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Marokkanische Häfen im Zentrum der grünen Schiffskraftstoffe

Der internationale Seeverkehr steht vor einem tiefgreifenden Umbau seines Energiemodells. Während Reedereien und Staaten nach praktikablen Alternativen zu fossilen Treibstoffen suchen, rücken Hafenstandorte als strategische Schaltstellen in den Fokus. Ein aktueller Bericht der Weltbank ordnet Marokko in diesem Wandel eine besondere Rolle zu und zeigt, warum gerade die Kombination aus Infrastruktur, Energiepotenzial und geografischer Lage für die künftige Versorgung der Schifffahrt entscheidend sein könnte.

Hafen Tanger Med. Foto Tanger Med

Marokko könnte sich zu einem wichtigen Akteur bei der Versorgung der internationalen Schifffahrt mit klimaneutralen Kraftstoffen entwickeln. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Bericht der Weltbank, in dem das Königreich als eines der Länder mit dem höchsten Potenzial für die Produktion und den Export maritimer Kraftstoffe aus grünem Wasserstoff eingestuft wird. Ausschlaggebend seien die außergewöhnlich günstigen Solar- und Windressourcen, bestehende Hafeninfrastrukturen sowie die strategische Lage an den wichtigsten globalen Seerouten.

Im Mittelpunkt der Analyse stehen die Hafenstandorte Tanger Med, Mohammadia, Jorf Lasfar sowie die geplante Hafenregion Tan-Tan. Die Weltbank beschreibt diese Häfen als Bestandteile eines integrierten Systems, in dem jeder Standort eine klar definierte, komplementäre Rolle innerhalb der künftigen Wasserstoff Wertschöpfungskette übernimmt.

Tanger Med gilt aufgrund seiner heutigen Bedeutung im maritimen Bunkergeschäft als künftiger Schlüsselstandort für die Versorgung internationaler Schiffe mit grünem Methanol und grünem Ammoniak, insbesondere im stark frequentierten Seegebiet der Straße von Gibraltar. Mohammadia verfügt laut Bericht über einen strategischen Vorteil für die kostengünstige Speicherung großer Wasserstoffmengen, da sich in unmittelbarer Nähe Salzkavernen befinden, die für eine langfristige Lagerung geeignet sind.

Jorf Lasfar wird als industrielles Zentrum mit hoher Wasserstoffnachfrage hervorgehoben, vor allem im Zusammenhang mit der Düngemittelproduktion, die künftig zunehmend auf grünes Ammoniak angewiesen sein dürfte. Die geplante Hafenregion Tan-Tan weist besonders günstige Produktionsbedingungen auf. Dort liegen die Kosten für grünen Wasserstoff laut Weltbank um 25 bis 38 Prozent unter denen anderer untersuchter Regionen, was vor allem auf große verfügbare Flächen für Solar und Windparks zurückgeführt wird.

Hintergrund der Analyse ist der zunehmende internationale Druck zur Dekarbonisierung des Seeverkehrs. Die Weltbank erwartet einen deutlichen Anstieg der globalen Nachfrage nach klimaneutralen Schiffskraftstoffen, getrieben durch strengere Klimavorgaben und internationale Emissionsziele. Gleichzeitig weist der Bericht darauf hin, dass wasserstoffbasierte Kraftstoffe derzeit noch teurer sind als fossile Alternativen. Ohne geeignete Unterstützungsmechanismen blieben grüne Kraftstoffe kostenintensiver als konventionelle Produkte.

Als mögliche Instrumente nennt die Weltbank langfristige Abnahmeverträge, eine wirksame CO₂ Bepreisung sowie gezielte Finanzierungs- und Fördermechanismen, um Investitionsrisiken zu reduzieren und Marktsicherheit zu schaffen. Ebenso betont der Bericht die Bedeutung klarer regulatorischer Rahmenbedingungen und international anerkannter Sicherheitsstandards für Häfen, die künftig neue Energieträger handhaben sollen.

Insgesamt beschreibt die Weltbank die marokkanischen Häfen als tragende Pfeiler der Energiewirtschaft von morgen. Die Kombination aus natürlichen Ressourcen, industrieller Nachfrage, strategischer Lage und leistungsfähiger Hafeninfrastruktur biete eine solide Grundlage für den Aufbau einer wettbewerbsfähigen Wasserstoffindustrie mit internationaler Ausrichtung, sofern die Entwicklung koordiniert und vorausschauend erfolgt.