge warnt der Bericht jedoch vor einer Verschärfung der extremen Armut und einer sinkenden Kaufkraft, die auf Inflation, steigende Lebensmittel- und Energiepreise sowie auf die Lebenshaltungskosten zurückzuführen sei. Zwar habe es geringfügige Lohnerhöhungen gegeben, diese reichten jedoch bei weitem nicht aus, um die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten zu kompensieren. Dies belaste vor allem die Arbeiterklasse und die Mittelschicht, was zu einer weiteren Zunahme sozialer Spannungen führe.
Angesichts dieser Herausforderungen fordert die ODT die Regierung auf, eine ganzheitliche Strategie zu entwickeln. Dabei müsse die Finanzverwaltung verbessert, der Zugang zu sozialen Hilfsprogrammen erweitert und die Investitionen in produktive Wirtschaftssektoren angekurbelt werden. Zudem plädiert die Organisation für eine umfassende Reform der sozialen Programme, um deren Effektivität und Gerechtigkeit zu gewährleisten. Schließlich ruft die ODT die Rechnungshöfe dazu auf, die Verwendung der Budgets für temporäre Beschäftigungsprogramme zu untersuchen, da der Verdacht auf Unregelmäßigkeiten bestehe.