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Elegant auf vier Pfoten durch den Sand

Fast ohne Spuren zu hinterlassen bewegen sie sich nachts durch die Wüste, verharren tagsüber gern an einem Ort: Sandkatzen (Felis margarita margarita). Hervorragend haben sich diese Tiere, die etwa halb so groß wie eine Hauskatze sind, an ihren Wüstenlebensraum angepasst.

Felis m margarita auf Beutezug, Foto: Alexander Sliwa

Alexander Sliwa mit Sandkatze in Narkose nach Anlegen des Senders; Foto: G. BretonDiese bemerkenswerten Katzen haben es Dr. Alexander Sliwa, Kurator des Kölner Zoos angetan. Bereits als kleiner Junge begann er sich für Tiere zu interessieren und verschlang entsprechende Literatur. Nach dem Studium der Zoologie folgten zahlreiche Reisen, Forschungen und Erfahrungen in verschiedenen Zoos. Im Laufe der Zeit hat er sich als Zoologe und besonderer Artenkenner international in der Fachwelt einen guten Ruf erarbeitet. Beruf ist Berufung für Alexander Sliwa, ergänzend kombiniert er sein persönliches Hobby, die Fotografie hervorragend mit seiner Tätigkeit.

Ob seine Leidenschaft, sich den Sandkatzen intensiver zu widmen aus den im Jahr 2000 gemeinsam mit Gea Olbricht gesammelten Forschungen: Arabische Raubtiere – Artenvielfalt in einer wenig bekannten Region entstanden ist, lässt sich sicher nicht mehr eindeutig festlegen. Seinem Traum, die Sandkatzen im Freiland zu beobachten nähert er sich damit jedenfalls.

Gemeinsam mit seinem Projektpartner Grégory Breton sichtet er im Jahr 2013 in der Region der marokkanischen Atlantiksahara bei Dakhla im Scheinwerferlicht mehrere Sandkatzen, daraus entwickeln sich Forschungsreisen in die Region.

Nach den Worten der Forscher ist das Fangen einer Sandkatze relativ einfach, obwohl Breton erklärt: Nicht nur, dass sie sehr selten vorkommen, sie hinterlassen so gut wie keine sichtbaren Spuren, sie hinterlassen nichts von ihrer Beute und dazu sind sie auch noch sehr leise. Sie bewegen sich fast unsichtbar in der Dämmerung und nachts, und sind Meister des Versteckens.

Felis margarita margarita, perfekte Tarnung Foto: Alexander SliwaFelis margarita margarita, keiner sieht mich! Foto: Alexander SliwaNach Sonnenuntergang sind die Forscher daher mit Scheinwerfern in den Streifgebieten der Katzen unterwegs, können deren reflektierende Augen auf weite Entfernung erkennen. Dann wird ihnen gefolgt und hier stellt sich heraus, dass schon eine gute Kondition erforderlich ist, um sie tatsächlich zu fangen. Da das Fell der Katzen sie perfekt tarnt, flüchten sie bei Gefahr oft nicht, legen sich eher flach in den Sand oder verstecken sich unter Büschen. Jetzt können sich die Forscher einer Katze nähern, um sie zu Untersuchungszwecken mit einem Handkescher zu fangen. Trotz der nicht ganz einfachen Suchumgebung erklären sie, von der Entdeckung einer Katze bis zu ihrem Fang durchschnittlich nur zwei Minuten zu brauchen.

Interessant, was diese eleganten Katzen dann alles verraten. Ihr Erscheinungsbild beschreibt Dr. Alexander Sliwa uns: Sandkatzen sind etwa halb so groß wie Hauskatzen, mit denen sie auch in eine Gattung (Felis) gestellt werden. Kater in der Sahara wiegen durchschnittlich 2.2 kg und Weibchen 1.70 kg. Sie haben eine weißliche bis gelb-graue Fellfärbung. Nur an den Beinen und im letzten Drittel des Schwanzes haben sie dunkle Querstreifen. Ihre Iris ist gelb bis grünlich. Besondere Anpassungen an das Wüstenleben sind die langen dunklen Haare zwischen den Zehen der Pfoten, die das Einsinken im Sand vermindern und Schutz vor Verbrennung der Haut bei den hohen Temperaturen bieten. Außerdem haben sie sehr große breite Ohren, die auf einen hervorragenden Hörsinn, noch besser als bei andere Katzenarten hindeuten.

Felis margarita margarita, Futter im Blick  Foto: Alexander SliwaAngepasst an ihren Lebensraum ist eine Sandkatze nicht außergewöhnlich gut im Klettern oder Springen, sie ist aber ein ausdauernder Läufer und Lauerer. Diese Fähigkeit, gepaart mit ihrem exzellenten Hörsinn ermöglicht es ihr, Beute auszumachen. Auf ihrem Speiseplan stehen kleine Nagetiere und Vögel, Reptilien, Insekten und Spinnen.

Die Forscher haben sich bei ihren in Marokko gesammelten Daten auf die Ökologie der Sandkatzen fokussiert. Dazu werden ausgewählte Katzen auf die bereits beschriebene Methode gefangen, zu Untersuchungszwecken narkotisiert und mit Funkhalsbändern ausgestattet. Mit tragbaren Empfängern, Antennen und Kopfhörern können die Tiere dann verfolgt und beobachtet werden. Anhand der gesammelten Informationen wird vermutet, dass die Wanderungen der Sandkatzen wahrscheinlich von mehreren Faktoren abhängen, darunter Alter, Umwelt- und Klimabedingungen und möglicherweise Störungen durch den Menschen…

Groß sind die Verbreitungsgebiete der nachtaktiven Katzen, die die Hitze des Tages ruhend unter niederem Gebüsch oder in gegrabenen Höhlen verbringen. Eine nächtlich zurückgelegte Strecke von 16 km ist keine Seltenheit für die kleinen Tiere. Mit den gesammelten Daten gelingen den Forschern nun Rückschlüsse auf deutlich größere Verbreitungsgebiete, als bislang bekannt. Weiterhin erklärt Sliwa: Unsere Ergebnisse stellen auch den Schutzstatus der Art in Frage. Wenn die Streifgebiete der einzelnen Individuen jedoch deutlich größer sind, wie unsere Studie zeigt, sind die Populationszahlen wahrscheinlich niedriger als geschätzt.

Felis margarita margarita, Schnell weg hier, Foto: Alexander SliwaDie so intensive Beschäftigung mit den Tieren führt wie nebenbei zu ganz außergewöhnlichen Beobachtungen. Im Frühjahr 2017, mitten in der Nacht unterwegs auf Katzensuche tauchen plötzlich drei kleine Augenpaare im Scheinwerferlicht auf. Beim vorsichtigen Nähern entpuppen sich diese als drei unter einem Grasbüschel verborgene Jungtiere. Lange beobachtet und fotografiert das Forscherteam diesen sensationellen Fund und stellt Kamerafallen auf. Wir konnten Bilder und Videos aller drei Jungtiere aufnehmen, die in den ersten Stunden des Lichts spielten, bis sie um 08:30 Uhr das Bild verließen. Tatsächlich ist den Forschern mit diesem Zufallsfund die erste Sichtung mit fotografischer Dokumentation von jungen Sandkatzen in Marokko gelungen.

marokko-erfahren und Dr. Alexander Sliwa

Alexander Sliwa beim Tracken der Sandkatzen Foto: J. KusakWährend unseres längeren Aufenthaltes in Marokko 2017/2018 bewohnten wir ein kleines Haus unweit einer Unterkunft in Sidi Rbat. Eines Nachmittags sprach mich jemand auf dem Hof in Deutsch auf unser Autokennzeichen DD an. Es stellte sich heraus, dass Alexander Sliwa mit seiner aus Dresden stammenden Frau und zwei Töchtern hier einige Tage Urlaub verbrachte. Ein sehr anregendes Gespräch bei gemeinsamem Tee führte dazu, den Kontakt zu pflegen, reger Mailverkehr entwickelte sich danach. Die auf Streifzügen durch das Land entdeckten uns oft unbekannten Tiere beschrieb ich ihm und erhielt stets zuverlässig eine kompetente Antwort. Wieder zurück in Deutschland besuchten wir Alexander Sliwa und erhielten im Kölner Zoo eine absolut spannende Sonderführung „hinter den Kulissen“.

Fachlich unterstützt Alexander Sliwa seitdem unsere Kartenarbeit, wenn es gilt, für die Textseite Tiere und ihre Lebensräume fachgerecht zu beschreiben oder aus seinem Fundus passende Fotos zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile übersetzt er auch mit viel Engagement Texte - nicht nur über Marokkos Fauna - in die englische Sprache.

Quellen:

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