Prof. Intissar Haddiya
Intissar Haddiya, geboren 1981, ist Fachärztin für Nephrologie und lehrt an der Medizinischen Fakultät der Universität Mohammed I. in Oujda. Neben ihrer medizinischen und akademischen Karriere hat sie sich auch als Schriftstellerin und Romanautorin einen Namen gemacht.
Intissar Haddiya ist bekannt für ihre sensible Art und ihr starkes humanitäres Engagement. Ihr besonderes Anliegen ist die Unterstützung von Patienten mit Niereninsuffizienz. Als Fachärztin leistet sie nicht nur auf medizinischem, sondern auch auf gesellschaftlichem Gebiet einen beachtlichen Beitrag.
Ihr Weg zur Medizin war ein wahr gewordener Kindheitstraum. Aufgewachsen und ausgebildet in Rabat, entdeckte Haddiya im Alter von acht Jahren ihre Leidenschaft für die Medizin durch die berühmte amerikanische Serie „Dr. Kane“. „Ich war sehr beeindruckt von der Entschlossenheit dieser Frau, von ihrer Art, das Leben von Menschen zu retten und ihre Schmerzen zu lindern, so dass ich schon früh in meinem Leben beschloss, Ärztin zu werden“.
Nach ihrem Abitur entschied sich Intissar Haddiya für ein Medizinstudium und absolvierte erfolgreich die Facharztprüfung am Universitätskrankenhaus in Rabat. Die darauffolgende Assistenzarztzeit beschreibt sie als eine prägende Lebensschule. „Diese Zeit hat es mir ermöglicht, Menschen kennenzulernen und Fähigkeiten zum Aufbau von Beziehungen zu entwickeln“, erklärt sie und betont, wie sehr sie durch die Kommunikation mit Patienten und die Behandlung von Notfällen gelernt hat. Im Anschluss an diese bereichernde Phase entschied sich Intissar Haddiya für eine Spezialisierung in der Nephrologie, ein Fachgebiet, das sie von Anfang an faszinierte.
Brücke zwischen Medizin und Literatur
Von ihren Eltern ermutigt, tauchte Intissar Haddiya bereits in jungen Jahren in die Welt der Literatur ein. Hier entdeckte sie die Werke großer Schriftsteller, die ihren Weg als begeisterte Leserin prägten. „Viele berühmte Schriftsteller verschiedener Nationalitäten, darunter Afroamerikaner und Araber, haben mich beeinflusst. Ich habe immer davon geträumt, dass meine Schriften beachtet und geschätzt werden“, erzählt sie. Dieser Traum wurde 1999 Wirklichkeit, als sie ihren ersten Verlagsvertrag mit der Cambridge University Press & Assessment unterzeichnete. Ihr erstes Buch, eine Geschichtensammlung, wurde in englischer Sprache veröffentlicht.
Ihr Debütroman „Wenn Gott uns das Leben schenkt“ erschien 2016 bei Saint Honoré. In diesem Roman schildert sie die Erlebnisse einer Gruppe von Menschen, die gemeinsam eine Dialysebehandlung durchlaufen, und beschreibt ihre Erfahrungen mit Liebe, Schmerz, Hoffnung und Abenteuer. Das Buch beleuchtet das Auf und Ab des Lebens dieser Patienten und die Herausforderungen, die den Zugang zur Organtransplantation erschweren.
Ihre Spezialisierung auf Nephrologie inspirierte Intissar Haddiya zu diesem ersten Roman. Für sie ist die Medizin ein Beruf der Kommunikation und Nähe zu den Menschen - ein Fenster in die Gesellschaft, durch das sie Schmerz, Leiden, Krankheit und manchmal auch den Tod kennenlernt. In ihrer Arbeit entdeckt sie die menschliche Verletzlichkeit und erklärt: „Meine Arbeit bringt viele Ideen hervor, wirft viele Fragen auf und regt natürlich die kulturelle und literarische Kreativität an.“
Nach ihrem ersten Erfolg veröffentlichte Intissar Haddiya 2019 ihr zweites literarisches Werk, „Am Faden der Träume“, einen Gedichtband, der viele existenzielle Fragen zu Themen des Lebens und der Gerechtigkeit aufwirft. Dieses Werk gewann bei einem Literaturwettbewerb den ersten Preis für die Frankophonie.
In ihrem neuesten Roman "Die Unbekannte" schreibt Intissar Haddiya ausführlich über die Situation der Frauen in Marokko, das Erbe, verlassene Kinder, Patenschaften und andere gesellschaftlich relevante Themen. Sie beschreibt das einzigartige und pluralistische Marokko auf eine Weise, die den Leser für verschiedene Themen sensibilisiert und ihn implizit zum Dialog und zur Debatte einlädt. Intissar Haddiya verbindet ihre medizinische Expertise und ihre literarische Begabung auf beeindruckende Weise und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft. Ihre Werke inspirieren und regen zum Nachdenken an, während sie gleichzeitig ihre Patienten mit großer Empathie und Fachkenntnis betreut.
Zwischen Nephrologie, Literatur und gemeinnützigem Engagement
Für Intissar Haddiya ist die Arbeit in Verbänden eine natürliche Erweiterung ihres Berufes. „Die Verbindung zur Gesellschaft ist untrennbar, insbesondere in meinem Fachgebiet, das sich mit chronischen und finanziell belastenden Krankheiten beschäftigt“, betont sie. Sie unterstreicht die Notwendigkeit konzertierter Bemühungen und die Einbindung der Zivilgesellschaft, um die Situation zu verbessern.
Der Schritt vom Arzt und Professor zum sozialen Akteur ist für Intissar Haddiya entscheidend, um Menschen mit Niereninsuffizienz zu helfen. „Man kann nicht Nephrologe sein, ohne Organspenden zu unterstützen, da die Organtransplantation die optimale Behandlung für chronische Niereninsuffizienz im Endstadium ist.“ und ergänzt „Obwohl die Medizin in Marokko große Fortschritte gemacht hat und sich die Situation von Jahr zu Jahr verbessert, liegt noch ein langer Weg vor uns.“
Als Mutter hofft Intissar Haddiya, dass ihre Kinder verantwortungsbewusste Bürger werden, die stets ihre Rechte und Pflichten gegenüber ihrer Gesellschaft und ihrem Land erkennen. „Berufliche und persönliche Leidenschaften miteinander zu verbinden und dabei einen bedeutenden Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten, sollte die oberste Maxime eines jeden sein“, sagt sie.