Coface hält an bisherige Länder-Risikobewertung fest
Trotz eines zunehmend von geopolitischen Spannungen und wirtschaftlicher Instabilität geprägten globalen Umfelds hält die Kreditversicherungsgesellschaft Coface in ihrem jüngsten Länder- und Branchenreport an Marokkos Länderrisikonote „B“ fest. Damit behauptet das Königreich seine Spitzenposition in Nordafrika und zählt weiterhin zu den widerstandsfähigsten Volkswirtschaften Afrikas.
Die Note „B“ ist ein mittleres Risikoniveau, das zwar auf strukturelle Schwächen im Unternehmensgefüge verweist, aber zugleich Ausdruck der makroökonomischen und politischen Stabilität des Landes ist. Inmitten einer globalen Lage, die durch zunehmende geopolitische Spannungen, einen Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie wachsender Unsicherheit im Nahen Osten geprägt ist, hebt sich Marokko positiv von anderen Staaten der Region ab.
Während Coface die Risikobewertung von 23 Branchen und vier Staaten herabstufte, bleibt Marokkos Note stabil. Der Verzicht auf eine Abwertung ist insbesondere bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass etwa 90% der marokkanischen Unternehmen Kleinstbetriebe sind - ein Großteil davon im informellen Sektor tätig.
Im kontinentalen Vergleich gehört Marokko mit Ruanda und Mauritius (Note A4) zu den drei bestbewerteten Volkswirtschaften Afrikas. Diese Bewertung ist auf eine zunehmende Diversifizierung der Wirtschaft, politische Kontinuität sowie eine vorausschauende Finanzpolitik zurückzuführen.
Der Coface-Generaldirektor Xavier Durand betonte bei einer Veranstaltung in Casablanca die wachsende Bedeutung von Datenanalyse und digitalen Technologien in der Risikobewertung. Angesichts der prognostizierten Zunahme von Unternehmensinsolvenzen in Marokko wächst die Nachfrage nach Kreditversicherungen und präventiven Lösungen.
Globale Perspektive, Emerging Market
Auf globaler Ebene erwartet Coface für 2025 ein begrenztes Wachstum von lediglich 2,2%, leicht steigend auf 2,3% im Jahr 2026 - unter dem Vorbehalt, dass sich geopolitische Krisen nicht weiter zuspitzen. Risiken bestehen auch in der Energiepreisentwicklung: Ein möglicher Konflikt im Nahen Osten, insbesondere eine Blockade der Straße von Hormus, könnte die Ölpreise deutlich über 100 US-Dollar pro Barrel treiben. Ohne größere Krisen rechnet Coface jedoch mit einem Preisrahmen zwischen 65 und 75 US-Dollar.
Weltweit stehen Schwellenländer unter verstärktem Druck: China profitiert aktuell von einer tarifpolitischen Atempause, bleibt aber verletzlich; Indien sieht sich trotz hoher Wachstumsraten mit schwindendem finanzpolitischem Spielraum konfrontiert. Besonders betroffen sind Volkswirtschaften mit starker Exportabhängigkeit gegenüber den USA - darunter Malaysia, Singapur und Thailand -, die herabgestuft wurden. Auch die rumänische Wirtschaft wurde wegen hoher Verschuldung und Defizite herabgewertet.
In zahlreichen Industriesektoren, etwa der Metallurgie, Chemie, Textilwirtschaft und Automobilindustrie, macht sich die angespannte globale Lage bemerkbar. Die weltweite Überkapazität an Stahl (600 Mio. Tonnen im Jahr 2024) sowie neue US-Zölle auf Stahlimporte verschärfen die Lage insbesondere für europäische und nordamerikanische Produzenten.