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EU plant neue Fischerei-Verhandlungen mit Marokko

Zwischen Brüssel und Rabat zeichnet sich eine neue Phase der Zusammenarbeit ab: Der Rat der Europäischen Union bereitet die Aufnahme von Verhandlungen über ein nachhaltiges Fischereiabkommen mit dem Königreich Marokko vor. Ein internes EU-Dokument, das den Sitzungskalender des Arbeitskreises Fischereipolitik festhält, zeigt, dass der Punkt offiziell auf der Agenda steht.

 

Fischboot. Foto Hans auf pixabay.comDer Rat der Europäischen Union hat ein internes Dokument veröffentlicht, das den vorläufigen Sitzungsplan der Arbeitsgruppe für Fischereipolitik festlegt. Diese tritt am 13. November im Europa-Gebäude in Brüssel zusammen. Einer der wichtigsten Punkte auf der Tagesordnung ist eine Empfehlung zur Aufnahme von Verhandlungen über ein neues, nachhaltiges Partnerschaftsabkommen im Bereich der Fischerei zwischen der Europäischen Union und dem Königreich Marokko.

Dem Dokument zufolge findet die 29. ordentliche Tagung der Internationalen Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICCAT) vom 17. bis 24. November 2025 in Sevilla statt und wird gesondert vorbereitet. Auf der Agenda steht zudem die Prüfung eines Vorschlags für eine Ratsverordnung, mit der die Fangquoten für bestimmte Fischbestände in den Jahren 2026 bis 2028 festgelegt werden sollen - sowohl für EU-Gewässer als auch für ausgewählte Gebiete außerhalb der Union.

Weiter erwähnt das Dokument eine Überarbeitung der Verordnung (EU) Nr. 2023/2124 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 4. Oktober 2023 über bestimmte Vorschriften für die Fischerei in der Zone des GFCM-Abkommens (Generalkommission für die Fischerei im Mittelmeer). Dies belegt den Willen der Union, die enge Koordination innerhalb der regionalen Fischereiorgane fortzusetzen.

Besonderes politisches Gewicht erhält Punkt 5 der Tagesordnung: „Empfehlung für einen Ratsbeschluss zur Eröffnung von Verhandlungen über ein nachhaltiges Fischereiabkommen und ein Umsetzungsprotokoll zwischen der Europäischen Union und dem Königreich Marokko.“ Die Präsentation dieses Tagesordnungspunkts wird laut dem Dokument von der Europäischen Kommission übernommen.

Das Schreiben, datiert auf den 11. November und mit der Referenznummer CM 4964/1/25 REV 1 versehen, enthält außerdem Hinweise auf die Vorbereitung der 136. Sitzung des OECD-Fischereiausschusses am 17. und 18. November in Paris sowie des gemeinsamen EU-Grönland-Ausschusses, der vom 19. bis 21. November in Brüssel tagt.

Abschließend betont das Generalsekretariat des Rates, dass die Arbeitsunterlagen über das Delegiertenportal bereitgestellt werden und auf Anfrage in gedruckter Form erhältlich sind - ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Gespräche zwischen Brüssel und Rabat in den institutionellen Rahmen der EU zurückkehren.

Hintergrund

Die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und dem Königreich Marokko im Bereich der Fischerei haben eine lange Tradition. Das erste Abkommen wurde 1988 geschlossen und seither mehrfach erneuert oder angepasst, zuletzt im Jahr 2019. Es diente der nachhaltigen Nutzung der marokkanischen Fischbestände, insbesondere vor der Atlantikküste, und sah finanzielle Ausgleichszahlungen der EU sowie Investitionen in den marokkanischen Fischereisektor vor.

Das Abkommen lief 2023 aus, nachdem der Europäische Gerichtshof das damalige Protokoll für nichtig erklärt hatte. Der Gerichtshof stellte fest, dass das Abkommen die südlichen Provinzen Marokkos nicht ausdrücklich erwähnte - eine Entscheidung, die in Marokko auf Unverständnis stieß, da das Königreich die Region als integralen Bestandteil seines nationalen Territoriums betrachtet und zahlreiche Länder, darunter die USA, Frankreich, Spanien und viele afrikanische Staaten, diese Position teilen.

Für beide Seiten hat die Wiederaufnahme der Gespräche daher strategische Bedeutung. Marokko ist einer der wichtigsten Fischereipartner der EU in Afrika und verfügt über einige der reichsten Fanggründe des Atlantiks. Ein neues Abkommen würde nicht nur den marokkanischen Exporteuren und europäischen Flotten zugutekommen, sondern auch die Zusammenarbeit in Forschung, Nachhaltigkeit und Ausbildung im maritimen Sektor vertiefen.