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Fotos sind nicht einfach nur Aufnahmen

Als Kind habe ich viel gezeichnet, ich habe alles gezeichnet, was mir vor die Augen kam, am liebsten Zeichentrickfiguren. Ich habe in der Schule an Zeichenwettbewerben teilgenommen und sogar öfter Preise gewonnen. Das war in der Grundschule. Meine Eltern kauften die notwendigen Malmaterialien, die meist schnell aufgebraucht waren. Meine Freunde in der Schule nannten mich den Künstler. 1994 nahm ich an einem nationalen Kunstwettbewerb teil und gewann einen Preis! Das war ein unvergesslicher Moment.

Achraf BaznaniAn meinem Geburtstag habe ich eine Kamera geschenkt bekommen. Ich weiß es noch genau, es war Kodak Ektra compact 250, eine kleine analoge Kamera. Meine ersten Bilder kamen gut an. Aber ich kann nicht sagen, dass dies der Beginn meiner Karriere in der Fotografie war. 

Die Digitalisierung und Bildbearbeitungsprogramme Anfang der 2000er Jahre gaben mir endlich die Möglichkeit Bildaussagen so zu erschaffen wie ich sie mir vorstellte. Ich habe Bilder gesehen, bei denen ich nicht verstehen konnte, wie sie gemacht wurden, und ich habe auch nicht versucht zu verstehen, wie sie gemacht wurden, bis ich die elektronischen Werkzeuge entdeckte, den Computer in den 90er Jahren und Anfang der 2000er Jahre.

Parallel beschäftigte ich mich auch mit Film. 2006 drehte ich meinen ersten Kurzfilm "Marche" und gewann den ersten Regiepreis beim Internationalen Festival des Bildungsfilms in Casablanca. Dies war eine neue Erfahrung fernab des Zeichnens. Ich habe daraufhin mehrere Kurzfilme gedreht, darunter "Emigrent",  der mehrere nationale und internationale Preise gewann.

Da ich meinen Traum, Regisseur zu werden nicht verwirklichen konnte, widmete ich mich wieder der Liebe meiner Kindheit, die Fotografie, aber dieses Mal der künstlerischen Fotografie.

Achraf BaznaniIch habe mich schon immer von anderen Fotografen unterscheiden wollen. Auf klassische Weise Fotos zu machen, war nie mein Ziel. Nach einer intensiven Vorbereitungs- und Ausbildungsphase, erstellte ich das erste Foto, das „Spider Baby“. Es ist die Darstellung eines Babys, das an einer Wand entlangkrabbelt, während seine Geschwister auf dem Boden versuchen, es zu erreichen. … Die naheliegenden Fragen waren: Wie kam es dorthin? und welch Kameraperspektive war dazu erforderlich?

Ich versuche dem Betrachter eine Botschaft zu vermitteln, egal ob es sich dabei um eine politische Botschaft, einen sozialen Kommentar oder einen emotionalen Aufschrei handelt. Daher gibt es in meinen Werken ein gewisses Maß an Abstraktion: Das Bild ist kein explizites Beispiel für das Konzept, sondern ein allgemeiner Ausdruck der Idee. Mit dem Surrealismus kann ich eine Pause von der Realität machen. Der Surrealismus führt uns von der realen Welt in die Traumwelt. Wir können unsere Träume oder surrealistischen Ideen im realen Leben mithilfe von Fotografie nachstellen und mit anderen teilen.

Achraf Baznani

Achraf BaznaniFotos sind nicht einfach nur Aufnahmen, die von der Kamera selbst gemacht und produziert wurden, sondern als ein interessantes Mittel, um Menschen für verschiedene Dinge zu sensibilisieren und bieten auch den besten Weg, um die Gefühle eines Fotografen zu zeigen.

Der Weg vom Konzept bis zum fertigen Stück kann lang sein. Vielleicht ist es nicht so, dass ich plane, einen Traum in surreale Bilder zu übersetzen. Ich zeichne die Idee rasch auf und fange dann an, die notwendigen Fotos zu machen. Dann füge ich sie mit manipulativen Werkzeugen zusammen und stelle schließlich das fertige Bild zusammen.

In der Tat ist die Bildkomposition eine der schwierigsten Arbeiten an einem Foto. Ein gutes Foto zu gestalten ist nicht leicht. Es erfordert eine Menge Arbeit, um eine gute Komposition zu erstellen, die die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht.

Im Vergleich zu der Aufmerksamkeit, die die Fotografie im Westen erfährt, hat sie in Marokko und auch in der übrigen arabischen Welt keinen so respektablen Platz finden können. Das beeinträchtigt die Kreativität und die Entwicklung der Fotografie auf lokaler Ebene sehr stark. Dementsprechend erhielten meine Werke in Marokko nicht die nötige Aufmerksamkeit. In Europa dagegen fanden sie großes Interesse und Anerkennung beim Kunstpublikum, bei Ausstellungen und Zeitschriften.

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