Marokko übernimmt den Vorsitz der Wirtschaftskommission für Afrika
"Afrika schreitet voran, wenn es geeint ist.“ Diese Worte des marokkanischen Wirtschaftsministers hallen wie ein Leitmotiv durch Addis Abeba, wo Marokko einstimmig zum Vorsitz der 57. Sitzung der Wirtschaftskommission für Afrika (ECA) gewählt wurde. Eine bedeutende Anerkennung für das Königreich, das sich seit Jahren als Brücke zwischen den kontinentalen Ambitionen und den lokalen Realitäten versteht.
Heute erhielt Marokko eine historische Zustimmung: Alle Mitgliedstaaten der ECA entschieden sich einhellig dafür, dem Königreich die Leitung dieser Sitzung anzuvertrauen. Diese Einstimmigkeit ist kein Zufall. Sie würdigt jahrelange diplomatische Bemühungen, konkrete Partnerschaften und eine klare Vision für die Zukunft Afrikas.
„Dies ist kein Ehrentitel, sondern eine Verantwortung“, betonte die marokkanische Delegation und unterstrich, dass der Vorsitz der ECA Teil einer „Logik der Kontinuität“ sei, die bereits vor fast einem Jahrzehnt eingeleitet wurde. Seit 2016 hat Marokko ein Netz grenzüberschreitender Kooperationen geknüpft, in Hafen- und Energieinfrastrukturen investiert und über die Marokkanische Agentur für internationale Zusammenarbeit (AMCI) eine pragmatische Süd-Süd-Kooperation gefördert.
Die afrikanische Freihandelszone als zentrales Thema
Die Sitzung 2025 der ECA widmet sich einem vorrangigen Ziel: der beschleunigten Umsetzung der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone (AfCFTA). Dieses ehrgeizige Projekt soll den innerafrikanischen Handel ankurbeln, der derzeit durch Zölle und unzureichende Infrastruktur gehemmt wird.
Dank seiner umfangreichen Erfahrung mit Handelsabkommen - Marokko hat bereits mit 25 afrikanischen Staaten bilaterale Verträge geschlossen - plant das Königreich, „transformative Maßnahmen“ vorzuschlagen. Dazu gehören die Modernisierung von Häfen zur Verbesserung der Warenströme, die Digitalisierung von Zollverfahren und die gezielte Unterstützung afrikanischer Start-ups.
„Die AfCFTA ist nicht nur ein wirtschaftlicher Vertrag“, erinnert ein Experte der ECA. „Sie ist ein Solidaritätspakt, um Afrika zu ernähren, es zu vernetzen und seine Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu stärken.“
Eine Zukunftsagenda mit konkreten Initiativen
Die Sitzung begann mit einer Expertenrunde, die die aktuellen Herausforderungen der AfCFTA analysierte. Anschließend beleuchteten thematische Foren innovative Projekte:
- Die Förderung von Unternehmerinnen im Logistiksektor.
- Der Technologietransfer im Bereich nachhaltiger Innovationen zwischen Marokko und Ruanda.
- Der Kampf gegen Steuerhinterziehung, die den afrikanischen Staaten jährlich Milliardenverluste beschert.
Im ministeriellen Segment (17.-18. März) werden diese Ideen in konkrete Maßnahmen überführt. Auf der Agenda stehen ein gemeinsamer Fonds für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), harmonisierte Zollstandards sowie der Aufbau eines Netzwerks logistischer Knotenpunkte.
Warum Marokko Vertrauen genießt
Das Königreich verkörpert ein einzigartiges Modell: Es vereint traditionelle Kooperationswerte mit einem entschlossenen Bekenntnis zur Moderne. Die Strategie Marokkos, geleitet von der Vision König Mohammeds VI., verbindet Realismus mit ambitionierter Weitsicht.
„Marokko predigt nicht, es handelt“, unterstreicht ein senegalesischer Diplomat. Ob Investitionen in Solarenergie in Togo, landwirtschaftliche Partnerschaften mit Kenia oder der Bau des Hafens von Kribi in Kamerun - Marokko hat seine Fähigkeit bewiesen, Visionen in greifbare Projekte zu verwandeln.
Herausforderungen und Hoffnungen - Afrika im Aufbruch
Der Weg nach vorn bleibt anspruchsvoll. Einige Länder zögern, ihre Märkte zu öffnen, da sie um den Schutz ihrer lokalen Industrien besorgt sind. Andere wiederum verfügen nicht über die technischen Kapazitäten, um die Regeln der AfCFTA umzusetzen.
Doch Marokko setzt auf den Menschen als Schlüssel zum Wandel. „Junge Talente ausbilden, Wissen teilen und Synergien zwischen öffentlichem und privatem Sektor schaffen“, erläutert ein Berater des marokkanischen Außenministeriums. Diese Philosophie hat bereits Früchte getragen – etwa durch die Partnerschaft mit Äthiopien zur Entwicklung wirtschaftlicher Sonderzonen.
Mit der Übernahme des Vorsitzes der ECA illustriert Marokko nicht nur seinen wachsenden Einfluss, sondern übernimmt aktiv die Rolle eines Gestalters nachhaltiger Lösungen für einen sich wandelnden Kontinent. Getreu einem afrikanischen Sprichwort:
„Allein kommt man schneller voran, gemeinsam kommt man weiter.“