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Marokko und Spanien schmieden engere Verteidigungsbündnisse

Seit der politischen Annäherung im Jahr 2022 haben Marokko und Spanien ihre bilaterale Zusammenarbeit auf eine neue sicherheits- und verteidigungspolitische Grundlage gestellt. Im Zentrum stehen gemeinsame Anstrengungen zur Stärkung der regionalen Stabilität, insbesondere durch Kooperation in den Bereichen Grenzschutz, Terrorismusbekämpfung und maritime Sicherheit. Diese strategische Partnerschaft ist eingebettet in die breitere europäische und transatlantische Afrika-Politik und wird künftig weiter an Bedeutung gewinnen.

 

Generalleutnant Mohammed Berrid Foto expresstv.maAuf hohe Weisung Seiner Majestät König Mohammed VI., oberster Befehlshaber und Generalstabschef der königlichen Streitkräfte (FAR), fand am Montag im Generalstab der FAR in Rabat die 11. Sitzung der Gemischten Militärkommission Marokko–Spanien statt.

Diese Begegnung diente der Vertiefung des Dialogs zwischen beiden Streitkräften und ermöglichte eine eingehende Überprüfung der im Rahmen der Jahre 2024–2025 durchgeführten Aktivitäten sowie die Festlegung der Perspektiven für das Jahr 2026, wie aus einer Mitteilung des Generalstabs der FAR hervorgeht. Die Delegationsleiter würdigten die erzielten Fortschritte und bekräftigten ihr Bestreben, die Bereiche der bilateralen militärischen Zusammenarbeit weiter auszubauen.

Am Rande der Arbeiten empfing Generalleutnant Mohammed Berrid, Generalinspekteur der FAR und Kommandeur des südlichen Militärbezirks, Generalleutnant Fernando José Lopez Del Pozo, Generaldirektor für Verteidigungspolitik im spanischen Verteidigungsministerium. Während ihres Gesprächs hoben beide Verantwortliche das erreichte Niveau der Zusammenarbeit und die Ergebnisse der Gemischten Militärkommission hervor. Sie unterstrichen ferner die Notwendigkeit, die sicherheitspolitische Kooperation auf Grundlage gemeinsamer Interessen und einer einheitlichen Vision regionaler Stabilität weiter zu vertiefen.

Die Zusammenarbeit zwischen Rabat und Madrid konzentriert sich insbesondere auf die Ausbildung, den Austausch von Fachwissen und gegenseitige Besuche sowie auf gemeinsame Übungen im Bereich der Wasser- und Höhenrettung. Die bilateralen Aktivitäten erfolgen nach einem von der jährlich abwechselnd in Rabat und Madrid tagenden Gemischten Kommission festgelegten Zeitplan.

Übersicht über diese verstärkte Zusammenarbeit:

Seit der Überwindung einer schweren diplomatischen Krise im Jahr 2022 haben Marokko und Spanien ihre bilaterale Zusammenarbeit auf eine neue strategische Ebene gehoben. Nach der spanischen Anerkennung der marokkanischen Autonomie-Initiative für die Westsahara verständigten sich beide Länder auf eine umfassende neue Partnerschaft („Roadmap“), die neben Wirtschaft und Migration explizit auch Verteidigung und Sicherheit umfasst. Die militärische Kooperation konzentriert sich auf Grenzsicherung, Terrorismusbekämpfung, maritime Sicherheit sowie die Entwicklung gemeinsamer Standards für Einsätze in Drittländern wie der Sahelzone. Zudem gewinnt der Bereich Cybersicherheit zunehmend an Bedeutung.

Diese verstärkte Zusammenarbeit ist eingebettet in die europäische Afrika-Strategie und wird auch von der NATO unterstützt, in deren Mittelmeer-Dialog Marokko eine Schlüsselrolle einnimmt. Die militärische Abstimmung erfolgt institutionell über die jährlich tagende Gemischte Militärkommission, die konkrete Maßnahmen plant und steuert. Angesichts gemeinsamer sicherheitspolitischer Herausforderungen und geopolitischer Interessen dürfte sich diese Partnerschaft in den kommenden Jahren weiter vertiefen.


 Hintergründe

  • Geografische Nähe und gemeinsame Interessen:
    Marokko und Spanien sind nur durch die Straße von Gibraltar voneinander getrennt. Diese Nähe bedingt zahlreiche gemeinsame Herausforderungen und Interessen, insbesondere in den Bereichen Sicherheit, Migration, Terrorismusbekämpfung und Grenzschutz.

  • Migration und Grenzsicherung:
    Spanien sieht Marokko als einen entscheidenden Partner bei der Kontrolle illegaler Migration nach Europa. Die Zusammenarbeit umfasst Informationsaustausch, Grenzüberwachung und die Bekämpfung von Menschenhandel.

  • Terrorismusbekämpfung:
    Beide Länder arbeiten eng bei der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus zusammen. Marokko wird von europäischen Staaten, darunter Spanien, als äußerst verlässlicher Partner bei der Terrorismusprävention angesehen. Gemeinsame Trainings und Austauschprogramme stärken diese Kooperation.

  • Stabilität in Nordafrika und der Sahelzone:
    Spanien und die EU betrachten Marokko als einen Pfeiler der regionalen Stabilität, insbesondere angesichts der Krisen in Libyen, Mali und der Sahelregion. Eine stabile Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich trägt zur Eindämmung von Instabilität und Gewalt in der weiteren Region bei.

  • Sicherheitskooperation im Bereich der Seewege:
    Da die Straße von Gibraltar eine der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt ist, ist die Zusammenarbeit bei der Überwachung und dem Schutz dieses Seewegs essenziell – sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus sicherheitspolitischer Perspektive.

  • Historische Beziehungen:
    Trotz gelegentlicher politischer Spannungen (etwa um die Enklaven Ceuta und Melilla oder die Westsahara-Frage) haben sich Spanien und Marokko über die Jahre hinweg bemüht, auf sicherheitspolitischer Ebene stabile Kanäle der Zusammenarbeit offen zu halten.

  • Institutionalisierte Zusammenarbeit:
    Die Gründung der Gemischten Militärkommission war ein Schritt zur regelmäßigen, strukturierten Abstimmung. Der jährliche Wechsel des Tagungsortes (Rabat/Madrid) spiegelt die Gleichrangigkeit dieser Partnerschaft wider.

Die militärische Zusammenarbeit zwischen Marokko und Spanien ist Teil eines umfassenderen sicherheitspolitischen Arrangements, das auf gegenseitigem Nutzen, Stabilitätsinteressen und geopolitischen Realitäten basiert. Sie dient der Abwehr gemeinsamer Bedrohungen und der Stärkung der bilateralen Beziehungen.