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Außergewöhnlicher Speicher im Siroua-Gebirge

Auch in Marokko gibt es das goldene Licht im Herbst. So begeben wir uns bei locker bewölktem Himmel und 18°C ins Siroua Gebirge. Zuerst führt uns der Weg von Taznakht Richtung Ouarzazate, bald biegen wir aber auf eine schmale, teils sehr löchrige Asphaltstraße nach links ab.

Außergewöhnlicher Speicher im Siroua-Gebirge, Foto: marokko-erfahren.de

In Nkob endet der Asphalt, wir folgen einer Piste die uns bergauf führt. Nach gut 10 km - mittlerweile haben wir uns in eine Höhe von 2.100 m hochgeschraubt - erreichen wir unser angestrebtes Ziel: den Ort Imeghlay. Bei 14°C verlassen wir leicht bibbernd in unseren kurzen Hosen das Auto. Der Rundumblick ist atemberaubend: leuchtend rote Hänge, Berge, soweit das Auge reicht und alles in traumhaft klarem Licht.

Aber nur deshalb haben wir die Fahrt nicht unternommen, im Ort gibt es einen außergewöhnlichen Speicher - oval konstruiert. Vor einem kleinen Laden parken wir, ich frage den Inhaber, ob es möglich ist, den Speicher zu besichtigen. Er nickt, kommt mit einem weiteren Mann aus dem Geschäft und schließt seinen Laden zu. Beide bedeuten uns, dass wir ihnen zum Speicher folgen sollen.

Wir erreichen den Speicher, an dessen Tür eine Telefonnummer steht. Einer der beiden Männer wählt sie und erklärt uns, der Amin würde gleich kommen. Wir lassen uns vor der Tür nieder und ich nutze die Gelegenheit, nach Safran zu fragen, schließlich befinden wir uns mitten in der Anbauregion.

Rachid, so heißt einer unserer Begleiter, erklärt uns, dass er Chef der Teppich-Kooperative der umliegenden Dörfer sei, Safran hat er selbstverständlich auch. Das klingt spannend und wir nehmen dankbar seine Einladung zum Tee nach der Speicherbesichtigung an.

Mittlerweile ist Amin in Begleitung seines Sohnes eingetroffen und öffnet das Vorhängeschloss der massiven Holztür. Wir folgen ihm, sehen im Durchgang zur zweiten Tür die obligatorischen Sitzbänke, auf denen einst die Shibanis saßen, sich unterhielten oder Probleme erörterten. Die zweite Tür ist mit einem weiteren Vorhängeschloss gesichert, erst dann kommt der schöne Holzschlüssel zum Einsatz. Bevor wir in den Innenhof eintreten können, bittet Rachid uns, ihm zu folgen. Er kennt den Weg auf das Dach. Von da bietet sich nicht nur ein herrlicher Blick in die Umgebung, sondern auch auf den ovalen Innenhof des Speichers. Unten steht geduldig lächelnd der Amin.

Der Speicher ist noch in voller Nutzung, alle Kammern sind verschlossen. Dreimal drehe ich mich beim Zählen der Türen im Kreis, um alle Etagen zu erfassen. Als ich die Zahl 93 nenne, nickt Amin zufrieden, offensichtlich habe ich richtig gezählt...

Nachdem wir uns in aller Ruhe umgesehen haben, folgen wir Rachid durch das Dorf zu seinem Haus. Der Tee ist bereits fertig, er tischt zusätzlich Mandeln, Brot, Butter, Olivenöl und Äpfel auf. Während wir den Imbiss genießen, zeigt er uns einige Teppiche, hat aber bereits verstanden, dass wir jetzt keinen kaufen möchten. Auf seinem Handy zeigt er uns noch weitere farbenfrohe Exemplare und erklärt die verschiedenen Herstellungsarten. In einem Nebenzimmer lagern leuchtend rote Safranfäden, die dort bergeweise zum Trocknen liegen. Während wir noch voller Entzücken fotografieren, packt er flink einen Karton mit Äpfeln, den er uns gut verschnürt zum Abschied schenkt. Den Ladeninhaber hat er bereits mit der Aufforderung fortgeschickt, 5g Safran für mich abzuwiegen. Für einen unschlagbaren Preis erhalte ich die Dose duftenden Gewürzes und freue mich bereits jetzt darauf, es zu Hause zu verwenden. ... Kommentare zum Beitrag können Sie hier posten

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