Die gefährlichen Orte in Düsseldorf!
Wenn eine Straße als „gefährlich“ definiert wird, dann wird im allgemeinen Verständnis interpretiert, dass hier eine Gefahr für Leib und Leben droht. Nur Wenige würden verstehen, dass hier auch z. B. die Vorbereitung von Straftaten gemeint ist oder dass Kleinkriminelle ihre Hehlerware dort veräußern.
Das mag auch der Grund sein, warum die Landesregierung bereit war, die Daten nur in anonymisierter Form zu veröffentlichen
Die AfD-Anfrage zielt auf Angstmacherei und Stigmatisierung. Es wird ein unreflektierter AfD-Vokabular übernommen, das nicht nur tendenziös ist, sondern auch zu einem anderen Ergebnis führen soll. Die Zusammenführung der Begriffe „gefährlich“ und „verrufen“ ist irreführend.
Stellungnahme zum Artikel der Rheinische Post „Das sind die 14 ´gefährlichen Orte´ in Düsseldorf“ vom 27. Mai 2020
Die AfD-Anfrage zielt auf Angstmacherei und Stigmatisierung
Warum schürt der RP-Artikel – vielleicht ungewollt - die Stigmatisierung aller Anwohner*innen und Besucher*innen der im Bericht benannten Düsseldorfer Straßen:
Zunächst weil er unreflektiert ein AfD-Vokabular übernimmt, das nicht nur tendenziös ist, sondern auch zu einem anderen Ergebnis führen soll. Die Zusammenführung der Begriffe „gefährlich“ und „verrufen“ ist irreführend, weil sie keinem Automatismus unterliegen. Orte können verrufen sein, ohne gefährlich zu sein und umgekehrt. Nur weil die Mintropstraße wegen ihrer Rotlicht-Etablissements „verrufen“ ist, ist sie noch lange nicht gefährlich. Das müsste schon explizit festgestellt werden.
Wenn eine Straße als „gefährlich“ definiert wird, dann wird im allgemeinen Verständnis interpretiert, dass hier eine Gefahr für Leib und Leben droht. Nur Wenige würden verstehen, dass hier auch z. B. die Vorbereitung von Straftaten gemeint ist oder dass Kleinkriminelle ihre Hehlerware dort veräußern. Das mag auch der Grund sein, warum die Landesregierung bereit war, die Daten nur in anonymisierter Form zu veröffentlichen „Alleine aufgrund der Begrifflichkeit kann es insbesondere in der Öffentlichkeit Fehlinterpretationen kommen, wodurch das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung negativ beeinflusst werden könnte“, so die Landesregierung.
Doch genau auf dieses negative Sicherheitsgefühl hat es die AfD mit ihrer Anfrage abgesehen: Das Schüren von Ängsten, die Stigmatisierung von unliebsamen Gebieten und vor allem Menschengruppen! Schade, dass der RP-Bericht das nicht zureichend herausgearbeitet hat.
Weiter muss man kritisieren, dass die Zeiträume, auf die sich die Ergebnisse beziehen, weit zurückliegen (2010 bis 2017). Leider kam es aufgrund der Ereignisse auf der Domplatte in Köln 2015/2016 - die ja nachweislich relativ wenig Bezug zu Düsseldorf hatten - zu häufigeren und leider auch unverhältnismäßigen Polizeimaßnahmen in einigen Düsseldorfer Straßen. Diese Maßnahmen, z.B. auf der Ellerstraße, die seinerzeit von vielen als rein medienpolitisch motiviert eingeordnet wurden - haben seinerzeit auch weder eine erhöhte Straftatenquote nachgewiesen noch bestimmte Straßen als besonders „gefährlich“, im Sinne der Gefahr für Leib und Seele, identifiziert. Allerdings eignet sich die Häufigkeit der präventiven polizeilichen Einsätze durchaus, um die eine oder andere Straße als besonders „gefährlich“ zu brandmarken. Ohne konkrete Bedrohungslage und stützende Faktenbasis.
Ich bedaure zutiefst, dass in dem hier genannten Bericht sehr viele Straßen benannt sind, in dem die deutsch-marokkanische Community ihr Geschäftszentrum hat und in relevanter Größe dort beheimatet ist. Wer die Ellerstraße und angrenzende Straßen besucht hat, begegnet relativ schnell freundlichen und emsig arbeitende Bürger*innen, mit marokkanischer Abstammung und deutscher Prägung, die es nicht verdient haben, dass ihr Lebensumfeld in dieser Art und Weise stigmatisiert wird. Selbstverständlich können auch in diesen Straßen, wie in vielen anderen Düsseldorfer Straßen, Straftaten geschehen und selbstverständlich müssen diese geahndet werden. Diese Orte aber als besonders gefährlich oder verrufen anzuprangern, geht an der Realität vorbei und zeigt eins: Die deutsch-marokkanische Community braucht zwingend auch eine politische Stimme, um sich gegen solche „alternativen Fakten“ und andere bodenlose Stigmatisierungen zur Wehr zu setzen.